ORF: Schlagabtausch um "Spardiktat" bei Stiftungsrat
Von Christoph Silber
Vorweihnachtliche Stimmung war bei der Stiftungsratssitzung am Donnerstag nicht angesagt. Im Gegenteil sorgten erhebliche Auffassungsunterschiede hinsichtlich der Ergebnisse des Finanzauschusses am Montag zwischen dessen Vorsitzenden, Türkis-Stiftungsrat Thomas Zach, und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz für einen Schlagabtausch.
Nach dem Finanzausschuss hatte es geheißen, dass die ORF-Chefetage ihre mittelfristige Finanzvorschau überarbeiten muss. Bis März sollten die Direktoren weitere (Spar-)Potenziale, mit Zahlen unterfüttert, vorlegen. Berücksichtigt werden sollen darin etwa die Auswirkung der Konzentration aller ORF-Unternehmensteile – zum Beispiel der Radios – am Medienstandort Küniglberg sowie strukturelle Neuerungen durch den multimedialen Newsroom.
112 Millionen
Wrabetz meinte nun am Rande der Stiftungsratssitzung am Donnerstag zu Journalisten, dass es sich dabei um ein „Missverständnis“ handle. Er werde keine neue Mittel-Frist-Planung, die „plötzlich neue Zahlen“ beinhaltet, vorlegen. „Wir müssen in den Jahren 2020 bis 2024 noch 112 Millionen gegenüber dem Status Quo einsparen. Um das zu erreichen, werden wir viele Projekte durchführen.“ Über diese werde es Informationen geben.
Zach dazu in einer Replik. „Der Auftrag ist klar, die Fakten sind unwidersprochen wie auch, dass das Geld für den ORF nicht mehr wird. Es ist ein tolle Leistung, was die Mitarbeiter bisher schon beigesteuert. Es wäre schön, wenn wir das dann auch über das sagen könnten, was uns im März vorgelegt werden wird.“ Nachsatz: „Klar ist, das ist zu liefern. Wenn wir das Unternehmen zukunftsfit machen wollen, ist noch einiges zu tun.“
Kritik an Zach kam umgehend von SPÖ-Seite. Deren Stiftungsrat Heinz Lederer kritisierte das Vor-sich-her-tragen eines „Spardiktats“. „Wir bekennen uns zu einem harten Sparprogramm, wenn das aber zu einem Moloch wird, stellt sich die Frage: Sind wir ein Produktionsbetrieb oder eine Bank.“
Eintracht
Eintracht gab es dann trotzdem beim Beschluss des ORF-Budgets für 2020: Demnach plant der ORF im kommenden Jahr mit einem geringen Plus von 0,2 Mio. Euro. Insgesamt rechnet man auf dem Küniglberg mit Umsatzerlösen von 977,6 Mio. Euro, die damit unter jenen von 2019 (991,1 Mio. Euro) liegen. Die Werbeeinnahmen werden einem internationalen Trend folgend mit 210,8 Mio. Euro deutlich unter den Werten von 2019 (226,7 Mio. Euro) angenommen. Das kann nicht ausgeglichen werden durch geplante, leicht höhere Einnahmen der GIS – das Gebührenvolumen soll auf 647,2 Mio. Euro steigen, das sind 8,6 Mio. Euro mehr als 2019.