Kolumnen

Der Kampf gegen das Vermächtnis des Ex-Freundes

Vor vier Jahren zog der Dottore Amore bei mir ein – wobei, das klingt, als hätten wir das gemeinsam entschieden. Korrekt ist eher, dass er, nachdem er zum ersten Mal in meinem Bett aufwachte, nie wieder in seinem eigenen schlief. Fortan fuhr er nach der Arbeit direkt zu mir, zwei Tage später roch mein Bad wie die Umkleidekabine der Squadra Azzurra und seine Unterhosen lagen in meiner Wäsche.

Ich hielt Zusammenziehen daher für relativ unkompliziert. Doch nun, wo wir in ein neues gemeinsames Zuhause siedeln, kommt an die Oberfläche, wie furchtbar es für ihn war, bei mir einzuziehen. Jahrelang nämlich kämpfte er gegen das Vermächtnis meines Ex-Freundes. Dieser war ein zwei Meter großer Hüne aus der pannonischen Steppe gewesen, und hatte mir Oberschränke, Regale, Kästen bis fast unter die Altbaudecke montiert, um durch die Raumhöhe Stauraum nach oben hin zu gewinnen. Mein geliebter Gatte hingegen besticht eher durch innere, denn durch äußere Größe.

Dass er unter diesem Zustand litt, stellte sich heraus, als wir die Küche für unser Haus bestellten. „Verdammte vier Jahre musste ich auf ein Stockerl steigen, wenn ich zum Toaster wollte, nie wieder!“ Wir diskutierten heftig, während der Küchenplaner mit den Augen rollte. Ich wollte Schränke bis unter die Decke, mein Mann ohne Kletterhilfe zu den Rotweingläsern.

Tupperware

Schweren Herzens gab ich schließlich nach. Seither hat mein Mann beste Laune, sogar, als er meine Tupperg’schirrlsammlung in Umzugskisten schlichtete. „Oh, was freu ich mich auf eine Küche für normalgroße Menschen“, sang er, auf seinem dem Sperrmüll geweihten Stockerl stehend.

Und ich verstand, was das Schöne daran ist, wenn nicht einer zum anderen zieht, sondern man ein gemeinsames Zuhause erschafft: Damit sich alle wohlfühlen, werden alle Bedürfnisse gehört. Sogar solch irrationale wie unnötige Platzvergeudung.

vea.kaiser@kurier.at