Kultur

Anna Jermolaewa gestaltet Österreichpavillon bei Kunstbiennale 2024

Anna Jermolaewa wird den Österreichpavillon bei der Kunstbiennale 2024 in Venedig gestalten. Das gab Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien bekannt. Die Künstlerin, die in St. Petersburg geboren wurde und seit 1989 in Österreich lebt, setzte sich  gegen 36 weitere Bewerberinnen und Bewerber bei einer Jury durch. Diese lobte Jermolaewa als "präzise Beobachterin des menschlichen Zusammenlebens, seiner gesellschaftlichen Bedingungen und politischen Voraussetzungen."

Eingereicht wurde das siegreiche Konzept von Gabriele Spindler, Leiterin der Abteilung Kunst- und Kulturwissenschaften und Kuratorin für zeitgenössische Kunst der Oberösterreichischen Landes-Kultur GmbH, die auch für Jermolaewas aktuelle Werkschau im Schlossmuseum Linz (bis 5. 3.) verantwortlich zeichnet. Sie wird auch den Venedig-Beitrag kuratorisch betreuen. Schwerpunktmäßig soll es darin um "Sprachen des gewaltfreien Widerstands"  gehen. Es ist ein Thema, das Jermolaewa bereits in der Vergangenheit des öfteren künstlerisch behandelte, etwa in der Auseinandersetzung mit revolutionärem Liedgut oder der symbolischen Bedeutung von Farben oder Blumen in politischen Umbrüchen.

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Politik und Poesie

Jermolaewa selbst zeigte sich bei der Präsentation dankbar, dass Österreich ihr die Vertretung bei der weltweit wichtigsten Kunstschau anvertraute. Als politische Aktivistin hatte sie 1989 aus der damaligen Sowjetunion fliehen müssen. Sie sei "eher zufällig" in Österreich gelandet, wo sie nach Aufenthalten im Flüchtlingslager Traiskirchen Asyl bekam und sich ein neues Zuhause aufbauen konnte, Kunstgeschichte und Kunst studierte. All diese Erfahrungen hätten sie geprägt, so Jermolaewa, die seit 2019 auch eine Professur an der Kunstuniversität Linz innehat. Zuletzt erhielt sie den Otto-Breicha-Preis für Fotokunst - in der vergebenden Institution, dem Museum der Moderne Salzburg, wird sie ab 2. 12. eine Ausstellung zeigen.

Der Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 schockierte Jermolaewa, die privat und beruflich mit Menschen in beiden Ländern verbunden ist, sehr - eine Weile, erklärte sie, habe sie an der Relevanz der Kunst im Angesicht solcher Krisen gezweifelt. "Nun sehe ich einen Weg, wie sich Kunst und direktes Handeln produktiv ergänzen können", erklärte sie am Montag.

Kunst und Aktion

Überlegungen zu solchen Fragen sollen in den Beitrag einfließen, für den der Bund ein Budget von 550.000 Euro - eine Erhöhung gegenüber der 460.000 Euro für den Pavillon 2022 - bereitstellt. Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass dieser Betrag oft nicht ausreicht - allein die monatelange Aufsicht am Gelände und die Transporte innerhalb der Lagunenstadt sind notorisch teuer. Man werde aber Sponsoren akquirieren und kreative Lösungen suchen, sagte Spindler. 

Die 60. Ausgabe der Kunstbiennale findet vom 20. April bis 24. November 2024 in der Lagunenstadt statt. Kuratiert wird sie vom Brasilianer Adriano Pedrosa. Im vergangenen Jahr verzeichnete die neben der documenta in Kassel wichtigste Präsentation von Gegenwartskunst mit 800.000 Eintritten eine Rekordzahl an Besucherinnen und Besuchern. Der österreichische Pavillon wurde damals vom Künstler*innen-Duo Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl mit "Invitation of the Soft Machine and Her Angry Body Parts" bespielt.