Kirk Douglas ist tot: Das Jahrhundert-Leben eines Hollywood-Superstars
Von Georg Leyrer
Kirk Douglas war eine überlebensgroße Figur aus einer Zeit, als Hollywood selbst überlebensgroß war. Douglas hat das goldene Zeitalter Hollywoods mitgeprägt, er war einer der letzten überlebenden Superstars dieser Zeit. Er prägte "Sandalenfilme" und Western - und das Bild, das die Traumfabrik von Männern zeigte, sowie ein amerikanisches Jahrhundert, in dem das Land dank seiner Einwanderer zur Entertainment-Großmacht aufstieg. Nun ist er, wie sein Sohn Michael Douglas auf Facebook bekannt gab, 103-jährig gestorben.
Am Höhepunkt seiner Karriere kamen bis zu drei Filme pro Jahr ins Kino, die Douglas mit seiner unverwechselbaren Erscheinung prägte, seinem strengen Kinn (mit Grübchen), seinem festen Blick und seiner unverwechselbaren Stimme. Er war ein echter Kerl, genau dann, als die Kinogeher noch große Sehnsucht nach diesen hatten, und einer der führenden Darsteller - gemeinsam mit u.a. Burt Lancaster, Gregory Peck, Steve McQueen oder Paul Newman.
Klischees aufgebrochen
Mehr als 80 Filme mit namhaften Regisseuren von Billy Wilder bis Otto Preminger sollten es insgesamt werden, unter denen sich einige der größten Hollywood-Klassiker überhaupt befinden: "Spartacus" (1960), "Vincent Van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft" (1956) oder auch "Wege zum Ruhm" (1957) und "Einsam sind die Tapferen" (1962), in dem er als alternder Cowboy das Western-Klischee aufbrach.
Überhaupt liebäugelte Douglas, mehr als andere Stars seiner Zeit, mit dem Zwiespältigen, mit dem Schwierigen seiner Charaktere. "Es ging mir nie darum, gut auszusehen", sagte er einmal.
Allein mit seinem Leinwandfreund Burt Lancaster stand er sieben Mal vor der Kamera - angefangen beim Gangsterdrama „14 Jahre Sing Sing“ bis hin zu der Gaunerkomödie „Archie & Harry - Sie können's nicht lassen“.
Er wurde einer der amerikanischsten Schauspieler überhaupt, mit einer der amerikanischsten Biografien.
Sohn jüdischer Einwanderer
Geboren wurde Douglas als Issur Danielovitch Demsky, als Sohn zweier russisch-jüdischer Emigranten aus Russland. Sein Vater war Lumpenhändler, da damals keiner einen jüdischen Analphabeten anstellen wollte, wie Douglas selbst erzählt hat. "Und ich war der Sohn eines Lumpenhändlers." Der noch dazu Alkoholiker war und seine Familie oft im Stich ließ - was Douglas' Leben nach seiner Auskunft bis zuletzt geprägt hat.
Im damalig stark antisemitischen Umfeld des Armenviertels im Bundesstaat New York lernte er, hart zu arbeiten, ein wiederkehrendes Thema vieler US-amerikanischer Biografien. Erst nachdem er seinen Namen amerikanisiert hatte, konnte er Schauspiel studieren.
Den Durchbruch schaffte er 1949 mit "Zwischen Frauen und Seilen", der ihm seine erste Oscar-Nominierung brachte. Sein Tod wird die Oscar-Verleihung am kommenden Sonntag prägen. Fast schon absurd erscheint aus heutiger Sicht, dass Douglas nie einen Oscar für eine seiner Rollen gewinnen konnte, obwohl er drei Mal nominiert war. Erst 1996 erhielt er den Preis für sein Lebenswerk.
Schattenseiten Amerikas
Für "Spartacus" (Regie: Stanley Kubrick), eines der letzten derartigen Hollywood-Großspektakel, legte er sich mit den Schattenseiten Amerikas an: Er verpflichtete Dalton Trumbo als Drehbuchautor, der damals wegen angeblicher "kommunistischer Umtriebe" geächtet war - und schrieb dessen Namen auch in die Credits. Douglas' Standhaftigkeit in dieser Frage wurde später als "Trumbo" verfilmt. "Spartacus" ließ viele Kritiker kalt, holte aber 1961 vier Oscars und war ein Kassenschlager - und ist bis heute Teil des Filmkanons.
"Spartacus" in Wien
Auch für das Wiener Gartenbaukino hat der Jahrhundertschauspieler eine ganz besondere Bedeutung. Denn 1960 eröffnete das neu errichtete Gartenbaukino nicht nur mit "Spartacus", sondern auch mit Kirk Douglas, der seinen Film persönlich präsentierte.
Sein Privatleben war turbulent, sein Gesundheitszustand viele Jahre lang fragil. Er überlebte Anfang der 1990er einen Hubschrauberabsturz und musste nach einem Schlaganfall (1996) langwierige Therapien absolvieren. Aber er kämpfte sich zurück - so erfolgreich, dass er bis in die 2000er Jahre noch Filme drehte und damit eine sieben Jahrzehnte umspannende Karriere vorweisen konnte. Mit seinem zweifach Oscar-gekrönten Sohn Michael (als Schauspieler für „Wall Street“, als Produzent für „Einer flog über das Kuckucksnest“) stand Douglas zum ersten Mal 2003 gemeinsam vor der Kamera - in der autobiografisch angehauchten Komödie „Es bleibt in der Familie“.
Zuletzt übte der bekennende Liberale scharfe Kritik an US-Präsident Trump und dessen Ausritten gegen Einwanderer. „Dies sind nicht die amerikanischen Werte, für deren Schutz wir im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben“, sagte Douglas damals.