1200 Schädel aus Ostafrika: Stiftung will Rückgaben vorantreiben
Von Michael Huber
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz - die Dachorganisation für die Staatlichen Museen Berlin, das im bau befindliche Humboldt-Forum und weitere Kultur- und Forschungseinrichtungen - hat die Herkunft von knapp 1.200 menschlichen Schädeln aus der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika erforscht, die derzeit noch Teil ihrer Sammlungen sind. „Unter moralischen Gesichtspunkten hätten diese Schädel nie hierhergebracht werden dürfen“, sagte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, der dpa in Berlin.
Die Schädel gehören zu den anthropologischen Sammlungen, die die Stiftung 2011 von der Charité - den Berliner Universitätskliniken - übernommen hatte. Mit Abschluss der Forschungsarbeit ist die Herkunft geklärt.
„Von den knapp 1.200 untersuchten Schädeln sind etwa 900 aus Ruanda, circa 250 aus Tansania und dann noch gut 30 aus Kenia, einige wenige konnten wir nicht zuordnen“, sagte Parzinger. „Also stammen etwa 98 Prozent aus der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika.“ Nach Angaben Parzingers ist damit erstmals ein so großer Bestand von menschlichen Überresten aufgearbeitet worden. Dies werde nun umfassend dokumentiert.
Nun geht es um die Modalitäten der Rückgaben. „Wir sind im Gespräch mit den Botschaften aller drei betroffenen Länder. Gemeinsam müssen wir nun überlegen, wie weiter damit umgegangen wird, was die nächsten Schritte sind“, sagte Parzinger. „Über die Frage, was nach einer Repatriierung mit den Überresten geschieht, haben wir nicht zu urteilen.“
Der Umgang mit menschlichen Überresten in kulturhistorischen und anthropologischen Sammlungen ist - neben der Aufarbeitung von Kulturgütern aus ehemaligen Kolonien - eines der großen Baustellen in europäischen Museen. Auch Österreichs Regierung hat sich in ihrem Regierungsprogramm zur Einrichtung einer zusätzlichen Forschungsstelle für entsprechende Fragen bekannt.