Burgtheater: Die Pläne des neuen Direktors Stefan Bachmann
14 Premieren im Burgtheater, 10 Premieren im Akademietheater, 4 Premieren im Vestibül und ein Digitalprojekt: Das umfasst die erste Saison des neuen Burgtheaterdirektors Stefan Bachmann, die er heute mit seinem Team präsentierte.
5. September "Hamlet" von Karin Henkel Burgtheater William Shakespeare 7. September "Johann Holtrop" Stefan Bachmann Burgtheater nach dem Roman von Rainald Goetz (Koproduktion mit dem Schauspiel Köln und dem Düsseldorfer Schauspielhaus), ÖEA 8. September "Orlando" nach Therese Willstedt Akademietheater dem Roman von Virginia Woolf 12. September "Holzfällen" von Musicbanda Franui Burgtheater Thomas Bernhard 13. September "Der eingebildete Stefan Bachmann Akademietheater Kranke" von Molière (Produktion des Schauspiel Köln), Wien-Premiere 14. September "Das große Heft / Mina Salehpour Akademietheater Der Beweis / Die dritte Lüge" nach den Romanen von Ágota Kristóf (Produktion des Schauspiel Köln), Wiener Premiere 29. September "Schachnovelle" Nils Strunk Burgtheater von Stefan Zweig 5. Oktober "Der große Rafael Sanchez Akademietheater Diktator" von Stefko Hanushevsky, Rafael Sanchez und petschinka (Produktion des Schauspiel Köln), ÖEA 24. Oktober "Toto oder Vielen Ersan Mondtag Burgtheater Dank für das Leben" von Sibylle Berg nach ihrem Roman "Vielen Dank für das Leben", UA 3. November "Tragic Magic Pinsker+Bernhardt Vestibül Today", Familienstück mit Menschen und Objekten, ÖEA 7. November "Manhattan Stefan Bachmann Akademietheater Project" von Stefano Massini, DEA 10. November "König Lear" von Rafael Sanchez Burgtheater William Shakespeare (Produktion des Schauspiel Köln), Wien-Premiere 28. November "Kabale und Ebru Tartıcı Vestibül Liebe. Or the Borchers other way round" nach Friedrich Schiller 6. Dezember "Liliom" von Philipp Stölzl Burgtheater Ferenc Molnár 14. Dezember "Der Revisor" von Mateja Koležnik Akademietheater Nikolai Gogol 15. Dezember "Akins Traum" von Stefan Bachmann Burgtheater Akın Emanuel Şipal (Produktion des Schauspiel Köln), ÖEA 19. Dezember "Das Haus" von Roman Senkl digital Roman Senkl 26. Jänner 2025 "Der Tartuffe" Barbara Frey Burgtheater von Molière 15. Februar 2025 "Egal/Ellen Thomas Jonigk Akademietheater Babić" von Marius von Mayenburg 1. März 2025 "Der Fall McNeal" Jan Bosse Burgtheater von Ayad Akhtar, DEA 14. März 2025 "Lotfullah & Die Anna Manzano Vestibül Staatsbürgerschaf t" von Lotfullah Yusufi, Anna Manzano, Marie Theissing und Magdalena Knor, UA 20. März 2025 "Alles ist Mina Salehpour Akademietheater erleuchtet" nach dem Roman von Jonathan Safran Foer 29. März 2025 "Herr Puntila und Antú Romero Nunes Burgtheater sein Knecht Matti" von Bertolt Brecht, Musik von Paul Dessau 10. April 2025 "Die Wurzel aus Stefan Bachmann Akademietheater Sein" von Wajdi Mouawad, DEA 11. April 2025 "Elisabeth!" von Fritzi Wartenberg Burgtheater Mareike Fallwickl, UA 19. April 2025 "Gefährliche Jan Bosse Burgtheater Liebschaften" von Pierre-Ambroise-F rançois Choderlos de Laclos (Koproduktion mit dem Hamburger Theater Festival), Wiener Premiere 9. Mai 2025 "Die Marie Schleef Akademietheater Vegetarierin" nach dem Roman von Han Kang 18. Mai 2025 "Burgtheater" von Milo Rau Burgtheater Elfriede Jelinek (Koproduktion mit den Wiener Festwochen) 31. Mai 2025 "Hässlichkeit" Saliha Shagasi Vestibül von Saliha Shagasi & Ensemble
Zwei Regisseurinnen eröffnen: Karin Henkel inszeniert "Hamlet" am Burgtheater, die Schwedin Therese Willstedt Virginia Woolfs "Orlando" am Akademietheater. Als Festwochen-Koproduktion bringt Milo Rau Jelineks "Burgtheater" an das titelgebende Haus.
