Kolumnen

Über das Mysterium der unter die Matratze gesteckten Bettdecke

Die wenigsten verwenden im Hotel das Schild „Bitte nicht stören“, weil sie nicht gestört werden wollen. Die meisten bedienen diese schildliche Bitte an das Personal sogar, wenn sie selbst nicht im Zimmer sind, also gar nicht gestört werden können. Vielmehr will man damit das Personal davon abhalten, jenen Schabernack zu treiben, den Millionen von Touristen und Hotelgästen nie wirklich verstanden haben, den wir alle aber still ertragen: die Bettdecke unter die Matratze zu stecken.

Ja, es mag nullkommairgendwieviel Prozent Menschen geben, die sich gerne unter die akkurat gespannte Bettwäsche schieben wie ein Insekt zur Verpuppung und dann flach liegend mit starrem Blick zum Plafond schlafen. Aber es gibt eben auch neunundneunzigkommairgendwas Prozent, denen es noch nie gelungen ist, diese straffe Zwangsverheiratung von Bett und Bettzeug so zu lösen, dass sie nicht einer explodierten Kunstinstallation gleicht. Und damit dieser Kampf an Tag zwei sich nicht wiederholt ... bitte nicht stören.

Warum nur, warum?

Seit Jahren suche ich den Grund für dieses System, bekomme als Antwort immer nur die „faltenfreie Ästethik“ (bis man selbst zu Bette will). Ich persönlich vermute aber, dass das Personal einfach herausgefunden hat, dass Menschen auf diesen Vorgang mit eingangs erwähntem Schild reagieren und damit das weitere Zusammenräumen entfällt. Eigentlich kreativ.

Es gibt aber auch schöne Bettgeschichten im Hotel: Ich liebe es, mein Hotelbett unter Hunderten Zierpölsterchen zu suchen. Und ganz besonders mag ich den „Bettschal“, jenes schmale Tagesdeckenband, das übrigens nicht nur der Optik dient, sondern dem Schutz der Decke: damit man sich mit Straßengewand hinsetzen kann oder Koffer und Tasche darauflegt, wenn man auspackt. Aber eine Sache: So einen Bettschal kann man auch waschen, glaube ich.

axel.halbhuber@kurier.at