"Licht ins Dunkel": ORF-Chef lädt nach Kritik zu rundem Tisch
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann will die von Menschen mit Behinderung, Branchenvertretern und Experten geäußerte Kritik an "Licht ins Dunkel" ernst nehmen. Er werde im Jänner zu einem breit angesetzten runden Tisch mit Betroffenen laden, sagte er am Donnerstag im Rahmen einer ORF-Stiftungsratssitzung, wie die APA von Sitzungsteilnehmern erfuhr. Er wolle diskutieren, wie man mit der Spendenaktion, für die der ORF die mediale Bühne bietet, in die Zukunft gehen könne.
Ausschlaggebend für die gegenwärtige Diskussion um "Licht ins Dunkel" war eine Dokumentation der inklusiven Online-Plattform "andererseits". Darin wird bemängelt, dass Menschen mit Behinderung etwa im Rahmen der großen ORF-"Licht ins Dunkel"- Gala zu Weihnachten als Bittsteller dargestellt und Behinderung als etwas Schlechtes gezeigt wird. Politikern und Unternehmen werde eine breitenwirksame Bühne geboten, während die UN-Behindertenrechtskonvention ihrer Umsetzung harrt.
Bundespräsident für Überarbeitung der Sendung
Schirmherr der Spendenaktion ist Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Er zeigte in einem Statement, das er der "Zeit im Bild" übermittelte, Verstädnnis für die Kritik. "Licht ins Dunkel" habe in den vergangenen Jahrzehnten Großartiges geleistet, sagte das Staatsoberhaupt. Allerdings: "Es ist nie falsch ein Konzept zu hinterfragen oder zu überdenken, wenn es - insbesondere von Menschen mit Behinderungen - als veraltet empfunden wird. Als Schirmherr von Licht ins Dunkel erwarte ich mir einen sachlichen Dialog auf Augenhöhe, der dem Wunsch nach einer inklusiven Gesellschaft Rechnung trägt."
Strobl warnt vor "großem Schaden"
Pius Strobl, Chef des Humanitarian Broadcasting im ORF, warnte im APA-Gespräch, dass eine Abschaffung von "Licht ins Dunkel" "großen Schaden" anrichten würde. Dass Menschen mit Behinderung bei den ORF-Sendungen zu "Licht ins Dunkel" nicht auf Augenhöhe begegnet werde, bestreitet er. In der Dokumentation sei mit veralteten Beispielen gearbeitet worden. Heinz Lederer, Leiter des SPÖ-"Freundeskreis" im ORF-Stiftungsrat, kritisierte am Donnerstag, dass die Reaktion des ORF auf die geäußerte Kritik zu spät komme. Man hätte sensibler sein und frühzeitig Beteiligte einbinden müssen.