Mathematik ist beliebter als die Latein-Stunde
Ein Schüler mag den Lehrer nicht und bekommt schlechte Noten: Das Phänomen gibt es seit Generationen. Warum das so ist, wurde jetzt mithilfe von künstlicher Intelligenz erklärt, wie der Gründer der Nachhilfe-Plattform GoStudent, Felix Ohswald, erläutert. Er hat das Projekt „Gläserner Schüler“ ins Leben gerufen. Ergebnis: „Nur wenn beim Lehrer Freude erkennbar ist, kann man sie auch beim Schüler nachweisen. Das hängt zusammen.“ Das Bauchgefühl, dass die Lehrerpersönlichkeit enorm wichtig ist, wird also durch die Auswertung bestätigt. Wohl jeder erinnert sich an Lehrer, an dessen Lippen alle gehangen sind.
Untersucht wurde mit dem Programm iMotions: „Wir haben mit Erlaubnis der Lehrer und der Familien Lektionen gefilmt und an 32 Gesichtspunkten die Emotionen ausgewertet.“
Interessant war die Analyse bei den Fächern: „Die meiste Abneigung haben wir nicht bei Mathematik festgestellt, sondern bei Latein. Beim Rechnen war die Aufmerksamkeit extrem – besonders hoch oder besonders niedrig, aber kaum etwas dazwischen. Die beste Konzentration zeigte sich in Latein, Englisch und Deutsch.“
Was wurde noch ausgewertet? „Die Sprechzeit der Tutoren ist nur etwas höher als die der Schüler. Die Forschung sagt nämlich, mehr sollte es nicht sein.“
Die Ergebnisse können helfen, Unterricht und Personalauswahl zu verbessern, ist Ohswald überzeugt. Bei GoStudent werden nur fünf Prozent der Bewerber nach einem dreistufigen Verfahren aufgenommen: Wissen, Lebenslauf und Didaktik anhand einer Praxisstunde. Auffallend: „Oft sind die Studenten einer Fachrichtung besser als Lehramtsstudenten – weil ein Maschinenbauer so begeistert vom Fach ist, dass er Mathematik gut erklärt.“
Das sei wichtig, denn mit Druck sei wenig zu erreichen: „Wir wissen, dass viele Schüler jetzt ihre einzige Schularbeit im Semester hinter sich haben und mit einem Fünfer aufsteigen können – sie wollen dann nichts mehr tun. Außer der Lehrer motiviert sie“, sagt Ohswald.
Mit seinem innovativen Zugang hat der Start-up-Unternehmer jetzt für eine österreichische Sensation gesorgt – und 70 Millionen Investitionskapital für die Expansion bekommen.