Nach Ziegler-Aus: Neuer Direktor für den ORF NÖ wird gekürt
Von Christoph Silber
Der 23. März ist heuer ein spezielles Datum für das Land Niederösterreich. An diesem Tag findet in St. Pölten die Wahl der Landeshauptfrau oder des Landeshauptmannes statt. Der Poker um eine Koalition zwischen ÖVP und FPÖ läuft auf Hochtouren und gibt ein besonderes Polit-Schauspiel mit vielen Nebengeräuschen ab.
Am selben Tag, aber andernorts geht es ebenfalls um Niederösterreich: Im ORF-Zentrum auf dem Küniglberg wird ein neuer Direktor für das Landesstudio gewählt. Das geht aus der frisch verschickten Tagesordnung für das Stiftungsratsplenum am 23. März hervor. Nach dem Bericht des Vorsitzenden steht die „Bestellung einer Landesdirektorin/eines Landesdirektors für den Rest der Funktionsperiode bis einschließlich 31. 12. 2026“ auf dem Programm.
Der Hofer is
Als fix gilt wie vom KURIER berichtet, dass ORF-Generaldirektor Roland Weißmann seinen ORF2-Channel-Manager und Unterhaltungschef Alexander Hofer vorschlagen wird. Der hatte seine Karriere im Landesstudio begonnen. Als ebenso sicher gilt, dass diese Wahl, anders als parallel in St. Pölten, völlig problem- und geräuschlos vonstattengehen wird. Auch ein Verdienst der bisherigen Arbeit Hofers, der ORF2 in den vergangenen Polit-Aufreger-Zeiten und Krisen-Jahren als Haupt-Info-Sender des Landes zementiert und in luftigen Quotenhöhen gemanagt hat. Noch immer liegt ORF2 über Vor-Corona-Niveau beim Publikumszuspruch.
Der Grund für diese neuerliche Wahl nach nur etwas mehr als einem Jahr, das die neue ORF-Führungsriege im Amt ist, ist weniger ehrenvoll: Hofers Vorgänger Robert Ziegler hatte seine Funktion als Landesdirektor zur Verfügung gestellt, nachdem er mit Vorwürfen konfrontiert war, die seine Zeit als Chefredakteur des Landesstudios betrafen. Ziegler, noch von Weißmanns Vorgänger Alexander Wrabetz installiert, soll die Berichterstattung zu Gunsten der ÖVP beeinflusst haben.
Affäre und Abtritt
Die Affäre spielte im Niederösterreich-Wahlkampf eine große Rolle und sorgte für einigen Groll bei Türkis/Schwarz gegenüber dem Öffentlich-Rechtlichen und dessen Chef. Ins Rollen gebracht wurde sie durch Medienberichte, die sich auf Aufzeichnungen aus dem ORF-Redaktionssystem stützten. Weißmann hatte daraufhin eine eigene Untersuchungskommission unter Ex-Direktor Gerhard Draxler eingerichtet. Ziegler wurde, weil arbeitsrechtlich nicht sanktionierbar, in den von Pius Strobl geführten Bereich Humanitarian Broadcasting versetzt und wird sich dort um den weiteren Ausbau der Barriere-Freiheit bei den ORF-Angeboten kümmern.
Hofers Aufgabe wird es sein, die Gräben im ORF-Landesstudio zwischen den Mitarbeitern zu schließen und insbesondere die Info übers Bundesland wieder außer Streit zu stellen. Wie eine vom KURIER beauftragte Umfrage zum ORF jüngst zeigte, stehen die Chancen dafür nicht schlecht. Beim Vertrauensindex lagen die neun Landesstudios mit ihren „Bundesland heute"-Sendungen an der Spitze noch vor den „ZiB“-Ausgaben.