ORF-Show "9 Plätze – 9 Schätze": Zefix, obm auf der Alm, huidieeeee
Von Peter Temel
*Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends.*
„Manche von Ihnen werden sagen: ‚Der Alte soll eine Ruhe geben, ich kann’s schon nimmer hören‘“, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seiner Ansprache am Nationalfeiertag. „Aber diese Freude kann ich Ihnen nicht machen. Ich werde keine Ruhe geben.“
Unmittelbar vor der ORF-Show „9 Plätze – 9 Schätze“ berichtete er über seine persönlichen Lieblingsplätze der Kindheit: „Ich bin barfuß über die Wiesen und Wälder des Kaunertals gelaufen.“
Es war klarerweise kein Aufruf, das Kaunertal noch in die Kanditatenliste aufzunehmen. Vielmehr ging es darum, den Sinn für den Klimawandel zu schärfen. Und Van der Bellen fuhr fort: „Ich will, dass auch unsere Kinder noch fühlen und lernen können, was es heißt, barfuß über eine Wiese zu laufen, den frischen Schnee auf der Zunge schmelzen lassen, die Sonne als Wohltat und nicht als Bedrohung zu erleben.“
Und dann: „Der simple Umstand, dass aus Millionen von Möglichkeiten gerade wir es sind, die sich hier nun befinden, erfüllt mich mit Staunen und Dankbarkeit.“
Aus Millionen von Möglichkeiten waren es dann ausgerechnet Armin Assinger und Barbara Karlich, die das Publikum zur Platz-Schatz-Wahl-Show begrüßten. Mit Staunen erfüllt einen das freilich nicht, aber manche vielleicht mit Dankbarkeit.
Zumindest den ORF, der über durchschnittlich 1,044 Millionen Zuseher bei 35 Prozent Marktanteil frohlockte. Dem Bundespräsidenten lauschten nach der "Zeit im Bild" in ORF 1 und ORF 2 durchschnittlich 1,181 Millionen bei 41 Prozent Marktanteil.
"Ein Schlüchtle"
Bei "9 Plätze – 9 Schätze" boten sich freilich Witze übers Burgenland an. Das in der vertikalen Ausdehnung relativ begrenzte Bundesland schickte nämlich eine Schlucht ins Rennen. Für Bewohner der alpinen Regionen sei das „wahrscheinlich ein Schlagloch“, sagte der selbstironische „Burgenland heute“-Moderator Martin Ganster. „Vorarlberg heute“-Moderatorin Kerstin Polzer musste tatsächlich milde lächeln und bezeichnete die Willersdorfer Schlucht als „Schlüchtle".
"Aber ein schönes Schlüchtle“, schob sie nach.
Assinger machte sich dann über die monumentale Musikuntermalung während des Beitrags lustig. Ganster konterte mit dem Witz, ob Assinger früher nicht Ski-Langläufer gewesen sei. Kein Witz dagegen ist, dass man im burgenländischen Schlüchtle tatsächlich Langlaufen kann.
Wetter-Lady Christa Kummer, die für Niederösterreich am Start war, lieferte den metereologischen Background. Sie berichtete von "meterhohen Schneewächten", die in der burgenländischen Tiefebene durchaus vorkommen können.
Was man nicht alles über Österreich jüngstes Bundesland lernt.
"A bisserl a Zirbele"
Karlich genehmigte sich zwischendurch im Gästestudio ein Glaserl Uhudler.
Assinger: „I hab mir schon gedacht, dass die Barbara beim ersten Voting einen Schluck brauchen wird.“
Schließlich ist Karlich Burgenländerin.
Es sollten noch weitere Schlückle folgen - ein Achterl Messwein da, ein Zirbenschnapserl da, ein ...
Aber die Zirbe beruhigt offenbar und reduziert die Herzfrequenz, heißt es – was für den flüssigen Aggregatzustand wahrscheinlich nicht gilt.
„Mir g‘fallt des Babserle“, kommentierte Assinger, „da a bisserl a Zirbele, da a bisserl …“
Sie schöpfe eben aus dem Vollen, sagte Karlich.
