Kultur

Salzburger Festspiele: Was Buhlschaft und Jedermann heuer tragen

Das Geheimnis, in welches Kostüm heuer die Buhlschaft des „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen schlüpft, ist gelüftet: Verena Altenberger tanzt in rotem Seidenchiffon und trägt darunter einen Hosenanzug. „Jedermann“ Lars Eidinger tritt in schwarzem Renaissancerock, einer aus Goldgarn gestrickten Hose im 1970er-Stil und blauen Absatzschuhen auf. Fazit: Das Ensemble trägt genderfluide Kostüme, stilistisch angesiedelt zwischen Renaissance, Barock und 21. Jahrhundert.

Die Kostümwerkstätte der Salzburger Festspiele hat sich für die Neuinszenierung des „Jedermann 2021“, die am kommenden Samstag (17. Juli) Premiere hat, ordentlich ins Zeug gelegt. „Wir haben zwischen 6.000 und 7.000 Stunden an den Kostümen gearbeitet“, schilderte Kostümdirektor Jan Meier am Dienstag bei der Präsentation der „Best off“ Kleidungsstücke des „Jedermann“.

Rund 90 Prozent der Kostüme sind in der Festspielwerkstätte genäht worden. Der Modestil erstreckt sich über mehrere historische Epochen. „Wir nehmen etwas von der Vergangenheit mit und schauen in die Zukunft“, erläuterte Schauspielchefin Bettina Hering. Dem Betrachter eröffnet sich ein buntes, verspieltes Potpourri aus leichten, wehenden, transparenten Stoffen und Schleiern, Samthöschen, Spitzenkrägen, Halskrausen, gehäkelten Häubchen und High-Heel-Schuhen. „Die vielen Spitzenkrägen sind schöne poetische Versatzteile an den Kostümen“, sagte Meier.

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Hörbiger mit Perücke

„Teufelin“ Mavie Hörbiger trägt zwar nicht Prada, aber einen beigen, absatzlosen, riesigen Hufschuh. In der Rolle des „Gott“ lastet auf ihrem Kopf eine schwere Perücke mit 1,10 Meter langen, weißen Kunsthaaren. Der Tod, von Edith Clever verkörpert, erscheint zuerst in einem schwarzen, dann in einem weißem Kostüm. Die schwarze Figur assoziiert Furcht und die weiße die Hoffnung, beschrieb Kostümbildnerin Renate Martin.

Die Intention war, sich von Allegorien wegzubewegen und neue Assoziationen von Figuren aufzuzeigen, erklärte die Kostümbildnerin. Der hohe „Kopfputz“, ein gehäkeltes Häubchen, macht den Tod „noch mächtiger und größer“ und mit dem schlichten Kleid unter der Spitzenschleppe auch „eleganter“. „Wenn man die Schauspieler gut kennt und weiß, wie sie sich auf der Bühne bewegen, dann kann man gute Kostüme machen.“

Eidinger schlug Fatsuit vor

„Jedermann“ Lars Eidinger kann sich in der leicht transparenten Strickhose auf der Bühne gut bewegen. „Lars beschäftigt sich sehr mit seinen Kostümen“, erzählte Martin. Er schlug einen Fatsuit als Inbegriff des reichen Mannes vor. Daraus wurde das Kostüm aus leichtem Material angefertigt. „Er hat es angezogen und war so begeistert, dass er es bis zur Premiere nicht mehr ausziehen will.“ Seiner Buhlschaft geht es da nicht anders. „Ich wollte Verena einen fliegenden Umhang geben. Den liebt sie.“ Die Kostümbildnerin hat den Seidenchiffon in Mailand gekauft.

Dass die Buhlschaft wieder einen Hosenanzug trägt, sei vom Kontext her klar gewesen, sagte Martin. „Sie ist keine Renaissancefigur. Es war wichtig, dass sie wieder ins 21. Jahrhundert gesetzt wird. Ein Mieder ist für das 21. Jahrhundert nicht zeitgemäß. Und sie ist auch eine Tänzerin, sie braucht die Beweglichkeit.“ Erstmals ist eine Buhlschaft in Hosen im Jahr 2019 bei den Salzburger Festspielen aufgetreten - damals verkörpert von der Schauspielerin Valery Tscheplanowa.