Der Literaturnobelpreis 2022 geht an die Französin Annie Ernaux
Die Französin Annie Ernaux hat den Literaturnobelpreis 2022 verliehen bekommen. Das gab die schwedische Akademie am Donnerstag bekannt. Sie wusste bei der offiziellen Bekanntgabe noch nichts von ihrer Auszeichnung. „Wir haben Annie Ernaux bisher noch nicht telefonisch erreicht. Aber wir sind sicher, dass sie die Nachricht bald erhalten wird“, so Mads Malm, Sekretär der Schwedischen Akademie.
Französische Gegenwartsliteratur
Annie Ernaux (82) gilt als eine der bedeutendsten Stimmen der französischen Gegenwartsliteratur. Ein prominentes jüngeres Werk erschien auf Deutsch unter dem Titel "Das Ereignis". Es wurde verfilmt und 2021 in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichne. Aktuell erschien "Das andere Mädchen".
Autobiografisch geprägtes Werk
Die für ihr autobiografisch geprägtes Werk bekannte Schriftstellerin wurde für ihren „Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Zwänge der persönlichen Erinnerung aufdeckt“ ausgezeichnet, wie die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm mitteilte. Ihre Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, auf Deutsch erschienen unter
anderem auch „Die Jahre“, „Erinnerungen eines Mädchens“.
Seit 1901 vergeben
Der Nobelpreis für Literatur wird seit 1901 vergeben und ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 920.000 Euro) dotiert. Im vergangenen Jahr erhielt der in Sansibar geborene Schriftsteller Abdulrazak Gurnah die weltweit wichtigste literarische Auszeichnung.Der Literaturnobelpreis geht wie die weiteren traditionellen Nobelpreise auf das Testament des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833-1896) zurück. An dessen Todestag, dem 10. Dezember, werden die Preise in Stockholm und Oslo verliehen.
Letzter Österreicher war Handke
14 deutschsprachige Autorinnen und Autoren bekamen bisher die renommierte Auszeichnung bisher, zuletzt 2019 der Österreicher Peter Handke. Zuvor ging sie etwa an Elfriede Jelinek (2004), Heinrich Böll (1972), Hermann Hesse (1946) oder Thomas Mann (1929).
Das sind Geehrten seit dem Jahr 2002 im Überblick:
- 2022 Annie Ernaux (Frankreich)
- 2021 Abdulrazak Gurnah (Tansania)
- 2020 Louise Glück (USA)
- 2019 Peter Handke (Österreich)
- 2018 Olga Tokarczuk (Polen; der Preis wurde 2019 nachgeholt)
- 2017 Kazuo Ishiguro (Großbritannien, in Japan geboren)
- 2016 Bob Dylan (USA)
- 2015 Swetlana Alexijewitsch (Belarus)
- 2014 Patrick Modiano (Frankreich)
- 2013 Alice Munro (Kanada)
- 2012 Mo Yan (China)
- 2011 Tomas Tranströmer (Schweden)
- 2010 Mario Vargas Llosa (Peru)
- 2009 Herta Müller (Deutschland)
- 2008 J.M.G. Le Clézio (Frankreich)
- 2007 Doris Lessing (Großbritannien)
- 2006 Orhan Pamuk (Türkei)
- 2005 Harold Pinter (Großbritannien)
- 2004 Elfriede Jelinek (Österreich)
- 2003 John M. Coetzee (Südafrika)