Schweizer Superfan: Wenn du über Nacht zum Internet-Star wirst
Von Alexander Kern
Sein Name ist Luca Loutenbach, er ist 28 Jahre alt – und bis vor Kurzem war er der Öffentlichkeit kein Begriff. Das hat sich rasant geändert. Im Grunde in der Zeitspanne von zwei Minuten. Die Arena Nationala in Bukarest, beim EM-Spiel Schweiz gegen Frankreich vor vier Tagen. 22.642 Zuschauer applaudieren, schreien, leiden. Einer von ihnen ist der junge Schweizer – ihn nimmt die emotionale Hochschaubahnfahrt dieser Partie ganz besonders mit.
90. Minute: Frankreich führt 3:2. Schmerzerfüllt fasst Loutenbach sich an den Teamtrikot-Kragen, die Augen geschlossen, das Gesicht schmerzerfüllt gen Himmel gerichtet. Nicht mehr lange, dann ist sein Team aus dem Turnier. 93 Sekunden später: Die Schweiz schießt den Ausgleich, rettet sich in die Verlängerung (und siegt dann sogar im Elfmeterschießen).
Und der Schweizer Fan geht in die Vollen: das Leiberl ausgezogen schreit er mit breiter, nackter Brust und weit aufgerissenen Augen ekstatisch seine Freude ins Oval: eindeutig, „Man of the match“!
Witzige Memes erobern Social Media
So bezeichnete ihn sogar gleich nach Abpfiff Sadiq Khan, der Bürgermeister von London, in einem Tweet. Seitdem spielt das Internet verrückt. In Windeseile verbreiten sich weltweit die Bilder vom Schweizer in den Sozialen Medien. Twitter, Instagram, Facebook – immer mehr witzige Memes entstehen. Und längst nicht mehr nur im fußballerischen Kontext:
Wer hinter dem Superfan steckt
Doch wer ist der Mann? Luca Loutenbach kommt aus dem Kanton Jura, der an Frankreich grenzt. Der Schweizer Boulevardzeitung Blick gab er ein Interview: „Ich weiß nicht, wie mir geschieht“, sagt er da. Und, lachend: „Ich glaube, dass mir alle geschrieben haben, die mich kennen.“
Der 28-Jährige ist ein Riesenfan seiner „Nati“, wie die Schweizer ihr Nationalteam nennen. Bei der EM war das Frankreich-Spiel bereits das dritte Match seines Landes, das er live im Stadion sah. Er versuche alles im Bereich des Möglichen, um kein Spiel zu verpassen, erzählt er.
Werbeverträge winken
Doch der Rummel scheint jetzt erst so richtig loszugehen. Heute Abend bestreitet die Schweiz ihr Viertelfinale gegen Spanien. Mit der begeisterten Unterstützung ihres Superfans kann das Team jedenfalls rechnen – die Swiss Air lud Loutenbach nämlich auf einen Gratisflug nach St. Petersburg ein. Red Bull schickt sich an, dem Superfan für die lange Reise mit ausreichend seiner Energy Drinks zu versorgen.
Das ist noch lange nicht alles. Der Blick berichtet, der Schweiz Tourismus werde Loutenbach ein Wellness-Wochenende spendieren. Zudem möchte ihn die Milchfirma Emmi als Werbetestimonial engagieren. Und auch das Bundesamt für Gesundheit will von der Wirkung des authentisch-sympathischen Fußballfreunds profitieren: Sie will sich Loutenbachs Dienste für eine Impfkampagne auf Social Media sichern.