Alexander Hofer neuer Direktor des ORF Niederösterreich
Von Christoph Silber
Auf Vorschlag von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann wurde Alexander Hofer im Stiftungsrat am Donnerstag zum neuen ORF-Landesdirektor für Niederösterreich gekürt. Im 35-köpfigen obersten ORF-Aufsichtsgremium erhielt er 34 Pro-Stimmen und eine Gegenstimme. Der 51-Jährige folgt damit mit 1. April auf Robert Ziegler. Der hatte seine Funktion als Landesdirektor zur Verfügung gestellt, nachdem er mit Vorwürfen konfrontiert war, die seine Zeit als Chefredakteur des Landesstudios betrafen. Ziegler, noch von Weißmanns Vorgänger Alexander Wrabetz installiert, soll die Berichterstattung zu Gunsten der ÖVP beeinflusst haben.
Hofer war seit 2018 ORF2-Channel-Manager und Unterhaltungschef. Im Landesstudio Niederösterreich hatte er seine ORF-Karriere gestartet. Hofers Aufgabe wird es sein, die Gräben im ORF-Landesstudio zwischen den Mitarbeitern zu schließen und insbesondere die Info übers Bundesland wieder außer Streit zu stellen. Dort gibt es ebenfalls seit Donnerstag eine ÖVP-FPÖ-Koalition.
Der neue Landesdirektor sprach in einer ersten Stellungnahme nach der Wahl von einer „bewegenden Stunde“. Es gebe einiges zu tun. Er will „die eine oder andere Verwerfung oder Verwundung, die die intensive Diskussion (über die Affäre Ziegler, Anm.) gebracht hat, überwinden.“ Das sei ihm ein großes Anliegen. „Jeder Zweifel an der Unabhängigkeit der Berichterstattung, ob in der Zentrale oder im Landesstudio, ist riskant für das ganze Haus.“
Entlang der Gesamtlinie des ORF will Hofer das Landesstudio noch viel stärker „zu einer Plattform der Gesellschaft“ machen. „Das soll keine Plattitüde sein, das heißt Türen aufmachen, Diskussionen ermöglichen und anregen und verschiedene auch kontroversielle Standpunkte zuzulassen. Das Land bestmöglich objektiv abbilden.“
Exponierte Zeit
Weißmann sprach von einer "sehr exponierten Zeit" für das Landesstudio. "Hofer ist der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt." Weißmann betonte, die Unabhängigkeit der Berichterstattung sei immer gewährleistet gewesen. Das Landesstudio sei ein sehr erfolgreiches. "Darauf lässt sich sehr gut aufbauen."
Ob und wie die Funktion als ORF2-Chef nachbesetzt oder die Gelegenheit genutzt wird, die Channel-Manager-Struktur zu überarbeiten, blieb offen. Man beratschlage nun, wie weiter verfahren wird, so Weißmann.
Hofer wurde 1972 geboren und dockte 20 Jahre später als Redakteur im Aktuellen Dienst im ORF-Landesstudio NÖ an. Von 1999 bis 2007 werkte er als Außenstellenmoderator, Redakteur und Wetter-Präsentator der Vorabendsendung „Willkommen Österreich“. Anschließend übernahm er die Redaktionsleitung der Gesellschaftsmagazine und die Sendeleitung von „Seitenblicke“. Ab 2014 agierte Hofer, der der ÖVP näher als der SPÖ stehen soll, als stv. Unterhaltungschef, ein Jahr später auch als Sendungsverantwortlicher bei „Guten Morgen Österreich“.
2018 wurde er unter dem früheren ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zum Channelmanager von ORF 2 ernannt. Als Vorhaben formulierte er etwa die starren Sendeschema des mit Abstand quotenstärksten österreichischen TV-Senders vermehrt zu durchbrechen - was ihm mit mehr Infoinhalten im Hauptabend und zahlreichen Sondersendungen auch gelingen sollte. 2019 übernahm Hofer, dem etwa auch Großprojekte wie die „ESC-Opening-Ceremony“ in Wien anvertraut wurden, zusätzlich die Funktion des ORF-Unterhaltungschefs.
Mit den beiden Funktionen sei er „glücklich und gut ausgelastet“, bekundete er im Vorjahr im KURIER-Interview. „Es soll mir nichts Schlimmeres passieren, als dass ich meinen Weg mit dem wichtigsten und erfolgreichsten Sender der Flotte fortsetzen kann.“ Nun zieht es ihn aber nach Niederösterreich, wo er den Landesdirektorenposten bekleiden wird. Die Länderstudios bezeichnete er einst als „nicht wegzudenkende Stütze“.