Kultur/Medien

ORF-Sportrechte: "Die Situation ist herausfordernd"

„Ka Geld, ka Musi“. Diese simple Weisheit bekommt dieser Tage der ORF nachdrücklich zu spüren. Die Fußball-Saison ist national und international in der Endphase, das Publikumsinteresse entsprechend groß. Doch der auf (politisch verordnetem) Sparkurs segelnde Öffentlich-Rechtliche ist immer seltener live dabei. Beim Finale der Europa League (29. 5.) jubelt Puls4 und Sky bei der Champions League (1.  6.). Das DFB-Pokal-Finale mit den Bayern und Leipzig am Samstag rückt erstmals ServusTV ins Bild.

Das hinterlässt bei den Quoten Spuren. Nach ORF-Berechnungen hat der Wegfall der Champions League und des Sonntagsspiels der Bundesliga ORF1 zwei Prozentpunkte gekostet. Das spürt man besonders bei den jungen Zusehern, der eigentlichen Zielgruppe, bei der man im April nur noch 10,3 Prozent Marktanteil hatte.

„Die Situation ist, wie das heute so heißt, herausfordernd“, sagt ORF-Sportchef Hans Peter Trost. „Wir würden das natürlich gerne alles zeigen. Es ist aber bei vielen Sport-Rechten der Punkt gekommen, wo wir uns als Öffentlich-Rechtlicher fragen müssen, ob der wirtschaftliche Aufwand dafür nicht Produkte, die andere Publikumsschichten und Gebührenzahler mehr ansprechen, in Mitleidenschaft ziehen würde.“

Millionen

Sky hat mit Bundesliga und Champions League (gemeinsam mit DAZN) – messbar – inzwischen eine relevante Größenordnung erreicht. Das erforderte bei der CL ein Investment von geschätzten 20 Millionen. Was den Bundesliga-Klubs noch an Aufmerksamkeit fehlen sollte, wird wiederum durch stolze 35 Millionen jährlich abgegolten. Der von der (alten) Regierung angedachte Eingriff, Liga-Spiele auf die TV-Schutzliste zu setzen, wäre demnach für einige Klubs wirtschaftlich fatal. Trost ist „aus gesellschaftspolitischer Sicht“ trotzdem dafür.

Das ORF-Sport-Budget ist ja nicht klein– die etwa 80 Millionen pro Jahr entsprechen gut 30 Prozent des ganzen Programmbudgets. Zudem hat der ORF viele attraktive Rechte. Noch. Denn „das ist ein großes Geschäft geworden, bei dem einige wenige ganz große internationale Player Regie führen.“ Er wolle nicht wehleidig klingen, betont Trost. „Aber da geht es weder um das Wohl des Sports noch um die Fans.“

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Und auch nicht mehr darum, wer hierzulande ein Recht kaufen würde. Ein Beispiel: Wohl wird immer wieder auf ServusTV erfolgreich Tennis gespielt. Doch die Zukunft könnte so aussehen, wie bei einem ATP-250-Turnier im Vorjahr. Da schlug Dominic Thiem auf der Homepage des Turnier-Sponsors Kia auf. Trost weiß, warum: „Die Menschen bewegen sich zu den Inhalten – spielt Thiem bei uns, schauen die Leute bei uns, spielt er woanders, schauen Sie dort.“

Dieser Logik folgen auch Neueinsteiger ins Bewegtbild wie nun wieder verstärkt Telekom-Unternehmen.

Das Thiem-Beispiel zeigt noch andere Probleme des ORF. „So bald es in die Nähe eines Finales geht, wird Tennis vor dem Gesetz zum Premium-Sport, den wir nicht auf Sport+ senden dürfen. Dann bräuchte es einen Haupt-Sender, bei dem es etwa in Bezug auf Tennis eine andere Philosophie gibt als jetzt.“ Heißt: Tennis geht nicht auf ORF1.

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Prinzip Hoffnung

Anders ist es noch mit der Formel 1. Die funktioniert in Österreich, anders als in Deutschland, sehr gut. Doch der Vertrag endet 2020. Die Entscheidung für oder gegen ein Gebot naht. Verlängern würde Trost gern. Aber „wir befinden uns mitten im Budgeterstellungsprozess, in dem wir jeden Euro dreimal umdrehen und, wie jedes Jahr, alles hinterfragen.“ So denkt man aktuell im ORF als Sparmaßnahme daran, manche Ski-Rennen künftig aus dem Studio und nicht mehr von vor Ort zu kommentieren.

Im nächsten Jahr wird aber niemand auffallen, dass attraktive Sportrechte im ORF knapp werden. 2020 stehen Olympische Sommerspiele in Tokio auf dem Programm – „da sind wir bereits gut und günstig aufgestellt.“ Und dann ist da noch die Fußball-Europameisterschaft. „Die Hoffnung, dass wir uns qualifizieren, lebt weiterhin“, sagt Trost. Günstiger wäre es allerdings anders. Aber dieser Gedanke verbietet sich für einen ORF-Sportchef.

Sport-Rechte im ORF-Portfolio (Auszug)

Fußball

Alle Spiele des ÖFB-A-Teams  im Rahmen von Qualifikationen und  Nations League bis 2022;  alle 51 Spiele der  Fußball-EM 2020; die WM 2022; U-21-EM (ab Mitte Juni); die Highlight-Berichterstattung   aus der Bundesliga sowie 30 Live-Spiele und Höhepunkte der 2. Liga; ÖFB-Cup (jeweils bis 2022)

Weitere Highlights

Formel 1 und Formel E bis 2020; Olympische Spiele Winter und Sommer bis 2024; Ski WM alpin und  nordisch 2021;   Ski Weltcup alpin und nordisch  Ausland bis 2021;  Ski Weltcup alpin und nordisch  Österreich und Schweiz bis 2022;  ATP US Open und Wien (2019); French Open (bis 2021).