Jelineks Stück, das anhand der Schauspielerdynastie Wessely/Hörbiger die österreichische Mitschuld am Nationalsozialismus thematisiert, wurde anlässlich seiner Uraufführung 1985 in Bonn skandalisiert. Ein einziges Mal gab seither die Autorin in Österreich eine Ausführungsgenehmigung: 2005 für die Österreichische Erstaufführung durch das Grazer Theater im Bahnhof. Nun habe der Schweizer Festwochenintendant "exklusiv" die Rechte erhalten, hieß es zu diesem prognostizierbaren Höhepunkt der Saison 2024/25, in der mit der Dramatisierung des Romans "Holzfällen" von Thomas Bernhard in einem Abend der Musicbanda Franui ein weiterer einstiger Kulturskandal aufgearbeitet wird.
Romandramatisierungen gibt es auch zu "Alles ist erleuchtet" von Jonathan Safran Foer und "Die Vegetarierin" von Han Kang. Die Salzburgerin Mareike Fallwickl, soeben mit ihrem Roman "Und alle so still" erfolgreich, wirft in der Uraufführung "Elisabeth!" laut Presseunterlagen "einen vielschichtigen und feministischen Blick auf diesen österreichischen Superstar". Fünf Produktionen des Schauspiel Köln, Bachmanns bisheriger Wirkungsstätte, werden übernommen - drei davon vom neuen Chef inszeniert, der zudem mit "Manhattan Project" von Stefano Massini und "Die Wurzel aus Sein" von Wajdi Mouawad zwei Akademietheater-Neuinszenierungen verantwortet. Umgekehrt bleiben mit "Der Menschenfeind", "Geschlossene Gesellschaft" und "Orpheus steigt herab" drei Inszenierungen des derzeitigen Burgtheaterdirektors Martin Kušej im Repertoire.
Man darf wieder "Burg" sagen
Wer "Burg" sagte, zahlte bei Kušej Strafe. Bei Bachmann heißt es nun BURG - als Sammelbegriff für die Spielstätten Burgtheater, Akademietheater, Kasino (eine volle Saison wegen Sanierung geschlossen) und Vestibül, sowie für "Ensemble, Communities, Konzerte, Workshops und das Publikum", wie es im Spielzeitbuch heißt - "und zwar dem Missverständnis zum Trotz, dass eine Burg aus undurchdringlichen Mauern besteht". "Die BURG ist offen, spielerisch, widersprüchlich und ein Raum für Perspektivenwechsel. Die BURG hat Platz für Klassiker, Uraufführungen, Familienstücke, Österreichisches und Musikalisches", heißt es. Unter dem Titel "JETZT!" ist ein "Professionalisierungsprogramm für Menschen mit Behinderung" angekündigt, eine Gesprächsreihe mit der Philosophin Lisz Hirn soll "auf die großen Fragen der Zeit eingehen", eine mit der Osteuropa-Expertin Cathrin Kahlweit "die aktuelle Lage Osteuropas" besprechen.
Wer ins Ensemble zurückkehrt
An für das Burgtheater neuen Regiekräften sind u.a. Ersan Mondtag (der derzeit den deutschen Biennale-Pavillon in Venedig bespielt), Mina Salehpour, Marie Schleef, Fritzi Wartenberg, Philipp Stölzl und Chefdramaturg Thomas Jonigk angekündigt. Ins Ensemble zurück kehren Stefanie Reinsperger, Caroline Peters und Max Simonischek sowie - als Gäste - Joachim Meyerhoff, Jens Harzer und Martin Wuttke. Zehn Schauspielerinnen und Schauspieler wechseln aus Köln nach Wien. Die Wienerin Franziska Hackl und der Oberösterreicher Thiemo Strutzenberger kommen vom Residenztheater München ans Burgtheater.