Damen-Dramen: Wie es im Italienischen zu einem Musenstau kam
Von Polly Adler
"Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst: Ich verabschiede mich in ein Burnout und vögle ein paar Yogalehrerinnen.“ In dem Moment, in dem der Drehbuch-Autor, in dessen italienischem Anwesen wir Unterschlupf gefunden hatten, die eben für seinen Helden getippten Sätze laut vor sich hin sprach (so hatte nämlich auch Gustave Flaubert gearbeitet), klirrte es kräftig. Es folgten in kleinen Abständen circa ein Dutzend harte Klirrgeräusche, die von erwachsenen Steinen herrührten, die durch die verglaste Terrassentür gefetzt wurden. Die Muse des Drehbuchautors wurde langsam nervös. Draußen stand eine 40-plus-Frau in einem tizianroten Seidenkaftan und plärrte eine italienische Fluchsalve, in der Verbal-Partikel wie „Bastard“, „Solche wie dich verspeise ich zum ersten Frühstück“, „Lügen-Schwein“ und „Ruf erst wieder an, wenn du in der Hölle angekommen bist“ zu dechiffrieren waren. „Wer ist diese Schlampe“, fragte die Muse jetzt schon etwas strenger. „Ach“, sagte der Billy Wilder für den kleinen Mann, „vergiss es. Das ist eine durchgeknallte Stalkerin, die sich einbildet, dass wir füreinander bestimmt sind.“ – „Und? Seid ihr?“ Die Musen-Stimme kippte jetzt ins beleidigte Fach. – „Natürlich nicht!“ – „Und warum schreitest du nicht ein?“ – „Weil ich keine Lust habe, dass eine goldbezahnte Mafia-Sektion aus ihrer Verwandtschaft uns den Urlaub vermiest. Ich möchte noch öfter hierher kommen.“ Ich war überzeugt davon, dass unser Dichterfürst der Dame im letzten Jahr das Goldene vom Himmel versprochen hatte, und dachte an eine Geschichte, die ich kürzlich in der „Washington Post“gelesen hatte: Drei Frauen, die entdeckt hatten, dass sie Parallel-Gspusis desselben Mannes waren, schickten den Typen ins Nirvana und gingen in einem Wohnwagen miteinander auf Reisen. Ich fürchte, ganz so weit sind die Muse und die tizianrote Drama-Signora noch nicht. Aber vielleicht im nächsten Jahr.
Pollys „Nymphen in Not“ im Lustspielhaus am Hof, 7.8., 20 Uhr: mit U. Beimpold & P. Morzé
wienerlustspielhaus.at