Zu Gast am Vorarlberger Tisch meinte sie dann: „Was is‘n des scho wieder?“
„Meischterwurz und Himbeer“, tönte es auf Montafonerisch. Und: „Der Pfarrer macht den Schnaps.“
Karlich wollte noch die Montafoner Tracht ansprechen, „bevor ich‘s vergesse, weil überall trink i a bissl was …“
Am Krawattl
Christa Kummer, studierte Hydrogeologin und Klimatologin, brachte ein bisschen Ernst in die Show. Zwar pries sie zunächst die Vorzüge eines Klimawandels, der über Jahrtausende betrachtet unsere Landschaften zu lebenswerten gemacht habe. Aber das, was die Natur in Millionen von Jahren geschaffen hat, beschleunige der Mensch nun in wenigen Jahrhunderten „und das ist die Dramatik“.
In dieser Hinsicht "müssen wir uns alle am Krawattl nehmen", sagte Kummer.
Als dann tatsächlich die angebliche Krampfader einer Landesstudio-Moderatorin thematisiert und das Liebesspiel der Alpakas erörtert wurde, fragt man sich: Wie ist Erwin Steinhauer hier hineingeraten?
Assinger stellte zwischendurch eine Millionenshow-Frage, das ansonsten in heimeliges Rot-Weiß-Rot getauchte Studio wurde da kurz in Millionenshow-Blau getaucht, ein Millionen-Show-Tusch wurde eingespielt.
Die Frage: „Welcher Wasserfall ist höher? A: Die Krimmler Wasserfälle oder B: Die Niagarafälle?
Der Salzburger Plätze-Botschafter Chris Steger konnte natürlich nur mit Antwort A, dem Salzburger Naturjuwel, antworten und lag damit auch richtig, wenngleich die Krimmler Fälle freilich in mehrere Stufen unterteilt sind.
Aber wie sagt Assinger so gern: “A jeder Kramer lobt seine War‘.“
Zefix
Steger ist einer der neuen Sterne am heimatlichen Pop-Schlager-Himmel. Mit der Textteile „Zefix, steh‘ i auf di“ bringt der 17-Jährige derzeit die Herzen zum Schmelzen. Dabei hieß der Song ursprünglich „Oh Shit, bin i verliebt“. „Aber in Salzburg red’t ma Mundart“, so die Argumentation Stegers, „und i hob allerweil Zefix g’sagt.“
„Das ist eine kleine Art des Fluchs“, gab Assinger zu bedenken.
Es komme „a bissl“ von Kruzefix, gab der Pongauer zu, „aber es' is glaub i nit so g’meint.“
Assinger erinnerte aber auch daran, dass Steger erst am Stefanitag volljährig werde, ob er daher überhaupt so lang aufbleiben dürfe?
Aufgelegt war, dass er den jungen Mann in der Lederhose in ein Gespräch mit der jungen Frau im Dirndl, Schlagerstar Melissa Naschenweng aus dem Kärntner Lesachtal, verwickelte. „Ihr zwei versteht’s euch recht guat", sagte Assinger und betätigte sich als kärntnerischer Kuppler.
„Ja mit den feschen Dirndln vertrag‘ i mi oiweil recht gut“, antwortete Steger verschmitzt.
Die 30-Jährige erwies sich als äußerst schlagfertig. Ihren eigenen Songtitel änderte Naschenweng gleich ihn „Zefix, i steh auf Bergbauernbuam“, schickte aber zur Sicherheit gleich nach: „I meld‘ mi dann nach dem Stefanitag bei ihm.“
Huidieeeeee
Komplett heimelig wurde es dann, als die erwachsene Version Stegers auf die Bühne kam: Andreas Gabalier. Er sang: „Obn auf da Alm, do muaß i sein, do fühl i mi unendlich frei. Do schau i eini in mei wundascheanes Land.“
Mehr auf dem Punkt hätte man Gehalt und Konzept der Show nicht zusammenfassen können.
Und natürlich gewann den Preis des schönsten Platzerls nicht der Wiener Blumengarten, das niederösterreichische Kellergasserl oder das burgenländische Schlüchtle.
Es gewann zum vierten Mal Vorarlberg, mit dem idyllisch auf 1.924 Metern Seehöhe gelegenen Wiegensee.
Lassen wir Gabalier das Schlusswort: „Hoch obm auf da Höh, huidieeeeeee“