Leben/Gesellschaft

Rechtzeitig vor dem Regen: Stresstest für Mini-Schirme

Regen, Wind und Wetter! Wenn die Profi-Voraussager der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Recht behalten, dann legt der Frühsommer schon am Montag ein Päuschen ein. Thomas Wostal von der ZAMG spricht sogar von einem „Regenschirm-Alarm“: Bereits am Montag sind erste Schauer möglich, besonders zum Abend hin.

Pankraz, Servaz, Bonifaz und die „kalte Sophie“ wollen es noch einmal ordentlich krachen lassen. Die Eisheiligen schicken uns in der Nacht auf Dienstag vom Norden her eine respektable Kaltfront. Diese rauscht mit Wind und Regen über Österreich. In einigen Tälern sind sogar Schneeflocken möglich. Am Dienstag kann es dann vor allem im Bergland noch regnen, in höheren Lagen schneien.

Daher ist es durchaus schlau, heute am Abend schon mal nach den Regenschirmen zu suchen. Ja, wo sind sie nur? Im Frühjahr 2020 griffen wir täglich zu unseren Mund-Nasen-Schutzmasken, vermehrt zur Seife und zum eigenen Klopapier. Und wenn wir von einem Schirm sprachen, dann nur von den Rettungsschirmen contra Corona.

Aber wann haben wir zuletzt einen Regenschirm benötigt? In der Quarantäne war er nicht von Nöten. Und bei unseren Ausgängen ins Freie auch nicht. Da konnten wir uns in erster Linie über die Sonne freuen – anders als Meteorologen, Bauern und Klimaforscher, die seit Wochen schon über die flächendeckende Trockenheit klagen.

Ein Schirmherr aus Paris

Zurück zum Regenschirm: Es gab eine Zeit, da galt der Schirm als ein vornehmes Symbol der Herrschaft. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war es den Wohlhabenden vorbehalten, sich unter einem mobilen Dach vor Regen oder auch Sonne zu schützen. Heute ist das anders.

Heute ist das Image des Regenschirms im Keller. Wasserdichte Bekleidung macht ihm Konkurrenz. Und seit er auch in Supermärkten zum Diskontpreis angeboten wird, will niemand mehr viel Geld für ihn ausgeben. Da verwundert es nicht, dass seine Entwicklungsgeschichte zuletzt so gut wie in Vergessenheit geraten ist.

Einmal abgesehen von den ersten Erwähnungen im Mittelalter erfand der französische Kaufmann Jean Marius zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Frühform des heute verwendeten Regenschirms. Sein Paraplü fand in der feinen Pariser Gesellschaft sofort Gefallen und auch einen guten Absatz. Jonas Hanway, ebenfalls Kaufmann, soll den Schirm im Jahr 1750 ins regenreiche London transferiert haben, wo er von seinen Landsleuten zunächst verspottet wurde. Zu „französisch“ erschien den Briten diese Idee. Doch Hanway kümmerte sich nicht darum, er gab seinen Schirmen ein Aussehen, wie wir es heute kennen. Jedoch wogen seine Ur-Umbrellas (das Gestell aus Holzstäben und Fischbein) um die 5 Kilogramm.

Der erste teleskopierbare Taschenschirm wurde in den späten 1920er-Jahren in Berlin unter die Leute gebracht. Von Hans Haupt aus Breslau. Haupt gilt auch als der Begründer der Knirps GmbH.

Was nicht nur die österreichische Exportwirtschaft freut: Seit fünfzehn Jahren wird der allseits Bekannte von einem Familienbetrieb im oberösterreichischen Braunau erzeugt (siehe dazu den Testbericht über den Doppler-Schirm unten).

Extreme Testbedingungen

Das größte Problem eines Mini-Schirms aus der Sicht der Produzenten: Er wird von den meisten Kunden achtlos gekauft und ebenso achtlos in öffentlichen Verkehrsmitteln und Schirmständern vergessen. Er gilt nicht mehr als ein modisches Accessoire und in einer Zeit, in der es nicht allzu oft regnet, auch nicht als ein Gut des täglichen Bedarfs.

Ein mobiles KURIER-Team hat dessen ungeachtet fünf Mini-Schirme getestet, darunter selbstverständlich auch ein Knirps-Original. Die Bedingungen für diesen Test waren im Übrigen extrem: Seit dem Ausfassen der Schirme zu Beginn des Jahres gab es kaum eine Möglichkeit, sich mit seinem Schirm in Echtzeit in den Wind zu hängen.

