24-Stunden-Betreuung: Es gibt auch faire Anbieter
Von Uwe Mauch
„Sie hat mir meine Lebensfreude zurückgegeben“, sagt Frau Leopoldine und umarmt dabei ihre Betreuerin wie ihre eigene Tochter. Es ist ein berührender Moment in der Küche eines Bauernhauses in Velm, einer Ortschaft im Süden von Wien.
Das ist die Geschichte von der Agentur „ LebensWerte“ (wurde vom VKI nicht getestet), von zufriedenen Kunden und einer fair bezahlten 24-Stunden-Betreuerin. Die Agentur könnte als Vorbild dienen.
Frau Olga erwidert die Dankbarkeit der alten Bäuerin umgehend, ebenso zärtlich. Sie kommt aus Satu Mare, einer kleinen rumänischen Stadt an der Grenze zu Ungarn. Sie ist gelernte Buchhalterin, hat lange in einer Bank gearbeitet. Vor sieben Jahren hat sie einen Kurs absolviert, um „im Westen“ neu zu beginnen. „Weil ich damit mein Einkommen deutlich verbessern konnte.“
Die 58-jährige Rumänin ist heute eine von gut 70.000 Frauen aus Osteuropa, die in Österreich bei der Rund-um-die-Uhr-Betreuung betagter Menschen helfen. „Auch ich habe anfangs für eine dubiose Vermittlungsagentur gearbeitet“, erzählt sie. Vom Honorar, das ihre Patientin bezahlen musste, hat sie nur einen Teil gesehen. Im Kleingedruckten ihres Vertrags versteckten sich weitere Fallstricke, die sie zu einer Leibeigenen der Agentur machten.
Langsam spricht es sich jedoch herum, bei Betreuern und Betreuten: Es sind clevere, mutige Frauen wie Frau Olga, denen es gelungen ist, sich aus den Fängen der kriminellen Geldmacher zu befreien. „Mit meiner jetzigen Agentur bin ich sehr zufrieden“, betont sie.
Direkt auf ihr Konto
Das Honorar der Velmer Bäuerin bekommt Frau Olga 1 : 1 auf ihr Bankkonto (die Agentur kassiert 90 Euro pro Monat, als Vermittlungsgebühr). Mit welchem Transportmittel sie nach Rumänien fährt, kann sie selbst entscheiden. Hätte die Chemie zwischen Bäuerin und Betreuerin nicht gepasst, hätte die Agentur für beide umgehend Alternativen geboten.
„Olga hat sofort Ruhe in unsere Familie gebracht“, erzählt einer der drei Töchter der Bäuerin dankbar. „Nach dem schweren Sturz unserer Mutter waren wir alle komplett durch den Wind.“
Im ersten Moment wollten die Töchter die Betreuung ihrer Mutter selbst in die Hand nehmen, doch das erlaubten die Ärzte im Krankenhaus nicht. Aus gutem Grund – die Mutter benötigt Betreuung rund um die Uhr. Die Familie hatte Glück im Unglück: Die Bewegungseinschränkung der zuvor rüstigen Alt-Bäuerin hatte sie aus heiterem Himmel getroffen. Aufgewühlt wandte man sich an eine Agentur in der Nachbarschaft, ohne dabei die Konditionen zu vergleichen.
„Ich war nach dem Krankenhaus so schwach“, erinnert sich Frau Leopoldine. „Mir war alles egal, ich wollte nicht mehr.“ Doch da trat der Sonnenschein in ihr Leben. Mit der Ansage: „Du bist eine starke Frau, du musst wieder gesund werden, denn ich brauche dich als Trauzeugin bei meiner Hochzeit.“
Vor einem Monat hat Frau Olga geheiratet: einen netten Niederösterreicher. Und die wieder zum Leben Erweckte konnte und wollte dank eines intensiven Motivations- und Bewegungsprogramms ihre Trauzeugin sein. „Zum ersten Mal in meinem Leben“, wie die heute 88-Jährige mit einem Lächeln hinzufügt.
Krankheit, Alter als Chance? Nicht alle 24-Stunden-Betreuer passen derart gut zu einer Familie wie Frau Olga. Und nicht alle gehen derart wertschätzend mit dem Personal um wie die Familie in Velm. Wesentlich ist allerdings auch: Nicht alle Vermittlungsagenturen bieten ein derart seriöses Service.