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Frauen und Berufsunfähigkeit: Finanzielle Vorsorge ist besonders wichtig

Wenn gesundheitliche Probleme auftreten und eine Erwerbstätigkeit nicht mehr möglich ist, bedeutet das für viele Frauen, dass sie in Armut leben müssen, erklärt Jürgen E. Holzinger, Obmann vom Verein ChronischKrank Österreich, im Interview mit Direktor Michael Miskarik, Hauptbevollmächtigter der HDI Lebensversicherung AG in Österreich.

Michael Miskarik: Der Verein ChronischKrank Österreich hat anlässlich des Weltfrauentags am 8. März auf die Herausforderungen aufmerksam gemacht, mit denen Frauen konfrontiert sind, wenn sie berufsunfähig werden. Warum sind Frauen in dieser Situation besonders betroffen?

Jürgen E. Holzinger: Obwohl Frauen eine höhere Lebenserwartung und eine geringere Mortalitätsrate aufweisen als Männer, verbringen sie weniger Jahre in guter Gesundheit. Frauen zeigen ein anderes Gesundheitsverhalten als Männer. Die genderspezifischen Unterschiede beziehen sich u.a. auch auf Ernährung, Bewegung sowie auf den Konsum von Alkohol und Tabak. Aktuell hat dies der Frauengesundheitsbericht 2022 aufgezeigt.

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Viele Frauen sind im Alter finanziell schlechter gestellt als Männer. Wie groß ist die durchschnittliche Einkommenslücke?

Die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede haben sich in den letzten Jahren zwar deutlich verringert, dennoch zählt Österreich zu den EU-Ländern mit dem größten Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern. Auch 2021 verdienten Frauen in allen Beschäftigtengruppen weniger als Männer: Mit 24.309 EUR brutto betrug das mittlere Einkommen von Frauen durchschnittlich nur 64 Prozent des Männereinkommens (37.707 EUR). Ist die Gesundheit gefährdet, so spiegelt sich dies auch im Erwerbsleben wider. Der Weg in die Berufsunfähigkeit bzw. bei Ablehnung ins Sozialsystem ist für viele Betroffene vorgegeben und die Einkommensschere öffnet sich dadurch noch weiter.

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Diese systematische Benachteiligung ist in unserer Gesellschaft tief verwurzelt. Was sind die Gründe dafür?

Die Erwerbstätigenquote von Frauen liegt inzwischen zwar bei 67 Prozent, ein Großteil arbeitet aber in einem Teilzeit-Job. Die hohe Teilzeitquote ist nicht zuletzt mit der unbezahlten Betreuungsarbeit für Kinder und pflegebedürftige Angehörige zu erklären, die aufgrund traditioneller Rollenbilder nach wie vor von Frauen ausgeführt wird. Frauen arbeiten oft über viele Jahre in Teilzeit und verzichten damit auf ein angemessenes eigenes Einkommen. Die lange Teilzeittätigkeit wirkt sich letztendlich auch auf die Alterspension negativ aus. Scheiden Frauen zudem aufgrund gesundheitlicher Probleme vorzeitig aus dem aktiven Erwerbsleben aus, verschlechtert sich ihre finanzielle Situation noch weiter. Nur die wenigsten sind hierfür privat abgesichert, beispielsweise mit einer privaten BU-Versicherung.

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Gibt es Gruppen, die hier finanziell besonders betroffen sind?

Geringe Einkommen, unbezahlte Sorgearbeit und geringe Pensionszahlungen sind ein grundsätzliches Problem, von dem sehr viele Frauen betroffen sind. Viele von ihnen sind nicht nur im Alter armutsgefährdet, sondern leben über einen langen Zeitraum an oder unterhalb der Armutsgrenze. Innerhalb der Gruppe von Frauen sind Alleinerzieherinnen, Frauen mit Behinderungen sowie Frauen mit Migrationshintergrund und alleinlebende ältere Frauen besonders betroffen.

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Wie können diese Frauen am besten vorsorgen?

Der Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit ist seit Langem bekannt und vielfach belegt. Nicht nur erhöht eine schlechte Gesundheit oder Krankheit das Risiko, zu verarmen, sondern umgekehrt bewirkt Armut auch eine schlechtere Gesundheit. Aus diesen Gründen sollten Frauen gegen die finanziellen Risiken einer Berufsunfähigkeit besser abgesichert werden.

Der Verein ChronischKrank® unterstützt und berät Patient:innen und ihre Angehörigen über finanzielle & rechtliche Ansprüche für chronisch kranke & beeinträchtigte Menschen. Wer Unterstützung bei Behördenwegen oder Antragstellung jeglicher Art benötigt, kann sich jederzeit an den Verein wenden. https://chronischkrank.at