Gewalt gegen Ex-Frau: Ein YouTuber dreht durch, das Internet sieht zu
Schilderungen über jahrelange häusliche Gewalt und eine versuchte Tötung. Auf der anderen Seite wird eine Hetzjagd gestartet und ein Kopfgeld ausgesetzt. Und das alles öffentlich auf Social Media, das ganze Internet sieht dabei zu. Die schweren Vorwürfe rund um den österreichischen YouTuber und Rapper "Mois" ziehen auf YouTube, Instagram und TikTok immer größere Kreise.
Zelemkhan Arsanov, wie "Mois" mit bürgerlichem Namen heißt, soll seine Ex-Frau Anys über Jahre hinweg psychisch und physisch misshandelt haben. Das erzählt die Frau selbst auf ihrem Instagram-Kanal in einzelnen Videos, die knapp zwei Stunden ausmachen. Sie zeigt Belege und schildert die mutmaßliche Gewalt in allen Details.
Ex-Frau schildert gewaltvolle Ehe mit Mois
Zwei Stunden, in denen Anys von ihrer sieben Jahre andauernden Ehe erzählt, die von Gewalt und Demütigungen geprägt ist. Sie stützt sich dabei auch auf polizeiliche Dokumente. Da ist das Elternhaus Arsanovs, wo Anys eigenen Angaben zufolge wie eine Sklavin gehalten worden sein soll. Der Kontakt zu ihrer eigenen Familie sei ihr untersagt worden.
Sie erzählt von mehren Umzügen, Drohungen, Wutausbrüchen, Gewalt. Von Selbstmord-Gedanken und einer Situation, die beinahe eskalierte: Arsanov soll sie gewürgt und ihren Kopf auf den Boden geschlagen haben, nachdem sie eines seiner Videos kritisiert hatte. Nachbarn riefen die Polizei, nur das soll ihr das Leben gerettet haben.
In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u.a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie/Gewaltschutzzentrum Wien: www.interventionsstelle-wien.at und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133
Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe?
Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.
Die Telefonseelsorge ist unter der kostenlosen Telefonnummer 142 rund um die Uhr als vertraulicher Notrufdienst jeden Tag des Jahres erreichbar.
Die Ö3-Kummernummer ist unter 116 123 täglich von 16 bis 24 Uhr und ebenfalls anonym erreichbar.
Auf der Website www.bittelebe.at finden Angehörige/Freunde von Menschen mit Suizidgedanken Hilfe.
Rat auf Draht ist die österreichische Notrufnummer für Kinder und Jugendliche. Die Nummer ist unter 147 rund um die Uhr anonym und kostenlos erreichbar.
Kopfgeld ausgesetzt
In einem vor kurzem veröffentlichten Interview gibt "Mois" das sogar zu. "Ich habe sie geschlagen, und ich bin Gott dankbar, dass ich sie nicht getötet habe!" Er habe es nicht getan, weil er sich unter Kontrolle habe: "Aber es ist schwer, sich zu kontrollieren." Es sind Szenen wie diese, die auf die endgültige Trennung folgen und gerade auf Social Media die Runde machen.
Arsanov, der manisch, erratisch in die Kamera redet und schreit, der mit seinen Followern auf Instagram und TikTok teils auf Englisch, teils auf Deutsch seine Wutausbrüche teilt. Er veröffentlicht teilweise private Chats, beschimpft Anys immer wieder als "Kahba" (Hure) und setzt sogar ein Kopfgeld auf sie aus. Und Arsanov legt sich dabei auch mit allen möglichen Rappern und Influencern an. Besonders auf den Rapper "Sun Diego" hat er es abgesehen, dem er eine Affäre mit seiner Ex-Frau unterstellt. Dabei gibt er auch antisemitische Aussagen von sich, bezeichnet diesen als "dreckigen Juden".
Internet sieht weiter zu
Diese Tiraden ziehen sich über Tage. Arsanov soll sich aktuell nach einem Fluchtversuch irgendwo in Italien befinden. Von dort postet er weiter Statements und kurze Instagram-Videos. Mal in einem Hotelzimmer, mal aus einem Taxi. Und immer wieder die Attacken gegen seine Ex-Frau und Sun Diego. Aber auch seine eigene Familie kommt dabei nicht gut weg. Und das Internet sieht zu. Es wird kommentiert, reagiert und die Inhalte weiterverbreitet. Auf YouTube haben diese Videos zehntausende Aufrufe.
Ein Ende dieses irren Schauspiels ist vorerst nicht in Sicht. Und das eigentliche Thema, die schweren Vorwürfe gegen "Mois" wegen häuslicher Gewalt, rücken immer mehr in den Hintergrund.