Kiku

(Nicht nur) jeden Freitag die Welt bewegen

„Wir wollen nicht länger warten,
bis einer etwas sagt.
Wir haben genug Worte gehört,
es ist höchste Zeit zu handeln!

Wir sind wie ein Drachen,
der nicht mehr fliegen kann.
Aber mit Kraft und Mut
bringen wir ihn wieder in die Luft“

Wer würde nicht aktuell diese Worte mit der vor allem von Jugendlichen getragenen Bewegung zum Klimaschutz, Fridays for Future“ in Verbindung bringen? Und in der Tat, die Zeilen haben damit viel zu tun, sie stammen von der italienischen Band „Têtes de Bois“ (Köpfe aus Holz) aus ihrem Song „Non c’è più tempo“ (Es ist höchste Zeit).

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Strom aus Fahrrad-Pedalen

Sie sangen und spielten das auch bei einer der großen Freitagsdemos, bei der Greta Thunberg sprach. Die Band hat aber nicht nur diesen Song geschrieben und spielte, sie organisierte auch, dass bei dieser Kundgebung nach der Demonstration der Strom für die Mikrophone, Verstärker, kurz die ganze Technik speziell erzeugt wurde: Die Generatoren wurden von Dynamos aus den Tritten von 128 Fahrrädern erzeugt.

Diese Episode findet sich am Beginn des Buches „Jeden Freitag die Welt bewegen – Gretas Geschichte“ von Vivana Mazza mit Zeichnungen von Elisa Macellari. Im Wesentlichen wird die Geschichte erzählt, wie die damals nicht einmal noch 16-Jährige Schwedin zur Klimastreikerin geworden ist. Ein bisschen Einblick gewährt das Buch in die Persönlichkeit Greta Thunbergs. „Sie selbst dagegen sieht immer etwas streng und besorgt aus und blüht erst richtig auf, wenn sie ihre Hunde Moses und Roxy sieht.“

Einen wichtigen Eckpunkt im Leben und der Klima-Bewegtheit Thunbergs beschreibt die Autorin so: „Greta war elf Jahre alt, als ihre Lehrerin der ganzen Klasse einen Dokumentarfilm über die Abfälle zeigte, die im Meer schwimmen, und sie war schockiert. Sie erfuhr, dass vor der Küste Chiles eine Plastikinsel im Pazifischen Ozean treibt, die mehr als vier Mal so groß ist wie Deutschland. Greta fing an zu weinen. Sie weinte …, weil sie, Greta, nicht weiterleben konnte, als ob nichts passiert wäre. Ihre Klassenkameraden schienen sich ebenfalls Sorgen um die Umwelt zu machen, aber als die Lehrerin den Fernseher ausmachte und das Licht wieder einschaltete, hörten sie auf, darüber nachzudenken, und spielten wieder mit ihren Handys.“

Die Autorin streut manche der bekannten und wichtigen Tatsachen über den Klimawandel zwischendurch ins Buch ein, mehr aber findet sich am Ende in einer Fakten-Zusammenfassung von Elena Gatti.

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Unterrichtsfach in Italien

Vielleicht kein Zufall, dass dieses und noch zwei andere Bücher – schon für Kinder - zum Thema aus Italien kommen. Dort wird ab dem kommenden Schuljahr Klimaschutz ein Unterrichtsfach – mit einer Stunde pro Woche. Das verkündete Bildungsminister Lorenzo Fioramonti im Herbst. Aber auch in anderen Gegenständen wie Mathe, Physik, Chemie usw. soll das Thema Nachhaltigkeit Einzug halten. „Das Thema muss alle Fächer infiltrieren wie ein trojanisches Pferd“, zitiert ihn die Nachhaltigkeitsplattform Treehugger (Baum-Umarmer). Experten aus Oxford und Harvard sollen ab Jahresbeginn 2020 italienische Lehrpersonen für diese neue Art des Unterrichts vorbereiten und fit machen. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sollen zu zentralen Bildungsschwerpunkten in Italien werden. Das sagte der Minister der Fünf-Sterne-Bewegung laut einem Pressebericht der Agentur Reuters.

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Manifest

Übrigens: 100 Jahre bevor Greta Thunberg geboren wurde, hatte ein Verwandter von ihr, Svante Arrhenius den Nobelpreis für Chemie bekommen – und zwar dafür, dass er als erster Wissenschafter den Zusammenhang zwischen Zunahme der Kohlendioxid-Emissionen und der Temperatur auf der Erde nachgewiesen hat.

Diese gar nicht so bekannte Tatsache erfährst du in „Mein Name ist Greta – Das Manifest einer neuen Generation“ von Valentina Giannella (Text) und Manuela Marazi (Illustrationen). In diesem Buch für Jugendliche wird nicht nur die bekannte Geschichte aufgerollt. Vor allem werden in nach Sachbereichen gegliederten Kapiteln – von fossilen Brennstoffen über Trinkwasser, Artenvielfalt, erneuerbare Energien usw. – farblich hervorgehoben Fakten leicht verständlich aufbereitet. Und am Ende finden sich die wesentlichen Begriffe nochmals zusammengefasst leicht erklärt sowie Links zu wichtigen – informativen – Websites.

