Leben/Essen & Trinken

Geht uns die Schokolade aus?

Für Schokoholics ist diese Meldung ein Horror-Szenario: Der US-Konzern Mars und die Schweizer Barry Callebaut Group – zwei der größten Schokoladen-Produzenten der Welt – warnen vor Engpässen. Wenn wir unseren Konsum nicht drastisch einbremsen, dann neige sich der Vorrat an Schokolade bald dem Ende entgegen, berichtet die britische Daily Mail.

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Bereits im vergangenen Jahr haben wir laut den Unternehmen 70.000 Tonnen mehr Schokolade gegessen, als Kakao produziert wurde. Bereits 2020 könnte dieses Ungleichgewicht auf eine Million Tonnen ansteigen.

Dieses Horror-Szenario hat zwei Gründe. Auf der einen Seite steigt der Konsum von Schokolade in aufstrebenden Ländern wie China, zudem steigt der Konsum von dunkler Schokolade mit einem höheren Kakao-Anteil in westelichen Ländern. Dadurch hätten sich die Kakao-Preise in den vergangenen acht Jahren verdoppelt.

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Auf der anderen Seite entscheiden sich viele afrikanische Landwirte wegen der Klimaveränderungen und der Krankheitsanfälligkeit der Pflanze gegen den Anbau von Kakao.

Wie kommt das Aroma in die Schokolade?

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Schauplatz Elfenbeinküste. Das westafrikanische Land ist fast viermal so groß wie Österreich. 1.045 US-Dollar beträgt das BIP pro Kopf, in Österreich ist das BIP 40-mal so hoch. 2012 produzierte das Land rund ein Drittel der weltweiten Kakaoernte. Branchenkenner gehen von 1,65 Millionen Tonnen Kakao im Jahr aus. Kakaobauern erhalten etwa sechs Prozent des Preises, den die Konsumenten in Mitteleuropa für eine Tafel Schokolade ausgeben. In den 80ern lag der Anteil noch bei 16 Prozent. Die Schokoladenherstellung ist ein gutes Geschäft: 2012 lag der Nettoumsatz der Schokoladenindustrie bei 80 Milliarden US-Dollar.

Kinderarbeit, Ausbeutung der Plantagen-Arbeiter und Kinderhandel: Immer wieder stehen große Firmen wie Mondelez und Nestlé unter Druck der Konsumenten, die auf fair produzierte Schokolade bestehen. Allein in der Elfenbeinküste und in Ghana arbeiten fast zwei Millionen Kinder auf Kakaoplantagen, hunderttausende davon unter Bedingungen, die nach internationalen Standards verboten sind. Die europäische Kampagne "Make Chocolate fair" fordert einen fairen Handel und bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für die Kakaobauern. Bis 2015 möchten die Organisatoren (unter anderem Südwind) 100.000 Unterschriften für ihr Anliegen sammeln und diese den Schokoladeproduzenten in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion überreichen.

Trotz all dieser Schattenseiten gibt es nun einen holländischen Kurzfilm über Kakaobauern, die zum ersten Mal Schokolade essen. Sieben Euro verdient Alfonso am Tag, mit diesem Geld muss er 15-Familienmitglieder und vier Arbeiter bezahlen. Eine Tafel Schokolade kostet 2 Euro. Luxus für ihn. Als er seinen Plantagen-Arbeitern ein Stück gibt, macht sich Staunen und Unsicherheit breit: "Bist Du sicher, dass Schokolade aus Kakao gemacht wird?" (Video oben)