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Bunter Bluff

Optisch ist der stolz bepreiste Mini-Schirm des französischen Schirmherstellers Guy de Jean ein Hingucker: Der mit knalligen Flamingos bedruckte Paraplü bringt an trüben Tagen Farbe ins Leben. Mit dem Wort „Paraplü“ weiß man hierzulande die in der Grande Nation übliche Bezeichnung für Schirme („Parapluie“) zu verhunzen. Ebenso verhunzt fällt der Testschirm aus: klappriges Gestell, schlecht verarbeitetes Obermaterial –  der Griff liegt ungut in der Hand. Der Knirps schwächelt sogar bei seiner Kernaufgabe: Er lässt sich nur mit Mühe spannen. Aussehen ist eben nicht alles.

Preis: 55,00 Euro; https://www.guydejean.com/

Testbericht: Marlene Patsalidis

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Aus 7 x 15,5 cm wird 1 m

Mit diesen Kennzahlen hat das Ding Chancen, fast alle Miniatur-Rekorde zu brechen: 7; 15,5; 158 (Breite und Höhe in Zentimetern, sowie Gewicht in Gramm). Entfaltet bietet es mit fast einem Meter Durchmesser aber doch ausreichend Schutz. Ich weiß das, denn ich schleppe den Mini-Schirm von H&M seit Jahren ständig mit mir herum. „Schleppen“ ist in diesem Fall nicht ernst gemeint. Aufgrund dieser langen Zeit habe ich auch Schwierigkeiten, einen Preis zu nennen. Derzeit gibt es ein ähnliches Exemplar (weiß-graues Blumenmuster) auf der Homepage.

Preis:  7,99 Euro; https://www2.hm.com/de_at

Testbericht: Susanne Mauthner-Weber

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Ultrafiligran und stark

Er passt in jedes Taschen-, in jedes Rucksackfach. Und er fällt mit seinen sehr zarten 192 Gramm kaum ins Gewicht. Das Magische an diesem Mini-Schirm, den der oberösterreichische Produzent  Doppler Magic Carbonsteel Mini Slim Delight nennt, ist aber seine Widerstandsfähigkeit bei höheren Windgeschwindigkeiten. Die Ingenieure müssen bei den dünnen Streben lange getüftelt haben, um die richtige Materialmischung (Stahl, Carbon, Fiberglas) und Form zu finden. Der flache Griff sieht aufs Erste wenig handlich aus, liegt aber durchaus bequem in der Hand.

Doppler, heute Schirmherr unter den noch verbliebenen Schirmherstellern in Europa, bemüht sich um eine Verbesserung des Regenschirm-Images, unter anderem mit  High-Tech-Produkten und Modelinien für das Frühjahr und für den Herbst. Man fertigt inzwischen in dritter Generation vier Millionen Regenschirme pro Jahr. Und wirbt mit Schirmen, die  angeblich unkaputtbar sind – zu Recht.

Preis: 34,99 Euro; https://www.dopplerschirme.com/
Auch direkt hier erhältlich

Testbericht: Uwe Mauch

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Luxuriöser Klassiker

Hätte Mary Poppins nicht ihren schwarzen Zauberschirm, sie träumte vermutlich von T.200 Duomatic. Der Knirps im zeitlosen Unisex-Design soll bei einer Spannweite von beachtlichen 95 cm Windgeschwindigkeiten bis zu 150 km/h standhalten. Die Testerin mag vor allem den roten Schnellfeuerknopf zum Öffnen und zum Schließen der dreigeteilten Schienen – und die komfortable Hülle mit dem Reißverschluss. Der Knauf liegt gut in der Hand. Insgesamt macht die Konstruktion einen sehr stabilen Eindruck.  Einziges Minus: Der Große unter den Kleinen hat sein Gewicht – 320 g hängen sich an.

Preis:  59,99 Euro; https://knirps.de/
Auch direkt hier erhältlich

Testbericht: Hedwig Derka

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Er hält dicht

Super billig. Der Schirm schafft, was man erhofft: Er hält dicht. Das Versprechen des Herstellers, er würde in „fast jede Jackentasche“ passen, kann man getrost ignorieren. Ein Blick auf die leichten oder automatisch zu öffnenden Konkurrenzprodukte der Kollegen lässt einen vor Neid erblassen. Allerdings ist der Preis unschlagbar, die Farbauswahl (Navy, Schwarz, Türkis und Beere) passabel und die deutsche Drogeriekette ist an jeder Ecke zu finden: Der Taschenschirm ist also ein Gelegenheitskauf wert. Was vielleicht wichtig ist: Das Tascherl ist ein wenig eng genäht.

Preis: 3,95 Euro; https://www.meindm.at/mein-dm/

Testbericht: Anita Kattinger

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