Leben

Warum Marina Hoermanseder jetzt auf die Uhr gekommen ist

FREIZEIT: Du giltst  als Queen of Co-Branding. Die Post, Austrian Airlines, Wolford etc. Jetzt hast du eine Uhr für Rado kreiert. Wie kam es dazu?

Marina Hoermanseder: Der Kontakt zu Rado, besonders zu Rado Österreich, der besteht seit Jahren. Und seit Jahren habe ich auch immer wieder davon geträumt, eine Uhr und ganz besonders ein Uhrband zu kreieren. Rado steht ja für Schweizer Präzision und Handwerk, und das war mir von Anfang an sehr wichtig.

Hattest du bei der Uhrengestaltung völlige Freiheit?

Prinzipiell ja. Die einzige Vorgabe war, dem „Captain Cook“-Modell meinen Stempel aufzudrücken. Ich habe den genauen Ton des Roségolds bestimmt, die Rückseite der Uhr ist mit unserem Signature-Bändermuster graviert, die Uhrbänder sind auch typisch Hoermanseder, und auch die Verpackung wurde von uns gestaltet.

Bist du selber Uhrenträgerin?

Eigentlich nicht wirklich. Uhren sind mir bis jetzt immer zu wenig Schmuckstück gewesen, das wird sich jetzt aber ändern, weil ich ja meine eigene Uhr kreiert habe.

Wenn du wissen willst, wie spät es ist, wo checkst du denn am liebsten die Zeit?

Am iPhone. Und sonst eigentlich sehr oft bei der Zeitanzeige am Backrohr in der Küche. Zeitanzeiger sind irgendwie omnipräsent. Wenn man am Computer oder am Laptop arbeitet, sieht man ja auch immer, wie spät es gerade ist.

Voll cool, Marina mit Casio

Was war deine erste Uhr?

Ich muss gestehen, ich konnte endlos lange keine Uhr lesen, weiß auch nicht, warum. Daher war meine erste Uhr eine Casio mit Digitalanzeige.

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Gab’s in deiner Familie auch diese Tradition, dass man zur Matura oder zur Sponsion eine Uhr geschenkt bekommt?

Nein. Ich habe mir zur Matura eine Nähmaschine gewünscht, die habe ich dann auch bekommen, ein ganz tolles Hightech-Modell.

Waren in eurer Familie Uhren überhaupt ein Thema?

Eigentlich nicht so wirklich. Meine Mutter hatte eine ganze Sammlung an Swatch-Uhren, die wurden auch tatsächlich nach Farben geordnet. Und ich habe von meiner Großmutter eine kleine Armbanduhr bekommen. Keine große Marke, aber sie lag mir sehr am Herzen. Die werde ich auch meiner Tochter weitergeben.

Was bedeutet Zeit für dich?

Jetzt, da ich Mutter bin, weiß ich, dass Zeit nicht unendlich vorhanden ist. Das ist ein bisschen so wie mit dem Geldausgeben, man muss es sich richtig einteilen, lieber ein bisschen sparen und dann für das Richtige ausgeben.

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Ungefähr gleichzeitig mit dir hat auch Li Edelkoort, die ja zu den wichtigsten Trendcasterinnen der Welt zählt, eine Uhr für Rado entworfen. Hat dich das ein bisschen gestresst?

Nein, ganz im Gegenteil. Ich empfinde es als großes Kompliment, dass Rado mich im selben Umfeld sieht wie Li Edelkoort. Lis Uhr ist übrigens ganz weiß und aus Keramik, da sieht man die Zeit gar nicht.

Ich habe dich bereits vor Jahren gefragt, ob du vielleicht Bedenken hast wegen deiner vielen Kooperationen. Angst, dass das etwa zu inflationär sein könnte?

Nein, habe ich nicht. Mir würde es besonders in Zeiten von Corona sicher nicht so gut gehen, wenn ich nur auf Mode gesetzt hätte. Kooperationen liegen ja augenblicklich wirklich ganz stark im Trend, da hat mir mein Gefühl schon recht gegeben. Die Demokratisierung der Marke, das war für „Marina Hoermanseder“ die absolut richtige Entscheidung.

