HAK-Schülerinnen wollen mit Kinderrechteprojekt die "Welt erhellen"
Von Heinz Wagner
Wer – natürlich außer den vielen Kindern selbst, ihre Eltern sowie die meisten Lehrer_innen darüber jubelte, dass mit dem Ende der Semesterferien die Volksschulen wieder für alle Kinder offen hatten, waren/sind drei angehende Maturantinnen einer Wiener Handelsakademie.
Wie das?
Nun, Adriana Hechtl, Viktoria Radosavljević und Enna Omerović aus der privaten HAK Vienna Business School (VBS) am Hamerlingplatz (8. Bezirk, Josefstadt) hatten zwar schon einen Plan C entworfen, um ihr Diplomprojekt durchführen zu können. Aber Plan B oder gar A - mit Volksschulkindern zu den Themen Kinder- und Menschenrechte sowie Wirtschaft zu arbeiten – ist ihnen viel lieber. Plan A, der direkte Zugang in Volksschulklassen ist ihnen (noch) verwehrt. Im Plan B können sie aber wenigstens über Lehrerinnen und Lehrer die ganz schön umfangreiche spielerische Arbeitsmappe an die Kinder von 3. und/oder 4. Volksschulklassen bringen.
Wissen plus Stärkung
Schritt für Schritt lernen Kinder – so sie das nicht schon vorher wussten, dass sie Rechte haben und welches die wichtigsten sind. Das Trio hat ihnen aber auch gleich ein kleines Heftchen zusammengestellt mit Hilfsmitteln zur Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls: Zu überlegen und aufzuschreiben: „Das mache ich super“, „darin bin ich spitze“ … - und das zu verknüpfen mit Ideen: „Das braucht die Welt“ sowie „damit könnte ich Geld verdienen“ – um den Bogen zum Wirtschaftskreislauf zu schließen.
Viele Info-Blätter und zur Verfestigung der Inhalte Brett- und andere Spiele, Ausmalbilder und Arbeitsblätter haben die drei Schülerinnen für ihre Diplomarbeit im Fach Eventmanagement zusammengestellt. Dazu gehört „natürlich“ auch ein durchgängiges Erscheinungsbild samt Logo und Farben – bis hin zu zwei Filzstiften in diesen – grün und blau – in den Boxen mit den Materialien. Zu denen gehört auch ein kleiner –weltweiter – Kinderrechtepass der UNICEF (Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen). Die Farben ergeben sich aus der zentralen Weltkugel im Logo. Das Motto: „Unsere Welt erhellt“.
Umfangreiche Box
Nun, da die Volksschulen wieder voll Präsenzunterricht haben, werden die drei Jugendlichen die Boxen an Lehrer_innen übermitteln, noch ein Einleitungsvideo drehen, in dem sie sich den Kindern vorstellen und sie ums Mitmachen bitten. Die Box beinhaltet auch einen Fragebogen vor und einen nach dem Projekt – um Rückmeldung zu kriegen, ob und wie viel das Projekt an Wissens-Erweiterung in den beiden Themenfeldern gebracht hat.
Bis es so weit war, hatten Hechtl, Radosavljević und Omerović einen langen Arbeitsweg. Fest stand schon im Mai des vorigen (Schul-)Jahres, „dass wir als Team zusammenarbeiten wollten, da hatten wir schon sehr gute Erfahrungen“, schildern sie im ausgebauten Dachgeschoß des Schulgebäudes im Gespräch mit dem Kinder-KURIER. „Und wir wollten kein Event in der Schule machen, das machen so viele Projekte, deshalb wollten wir was anderes und sind bald auf die Idee gekommen, etwas mit Volksschulen zu machen“ – und jetzt sprudeln die drei drauf los.
Ein Zufall, der mehr als passte
Zuerst einmal waren die Themen nicht klar, „dann haben wir den Kalender durchforstet nach wichtigen Tagen und sind beim 10. Dezember hängen geblieben – dem Tag der Menschenrechte – Jahrestag der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO. Der Tag der Kinderrechte – 20. November – „war uns zu früh“ – Das waren ja die ursprünglich ins Auge gefassten Termine für das Projekt – die durch die neuerlichen Lockdowns über den Haufen geworfen worden sind.
Also Menschen- und Kinderrechte. Und dann – das ist im Gespräch zu spüren – war’s doch nicht nur Zufall, sondern „das war dann schon unseres“, vermitteln die drei Jugendlichen auch ihr Engagement gerade dafür. „Wir haben ja selber als Volksschulkinder nichts über Kinderrechte gewusst“ und „von Rechten generell keine Ahnung gehabt, das haben wir erst hier in der HAK, wo wir jetzt auch schon im Herbst unsere Rechts-Matura gemacht haben, gelernt“. „Und Wirtschaft war für uns auch ganz neu.“
Jedes Kind soll wissen, dass es Rechte hat
Woran sie sich aber auch erinnern können: Wenn andere Menschen in die Schule gekommen sind, die älter waren als wir aber jünger als Lehrerinn_en, dann sei das schon beeindruckend gewesen und mehr hängen geblieben.
Und darauf setzt(t)en sie, „weil alle wissen sollten, dass sie Rechte haben!“ Und deswegen waren die drei Schülerinnen auch „entsetzt, als wir gehört haben, dass Kinder und Jugendliche, für die Österreich ihre Heimat ist, abgeschoben werden in Länder, die sie nicht einmal richtig kennen“.
Im Fall der georgischen Familien, die im November und jetzt aktuell abgeschoben worden sind, kommt noch hinzu, dass vor mehr als zehn Jahren offener Krieg zwischen Georgien und Russland herrschte. Auch die Eltern von Enna Omerović mussten seinerzeit vor dem Krieg im damaligen Jugoslawien nach Österreich flüchten.
Dieses Projekt, das die Schule auch für einen Merkur, die Auszeichnung des Verbunds der Vienna Business School eingereicht hat, nimmt fast schon den neuen Zweig, den die HAK Hamerlingplatz ab kommendem Schuljahr anbietet vorweg: Social Business Class, ein Zweig, der Wirtschaftskompetenz mit sozialer und ökologischer Verantwortung verknüpfen will - siehe Link unten
PS: Die drei Schülerinnen kamen übrigens schon vor fast genau drei Jahren im Kinder-KURIER vor - als Finalistinnen beim mehrsprachigen Redebewerb "SAG'S MULTI!" - siehe Link unten - leider sind beim Umstieg des KURIER auf ein neues CMS (Content Managment System) viele Bilder/Text-Galerien zerstört worden, weshalb die Einzelfotos samt Kürzest-Zusammenfassungen der Reden verloren gegangen sind ;(