10 Jahre Duchess of Stylish: Warum der „Kate-Effekt“ kein Ende nimmt
Von Julia Pfligl
Genau genommen begann die Kate-Mania schon fünf Monate vor ihrer Hochzeit, im November 2010. Als die schüchterne Accessoire-Einkäuferin Catherine Middleton als Verlobte von Prinz William vorgestellt wurde, trug sie zum funkelnden Saphirring ein nachtblaues Wickelkleid von Issa London. Unmittelbar nach dem Fototermin schossen die Verkaufszahlen in galaktische Höhen, sodass das kleine Label mit der Produktion nicht mehr nachkam und schließen musste.
Es war ein kleiner Vorgeschmack auf das, was die Presse später „Kate-Effekt“ nennen würde: Alles, was die neue Duchess of Cambridge (später auch ihren Kindern) anzog, geriet zum Verkaufshit oder setzte Trends. Nach der Hochzeit am 29. April 2011 verkauften Brautmodegeschäfte mehr Kleider mit langen Ärmeln und nachdem die Herzogin erste offizielle Termine absolviert hatte, wollten plötzlich alle hautfarbene Strumpfhosen.
Royale Influencerin
Zehn Jahre und 500 Outfits später ist der Hype um die Herzogin ungebrochen – sogar im an Events armen Pandemie-Jahr. Die Suchanfragen nach Kate-Looks seien im Lockdown um 80 Prozent gestiegen, meldete das Web-Portal Love the Sales. Denn natürlich weiß sich die 39-Jährige mit Statement-Kragen oder Schleifenblusen auch im Videocall in Szene zu setzen – und so dem wohltätigen Kern ihrer Arbeit mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Wie wurde aus der sportlichen Kunstgeschichtestudentin eine globale Stilikone? Die Journalistin Susan E. Kelley dokumentiert in ihrem Blog „What Kate Wore“ jedes einzelne Outfit der Herzogin und generiert dabei an die 8.000 Zugriffe täglich. Viele sehen in ihr das „Girl Next Door“, erklärt Kelley die anhaltende Anziehung. „Sie wirkt nahbar, wie jemand, der über sich selbst lachen kann. Dass sie Luxuslabels wie Erdem und Alexander McQueen mit Zara oder Topshop mixt, unterstreicht das. Fans finden es aufregend, dass sie die gleiche Bluse kaufen können wie die Duchess of Cambridge.“
"Als Kate Teil der Royal Family wurde, war sie stylemäßig noch sehr zurückhaltend. Über die Jahre ist sie selbstbewusster geworden", sagt Bethan Holt, Londoner Journalistin und Expertin für die Mode der Royals, zur freizeit. "Sie wollte nie eine Sklavin der Mode sein, aber sie hat gelernt, sie für ihre Zwecke zu nutzen und ihr Profil als zukünftige Königin zu schärfen."
Einen groben Fauxpas habe es in den zehn Jahren nicht gegeben, sagt die Stilexpertin, deren Mode-Band „The Duchess of Cambridge“ soeben erschienen ist. Kleinere Missgeschicke wie ein Kleid auf der Indien-Reise 2016, das zwar im traditionell indischen Stil gehalten war, jedoch von einem Fast-Fashion-Label stammte, gingen in der Flut an märchenhaften Fotos fast unter. Kate beherrscht ihr Bild perfekt und weiß um die Wirkung in der Ära Instagram: „Soziale Medien haben die Obsession definitiv befeuert. Jedes Foto von ihr verbreitet sich innerhalb weniger Minuten auf der ganzen Welt. Das kannten die Royals vor ihr nicht.“
Jüngstes Beispiel: Kate auf dem Weg zum royalen Begräbnis, mit Fascinator, perfekt geschminkter Augenpartie und würdevollem Blick. Der Schnappschuss ging viral, gilt schon jetzt als „iconic“. „Kates Power ist, dass sie die Eleganz in Person ist und gleichzeitig sehr bodenständig. Wenn sie die Menschen in einem Ringelshirt und Skinny Jeans sehen und am nächsten Tag in Abendrobe und Juwelen, sind sie entzückt von diesem Kontrast“, sagt die Autorin.
Neuerdings gibt sich die dreifache Mutter experimentierfreudiger, greift öfter zu weiten Hosen, Blockabsätzen und internationalen Designern. Fotos ihrer Gucci-Bluse sorten für reichlich Diskussionsstoff im Netz. Insider vermuten dahinter den Einfluss von Virginia Chadwyck-Healy, die Kates langjährige Vertraute und Stylistin Natasha Archer nach deren Baby-Pause abgelöst haben soll. „Virginia berät, aber Natasha erledigt immer noch die Hauptarbeit“, klärt Holt auf. „Sie shoppt online, geht in Geschäfte und beauftragt Lieblingsdesigner wie Jenny Packham, Catherine Walker oder Emilia Wickstead.“
Viele Kostüme, Hüte, Kleider und Mäntel behält die Herzogin und trägt sie – im Sinne des Zeitgeists – mehrfach. Auch mit Schwester Pippa und Mutter Carole, die ihren klassisch-femininen Stil teilen, tauscht sie gerne. In Zukunft werden ihre Kleider noch formeller werden, glaubt Holt. „Am erfolgreichsten wird sie sein, wenn sie uns immer wieder auch an ihre ,normale’ Seite erinnert.“ Kates Vorbild, die Queen, hat es mit Kilt und Kopftuch in Balmoral vorgemacht.