Leben/Gesellschaft

Aufs Eis geführt: So verwirrend ist das Dating-Phänomen "Icing"

So genannte "Dating-Trends" kommen und gehen - jetzt gibt es wieder einen Neuzugang im Glossar: "Icing" hat nichts mit Kuchenverzierung zu tun, sondern ist eine Angewohntheit beim Kennenlernen, die Singles verwirrt und verunsichert zurücklässt.

Worum geht es? "Icing" steht für die metaphorische Eisfläche, auf der eine Person die andere ohne Informationen alleine zurücklässt. Das Kennenlernen liegt also sozusagen "auf Eis", im Gegensatz zum "Ghosting" kommen aber trotzdem noch kleine Lebenszeichen, die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft machen. "Sie teilen dem Partner ihr Interesse mit, sagen ihm, dass sie momentan nicht mit ihm zusammen sein können, aber lassen die Möglichkeit offen, dass dies in Zukunft so sein wird", erklärte die Therapeutin Stina Sanders Metro.

Laut der Therapeutin deuten folgende Warnsignale auf ein "Icing"-Verhalten hin:

  • Das Verhalten des Partners ist verwirrend, man weiß nicht genau, wo man steht.
  • Er oder sie verschwindet immer wieder mal von der Bildfläche und kommt dann zurück, als ob nichts gewesen wäre.
  • Er oder sie tut sich schwer, die Beziehung exklusiv oder offiziell zu machen.
  • Man bekommt viele Last-Minute-Absagen vor Dates.
  • Man fühlt sich erleichtert, wenn die Person sich meldet, weil man davor ängstlich war.
  • Die Person ist online, schreibt aber nicht zurück.

Eng verwandt ist übrigens das "Benching" (engl. bench = Bank), bei dem man vom anderen immer "auf die lange Bank geschoben" wird. "Man merkt, wenn einem jemand das Gefühl gibt, besonders zu sein", so die Therapeutin Sally Baker. "Wenn man 'geiced' oder 'gebenched' wird, merkt man tief drinnen schon, dass sich etwas mit dieser Person nicht richtig anfühlt."

Selbstreflexion

Auch, wenn es schwer fällt: Die Therapeutinnen raten, bei "Icing"-Verdacht in die Offensive zu gehen, sozusagen mit "Feuer" zu kontern und anzusprechen, was einem seltsam vorkommt. Ändert die Person ihr Verhalten dennoch nicht, ist es besser, den Kontakt rasch abzubrechen. Denn, so Baker: „Es gibt nichts Erniedrigenderes, als dankbar zu sein, dass sich jemand endlich Zeit nimmt, dich zu sehen.“

Stattdessen sollte man weiterleben und sich selbst fragen, was man aus der Erfahrung lernen kann, sagt Single-Coach Eva Fischer. "Mich kann nur treffen, wo ich wunde Punkte habe, und die gilt es zu heilen. Wenn jemand nicht verletzt ist und 'geiced' wird, dann zuckt er oder sie mit den Schultern und macht sich weiterhin ein schönes Leben. Entweder wird was daraus oder eben nicht." Sie rät, optimistisch zu bleiben: "Vielleicht bin ich ja schon morgen vergeben an jemanden, für den ich sonst nicht offen gewesen wäre."