Neue Kulturstaatssekretärin: "Rasche und unbürokratische" Hilfe für Künstler
Von Georg Leyrer
Am Dienstag stellte sich die neue Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer erstmals der Presse. Um 11 Uhr gaben die Nachfolgerin von Ulrike Lunacek sowie Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) Einblicke in die Zukunft. Mayer bedankte sich dabei für das Vertrauen - und versicherte, "ich werde mein Bestes geben".
"Kunst und Kultur machen uns zum Menschen", sagte Mayer kurz bevor bei ihrer Antrittspressekonferenz das Licht ausfiel. Nachdem das Problem behoben war, setzte sie fort: Künstler "erheben uns über uns selbst und über den Alltag. Sie machen manches begreifbar, fassbarer. Das ist für unser Leben entscheidend." Und Kunst und Kultur stellen einen "unfassbaren Reichtum" dar, so Mayer, die sowohl das Kulturerbe als auch die lebendige Szene lobte. "Diesen Reichtum gilt es zu schützen." Kunst und Kultur seien ein völkerverbindendes Projekt, ein Miteinander, "auch wenn es schwierig wird".
"Österreich ist eine Kulturnation"
Österreich versteht sich als Kulturnation und "ist auch eine". Deswegen "müssen wir dafür eintreten, die Situation für die Künstler und Institutionen auch weiter gut lebbar zu machen". Man müsse "als erstes für die einzelnen Künstlerinnen und Künstler da sein". Die freischaffenden Künstler haben es "derzeit am schwersten", sie haben keine Einnahmen. "Für die müssen wir schauen, dass auch in Zukunft künstlerische Prozesse möglich sind. Und sie jetzt finanzieren, damit sie über diese schwierige Zeit hinwegkommen. Wir werden Maßnahmen ergreifen, die rasch und unbürokratisch funktionieren." Wie man diese Finanzierung nennt, "ist mir reichlich egal. Hauptsache, wir finden etwas, das sie über die schwierigen Monate bringt." Sie müsse "so schnell als möglich" abrufbar sein.
Wir müssen "aber auch an die Kulturinstitutionen denken". Man müsse Institutionen und die freie Szene finanziell absichern, damit sie weiterplanen können, sodass "auch in den Institutionen kein Bruch ist". Es könne "nicht sein, dass Institutionen aus ökonomischen Gründen" nicht aufsperren können. Man wolle einen Betrieb unter den gesundheitspolitisch notwendigen Rahmenbedingungen ermöglichen.
"Und dann geht es um die Öffnung"
Und dann "geht es natürlich um die Öffnung. Wir werden schauen, unter welchen Modalitäten Veranstatungen stattfinden können. Wenn wir in unserem Leben wieder an Normalität gewinnen, dann kann es nicht sein, dass es keine Kunst und Kultur gibt. Wir müssen sie live erleben können, als aktives Publikum, vor Ort." Kunstschaffende wollen arbeiten, sie wollen "nicht nur finanziert werden. Sie werden gebraucht, und wir brauchen sie. Sie gehören zu unserem Leben und zu unserer Normalität."
Mayer versprach "rasche Kommunikation" mit den Kulturschaffenden. "Meine Tür ist offen". Sie wolle "umgehend in Gespräche" mit Finanzminister Gernot Blümel gehen. Sie kenne die Anliegen der Kulturszene und habe für vieles, das "ihr Leben betrifft", Verständnis. "Und ich habe auch Freude an Kunst und Kultur."
Viele Frauen beklagen sich über die "Männerwelt". Wenn man daher als Frau "gefragt wird, muss man ja sagen". Sie sei "sofort startklar".
Und sie bedankte sich beim Bundespräsidenten, dessen Bürochefin sie in den vergangenen drei Jahren war.
Kogler: "Ein echter Profi"
"Wir haben einen echten Profi, mit entsprechenden Managementqualitäten auch im Kulturbereich, krisenfest, professionell, kompetent und engagiert ist", sagte Kogler. Sie sei seine "Favoritin" gewesen. Es hat 28 Pro-Stimmen und eine ungültige Stimme im Bundesvorstand gegeben. "Andrea Mayer hat überzeugt und sie wird auch weiter überzeugen, weil sie sich auskennt. Sie ist ebenso vernetzt wie kompetent. Die Vernetzung ist wichtig, weil die Kultur- und Kunststezene eine vieldimensionale Matrix darstellen." Ihm sei bewusst, dass es "Kritik an der Regierung und auch an meiner Person gegeben hat. Ich kann das annehmen und werde Gespräche führen." Es sei eine "nicht mehr nur leichte Situation".
Kogler sprach von Vorschusslorbeeren aus der Szene für Mayer u.a. von Johanna Rachinger, Robert Meyer oder Klaus-Albrecht Schröder. Und der Vizekanzler betonte die Wichtigkeit der Kultur. "Es fehlt uns eben etwa, weil Kunst und Kultur wichtig ist fürs Leben." Und nicht zuletzt für die Wirtschaft. "Wir sind nicht fertig, aber wir sind daran, etwas zu ermöglichen und stattfinden zu lassen." Man sei der Meinung gewesen, dass bis Ende September" überhaupt nichts stattfinden kann. Das wird jetzt anders werden. Wir wollen etwas ermöglichen. Und wir brauchen die finanzielle Absicherung auf mehreren Ebenen", auch für die Freischaffenden. Man will hier anständig nachbessern.
"Bis August" will man einen Rahmen angeben - in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministeriums und den Bundesländern sowie den Vertretern der Kulturbranche.
Der politische Start Mayers beim VSSTÖ und weiter under dem SP-Kulturminister Rudolf Scholten sei bei den Gesprächen und Abstimmungen bei den Grünen "kein Thema gewesen", sagte Kogler.
Die Vorschusslorbeeren aus der Kulturbranche sind groß - die Herausforderungen auch.