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50 (kleine) Revolutionen …

Beinhaltet insbesondere das zuletzt genannte Buch auch so manche Tipps, selber etwas für Klimaschutz und Nachhaltigkeit beizutragen – beispielsweise kein Trinkwasser verschwenden, Licht usw. nur einzuschalten, wenn sie gebraucht werden -, so ist „50 kleine Revolutionen, mit denen du die Welt – ein bisschen - schöner machst“ überhaupt ein Buch mit Handlungsanleitungen. Die beziehen sich übrigens nicht nur auf den Umgang mit der Umwelt, sondern auch mit Mitmenschen. Jeweils ein kurzes Kapitel, dann dazu Vorschläge, was gemacht werden kann samt Check-Liste und Punktewertung. Von der Hilfe für Bienen bis zu gemeinsamen Aktivtäten mit älteren Leuten in deiner Umgebung oder gemeinsam mit anderen Forderungen zu erarbeiten und von der Bürgermeisterin/dem Bürgermeister deiner Stadt/deines Ortes drei Versprechen einzufordern und zu überprüfen, inwieweit die auch eingehalten werden reicht der Bogen der „kleinen Revolutionen“.

Er ist allgegenwärtig und wir mittendrin: der Klimawandel. Um dieses komplexe Thema kindgerecht aufzubereiten, entwickelten das Potsdam-Institut für Klimaforschung (PIK) und das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) ein neues Onlineportal zur Umweltbildung.

Zu diesem geht es hier

Seit mehr als zwölf Jahren

Fridays for Futute ist übrigens nicht die erste vor allem von jungen Leuten getragene Initiative für mehr Klimaschutz und -gerechtigkeit. 2007 wurde vom Münchner Felix Finkbeiner, damals 9  Jahre (!) der Anstoß für Plant fort he Planet gegeben, zum Pflanzen von Bäumen, als der „Maschine gegen den Klimawandel“.

Heute sind mehr als 100.000 Kinder (9 bis 12 Jahre) weltweit für Plant-for-the-Planet aktiv. 81.000 davon sind Botschafter_innen für Klimagerechtigkeit. Diese geben ihr Wissen bei Akademien an andere weiter, die dann ebenfalls zu Botschafter_innen werden.

Die Trillion Tree Campaign

Es gibt im Moment 3000 Milliarden Bäume weltweit, es gibt noch genug Platz, weitere 1000 Milliarden Bäume zu pflanzen. Das möchte die Initiative erreichen. Diese Bäume könnten ein Viertel des jährlichen vom Menschen verursachten CO2-Ausstoßes binden.

Zu einem der vielen Artikel im Kinder-KURIER über die Initiative Plant for the Planet - samt Buchtipps in dem Artikel - geht es hier unten

Berühmter Autor

Kein Neues, aber um nichts weniger interessantes Buch verfasste de berühmte norwegische Autor Jostein Gaarder (bekannt nicht zuletzt durch „Sofies Welt“). „2084 – Noras Welt“ sei zwar „nicht mein bestes, aber mein wichtigstes Buch“, hatte er dem Kinder-KURIER in einem Interview vor sechs Jahren gesagt.

Im Kiku stand damals die Zusammenfassung:
Diese Nora feiert am 12.12.2012 ihren 16. Geburtstag. Der Großteil der Handlung spielt sich knapp davor ab und führt sie und damit dich als Leserin oder Leser immer wieder ins Jahr 2084 (im Original 2082) – meist in den Träumen Noras. Dort trifft sie als alte Frau auf ihre Urenklein namens Nova, die so alt ist wie sie in der Gegenwart. Tiere, Pflanzen, die meisten Lebensräume kennt sie nur mehr aus wunderbaren Dokus – und einem fahrenden Zoo, der letzte Exemplare einiger Arten durch die Lande karrt.

Nora fühlt sich verantwortlich – und sie bekommt von ihrer Nachfahrin eine zweite Chance: Jetzt was zu tun, damit ihre Urenkelin auch noch so viel Natur und Vielfalt auf der Erde erleben kann wie sie selbst.

Gaarder packt in die Story viele Fakten ein, „Wichtig war mir aber, eine Geschichte zu erzählen. Wir Menschen brauchen Geschichten – und merken uns Dinge auch viel leichter und besser, wenn sie in Storys verpackt sind“, erzählt er immer und immer wieder – auch im Interview mit dem Kinder-KURIER.

Mehr dazu samt dem Interview – gemeinsam mit damals zwei Jugendlichen - hier unten.

Vivana Mazza (Text)
Aus dem Italienischen: Christina Neiske
Elisa Macellari (Illustrationen)
Jeden Freitag die Welt bewegen – Gretas Geschichte
Ca. 110 Seiten
Ab 9 Jahren
Verlag: dtv
Paperback: 10,30 €
Hörbuch, gesprochen von Leonie Landa: 8,79 €

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Valentina Giannella (Text)
Aus dem Italienischen: Claudia Koch, Kathrin Lichtenberg
Manuela Marazi (Illustrationen)
Mein Name ist Greta – Das Manifest einer Generation
ca. 120 Seiten
ab 12 Jahren
Verlag: Midas
13,50 €

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Pierdomenico Baccalorio/Federico Taddia
Aus dem Italienischen: Sophia Marzolff
AntonGiaonata Ferrari (Illustrationen)
50 kleine Revolutionen, mit denen du die Welt – ein bisschen - schöner machst
ca. 190 Seiten
Ab 9 Jahren
Verlag: dtv
13,40 €

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Claire A. Nivola, (aus dem Englischen von Susanne Lin)
Bäume für Kenia – Die Geschichte der Wangari Maathai
Verlag Freies Geistesleben
16,40 €; ein Euro geht als Spende an Plant-for-the-Planet; 1 € = 1 Baum

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Roseni Kurány
Susanne Ward (Illustrationen)
Das Mädchen und der Baum
Papermoon Verlag
11,30 €

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Jostein Gaarder
Aus dem Norwegischen übersetzt: Gabriele Haefs
2084 - Noras Welt
ca. 220 Seiten
ab 12 Jahren
dtv
Taschenbuch: 9,20 €
gebundene Ausgabe: 15,40 €
eBook (ePUB): 8,99 €
Hörbuch-Download: 10,95 €

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