Leben/Gesellschaft

Das ganze Leben ist Mathematik

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Die Mathematik hat in Österreich kein gutes Image. Auch die Zentralmatura, die ja ursprünglich das Fach lebensnaher machen sollte, hat nicht dazu beigetragen, dass die Österreicher ihre Liebe zur Mathematik entdecken. Ganz im Gegenteil. Dabei brauchen wir die Mathematik täglich. Wo, wie und warum wir diese Wissenschaft nutzen, das erläutert Rudolf Taschner in seinem Vortrag: "Mathematik und der Alltag" in den Hofstallungen des Mumok in Wien.

Ein Beispiel gefällig? Zwei Bauern erhalten ein Grundstück. Sie können wählen zwischen einem mit den Außenmaßen 50 mal 50 Meter und einem von 20 mal 80 Metern. Welches Areal soll er wählen? Im Vorteil ist, wer den Flächeninhalt berechnen kann. Der greift natürlich zum ersten Grundstück.

Der Weg zur Lösung

Etwas anspruchsvoller ist das nächste Alltagsbeispiel, das die Grafik (siehe unten) illustriert: "Lesen Sie sich die Aufgabe genau durch", sagt Taschner: "Meine Frage lautet also: Wie groß ist die Durchschnittsgeschwindigkeit?" Spontan antworten die meisten wohl: "90 km/h". Doch leider "ist diese Antwort falsch". Der Herr Professor verrät die Formel, die anzuwenden ist (2uv / u+v) und die zum richtigen Ergebnis führt: Es sind tatsächlich 80 km/h.

So weit so gut. "Doch es macht nicht glücklich, nur die Formeln anzuwenden, ohne zu verstehen, was man da rechnet", sagt Taschner. Freude an der Mathematik hat nur, wer auch versteht, was er rechnet. "Um beim Beispiel des Autofahrens zu bleiben: Rechnen Sie aus, wie lange der Fahrer insgesamt unterwegs ist und berechnen Sie dann das durchschnittliche Tempo. Auch so kommen Sie zum richtigen Ergebnis. Das Schöne ist, dass Sie jetzt verstanden haben, wo vorher Ihr Fehler lag. Und wer versteht, der hat Spaß an der Sache. Die Lust an der Erkenntnis macht glücklich." Darum geht es.

Taschner kann sich einen Seitenhieb auf das Bildungsforschungsinstitut bifie, das die Zentralmatura organisiert, nicht verkneifen: "Man muss das Fach so vermitteln, dass alle den Grundstoff verstehen. Das ist der Königsweg. Nur so kann man Lust auf die Mathematik machen."

Doch die Aufgaben, die zur neuen Reifeprüfung erstellt wurden, "sind alles, nur nicht praxisorientiert", kritisiert Österreichs bekanntester Mathematiker. "Es ist schade, dass das Fach weit unter seinem Wert verkauft wird", bedauert er.

http://mathspace.or.at

Rudolf Taschner spricht über "Mathematik und der Alltag" im Rahmen einer Vortragsreihe. Ort: 11 und 19. März, jeweils 19 Uhr math.space, Hofstallungen des MUMOK, 7. Wien, Museumsplatz 1

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