Wirst du mit der Mode weitermachen oder liegt die Mode gerade im Dornröschenschlaf?

Ja, vielleicht ein wenig. Aber wir schauen gerade über den großen Teich, es gibt Pläne mit Amerika, da will ich stärker mit Stylisten und der dortigen Modepresse zusammenarbeiten. Und im Herbst launche ich ein neues Label, „Hoermanseder“, die Highstreetmarke von Marina Hoermanseder, die günstiger, funktionaler und auch leichter tragbar sein wird.

So viele ehrgeizige Pläne. Jetzt bist du vor kurzer Zeit auch noch Mutter geworden, wie schaffst du das alles? Wie bringst du Muttersein und Karriere unter einen Hut?

Das geht nur, weil mein Lebenspartner da so unglaublich aktiv mithilft. Er hat zwar auch einen Fulltimejob, aber er teilt sich das so ein, dass er auch ein Fulltimevater ist.

Eure Tochter heißt Lotti Zoe Miami, wie seid ihr auf diesen Namen gekommen?

Lotti war mein Lieblingsname, Zoe war der Lieblingsname von Paul, und Miami deshalb, weil wir genau wissen, dass unser Baby in Miami gezeugt wurde.


Du hast gleich eine Woche nach der Geburt von Lotti als Jurorin bei „Germany’s Next Topmodel“ mitgemacht. Das hat dann in einem großen Shitstorm geendet, du wurdest auf Social Media unglaublich aggressiv angegriffen. Bereust du es, in der Heidi-Klum-Show mitgemacht zu haben?

Nein, überhaupt nicht. Würde ich heute genau so wieder machen. „Germany’s Next Topmodel“ bringt einfach unglaublich viel Publicity. Und ich würde auch wieder ganz gleich reagieren. Nämlich so, wie man sich das von einer Designerin erwartet. Es hat mir aber schon auch ein bisschen die Freude an Social Media genommen, das muss ich zugeben. Wer mir nicht folgen will, der soll bitteschön auf „Unfollow“ drücken.

Du kommst aus Wien, lebst und arbeitest aber seit Jahren in Berlin. Wenn du einen Stilvergleich zwischen den beiden Städten machen müsstest ..

.Ach Gott, wie vermisse ich den Samstagnachmittag in Wien! Dieses „Wir richten uns her, weil wir gehen jetzt in die Stadt“. Das gibt’s in Berlin überhaupt nicht, dort gilt: Je schlurfiger, desto cooler, je räudiger, desto zeitloser. Da bin ich schon Wienerin geblieben, ich zieh mich einfach gerne nett an, besonders zu bestimmten Anlässen. Das mache ich jetzt übrigens auch bei meiner Tochter, die wird auch schön angezogen.

Trägt Lotti Rosa?

Lotti trägt fast nur Rosa.

Gibt’s eine Farbe, die deiner Meinung nach jeder Frau passt?

Ein kräftiges Pfirsich.

Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre und du dürftest dir als Kreativdirektorin ein Modehaus aussuchen, welches wär’s denn?

Früher hätte ich Alexander McQueen gesagt. Heute würde ich Moschino sagen. Aber auch Gucci.

Was sollte jede Frau im Kleiderschrank haben?

Einen perfekten stretchigen Bleistiftrock in Schwarz.

Wenn ich mit dir rede, habe ich immer das Gefühl, the sky is the limit. Was steht jetzt noch in den Sternen für 2021?

Jetzt freue ich mich einmal sehr über meine wunderbare Rado-Uhr. Wie gesagt, im Herbst wollen wir mit Hoermanseder durchstarten, unserer Zweitmarke. Ich arbeite auch gerade an der Unternehmenskleidung für eine ganz, ganz große deutsche Company. Und in Planung haben wir auch eine Kooperation mit einem österreichischen Kindermodelabel. Auf das freue ich mich ganz besonders. Es gibt also immer viel zu tun, wie wunderbar.

Liebe Marina, vielen Dank für deine Zeit und dieses Gespräch.