So wird das neue ORF-Programm: Frische Serien, anderes "ZiB"-Studio
Am Tag nach der bildgewaltigen Beisetzung von Queen Elizabeth II. zeichnen die Quoten ein klares Bild: Drei Millionen Zuseher in Österreich verfolgten die neunstündige Sondersendung rund um das Staatsbegräbnis in ORF2 und ORFIII. Das sind 40 Prozent der heimischen TV-Bevölkerung ab 12 Jahre.
Daraus schöpft man im ORF, vernehmbar bei der Pressekonferenz zur TV-Saison 2022/23 am Dienstag, Hoffnung und Motivation. „Ein Tag, der fast perfekt war für den ORF“, sagte Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, zumal am Montag auf dem von ihr verantworteten ORF1 auch noch die Serie „Blackout“ mit Moritz Bleibtreu einen guten Start hingelegt hat. Groiss-Horowitz unterstrich dabei, dass sowohl Sondersendung als auch Serie durch die Sonderdotierung des Programmbudgets mit zusätzlich 15 Millionen aus Umschichtungen und Kürzungen in der Struktur möglich geworden sind. „Wir wollen fürs Programm sparen und nicht am Programm.“
ORF2-Channel-Manager und Unterhaltungschef Alexander Hofer betonte die Verlässlichkeit des Öffentlich-Rechtlichen. „In Zeiten mannigfaltiger Krisen ist der ORF jene Ankerstation, wo man Informationen, Hintergründe und Service bekommt.“
Österreichische Serien
Der Legitimationsdruck ist bis auf den Küniglberg rauf spürbar. Dem tritt man geradezu flächendeckend entgegen mit der Devise „mehr österreichisches Programm“. Auf dem seit Jahren kritisch beäugten ORF1 konzentriert man nicht nur wirtschaftlich „alle Kraft in die Kernzone“ ab dem Vorabend und bis 23 Uhr, um ein „dichtes, verlässliches, eigenproduziertes Programm anbieten“ zu können, so Groiss-Horowitz. Das bringt etwa mehr österreichische Fiction und Koproduktionen am Montag sowie Dienstag.
Welche neue Serien im ORF starten
So starten noch vor der Fußball-WM die Serien „Tage, die es nicht gab“ mit Franziska Weisz und „Totenfrau“ mit Anna Maria Mühe. Voraussichtlich noch heuer werden in zwei Specials die „MA 2412“-Pensionisten „Weber und Breitfuß“ aktiviert. Auch „Schnell ermittelt“ kehrt, nun als Privatschnüfflerin, 2023 zurück. Die Nachfolge-Serie der „Vorstadtweiber“ namens „Biester“ steht ebenso an wie neue Landkrimis und Stadtkomödien. „An der einen oder anderen neuen Serie“ wird gearbeitet.
Der Info-Mittwoch in ORF1 mit „Dok1“ wurde soeben um „Brennpunkt Österreich“ erweitert.
Herbst-Event offen
Durchfinanziert ist der Freitag als Unterhaltungstag in ORF1. Da steht vor der WM noch eine „Comedy-Challenge“ ins Haus. Eine weitere Runde „Dancing Stars“ und eine neue Musikshow, zu der noch keine Details genannt wurden, kommen 2023.
Ob das Herbst-Event erneut das revitalisierte „Starmania“ wird, ist erst zu entscheiden. „Zwei, drei neue Angebote im neuen Jahr“ an „spitzen, schrägen Formaten“, so die Programmchefin soll es für die „Dienstagnacht“ auch noch geben. Auch an der Neuaufstellung des Kinderprogramms wird gearbeitet.
Da und dort wird auch am „Lieblingsprogramm der Österreicher“, ORF2, gefeilt, aber „ohne das Publikum zu verstören“, erklärte Channel-Chef Hofer. Die augenfälligste Änderung findet um den Jahreswechsel statt. Nicht, dass „Bergdoktor“ Hans Sigl mit Francine Jordi die „Die große Silvester Show“ moderieren wird, ist gemeint. Viel mehr warten dann alle „ZiB“-Ausgaben mit neuem Look auf, aber auch „Aktuell nach eins“ und „Aktuell nach fünf“. Möglich macht dies ein neues automatisiertes Studio, das im jüngst eröffneten multimedialen Newsroom in Betrieb geht. Schon davor ist man mit Landtags- und Bundespräsidentenwahl gefordert.
Hofer unterstrich: „Wichtig ist mir, den Gesamtauftritt von ORF2 ganz stark Richtung Info und Service weiterzuentwickeln.“ Dazu passt auch „G'sund in Österreich“, das vier Mal jährlich mit ORF-Moderatorin und Betriebsärztin Christine Reiler auf Sendung geht.
Kultur und Augenzwinkern
Zum Start ins neue Jahr gibt es traditionell „Das Neujahrskonzert“ der Wiener Philharmoniker, das Franz Welser-Möst zu dritten Mal dirigiert. Erstmals wird eine Produktion aus der Volksoper Wien („Jolanthe und der Nussknacker“) in ORF2 zu sehen sein. Ein neues Einsatzgebiet hat Kabarettist Rudi Roubinek. In „Feiern wie die Götter“ blickt er „mit einem Augenzwinkern“ auf diverse religiöse Feste und Riten.
Ein Comeback gibt Alfons Haider nunmehr als „Mister Musical“, der die größten Musical-Erfolge vorstellt. „Liebesg'schichten und Heiratssachen“ sowie die Formate „Orte der Kindheit“ und „Weites Land“ werden fortgesetzt.
Fiktionale Highlights in ORF2 sind etwa die Highend-Serie „Der Schwarm“ (Regie Barbara Eder) sowie weitere Folgen von „Vienna Blood“ und „Die Toten von Salzburg“.