Haus der Musik Wien: Eintauchen in die einzigartige Welt der Klänge und Musik
Von Florian Lieke
Wie stellen Sie sich ein typisches Museum vor? Ich habe, um ehrlich zu sein, sofort ein klischeebehaftetes Bild von betongrauen Wänden mit künstlerischen Meisterwerken vor Augen, die ich meist nicht wirklich verstehe. Dass dies allerdings nicht immer so sein muss, das beweist das interaktive Haus der Musik in der Wiener Innenstadt. Auf vier Etagen und rund 5.000 qm Fläche kann man hier nämlich spielerisch in die Welt der Klänge und Musik eintauchen und den Museumsbesuch aktiv mitgestalten. Was Sie dort alles erwartet und warum sich ein Besuch sowohl für die Kleinen als auch die Großen lohnt, das erfahren Sie jetzt.
Ein Rundgang durch das interaktive Haus der Musik
Schon von Weitem kann man das Haus der Musik erkennen. Nicht nur wegen der goldenen Letter, die das Palais zieren, sondern auch wegen der Klänge, die einem am Weg dorthin bereits entgegenkommen. Beim Betreten des historischen Gebäudes gelangt man in einen imposanten Innenhof, aus dem verschiedene Klänge ertönen. Auf einem wunderschönen Klavier kann man dann auch schon direkt loslegen und seine Notenkenntnisse beweisen.
Wir machen uns allerdings auf den Weg zur Kassa, denn dort wartet schon die Musikvermittlerin Elisabeth Albrecht. Neben dem klassischen Ticketangebot werden im Haus der Musik auch zahlreiche Führungen für unterschiedliche Zielgruppen und Anlässe angeboten. Da wir natürlich das Meiste aus unserem Besuch herausholen wollen, haben wir uns für eine 2-stündige Überblicksführung entschieden. Und dann geht es auch schon direkt los.
Von Montag bis Freitag finden täglich gegen Voranmeldung Führungen für Kindergärten und Volksschulen statt. Die pädagogisch geschulten Guides stellen sich gerne auf die individuellen Bedürfnisse der jüngsten MuseumsbesucherInnen ein.
Führungen für Volksschulen
SchülerInnen erhalten Einblick in musikalische Klangphänomene, erfahren spannende Geschichten über die großen Meister der klassischen Musik oder dirigieren die weltberühmten Wiener Philharmoniker! Führungen für Volksschulgruppen finden gegen Voranmeldung von Montag bis Freitag statt.
Führungen für Unter- und Oberstufen
Das Haus der Musik bietet auch für Kinder und Jugendliche von 10 bis 18 Jahren musikalische Rundgänge durch die Welt der Klänge und Musik. Jugendliche erfahren mehr über die Lebensumstände berühmter Komponisten und experimentieren in der Sonosphere mit musikalischen und physikalischen Phänomenen.
Geführter Rundgang für Erwachsene
Führungen für SeniorInnen
Klangexperimente, Computerstationen mit Touchscreens und interaktive Stationen sind nur etwas für junge Leute? Falsch gedacht! SeniorInnen können sich vom geschulten Personal des Haus der Musik in die Welt der Interaktion und Klänge entführen lassen.
Noch bevor wir unsere erste Etappe erreichen, stoßen wir auf das erste Highlight. Um in das Obergeschoss zu gelangen, müssen BesucherInnen die sogenannte „Stairplay“, also Klangtreppe, passieren. Die Feststiege des historischen Palais wurde zu einem interaktiven Klavier mit bewegungssensitiven Stufen umgewandelt. Gleich zu Beginn kann man so Schritt für Schritt Noten verstehen lernen und die Harmonie – oder auch Disharmonie – der Töne erforschen.
1. Obergeschoss: Museum der Wiener Philharmoniker
Nach ein paar schwungvollen Sprüngen und viel Gelächter befinden wir uns im ersten Obergeschoss, dem Museum der Wiener Philharmoniker. Doch das Museum befindet sich nicht nur zufällig hier. Kennen Sie den Komponisten und Dirigenten Otto Nicolai? Er gründete mit dem ersten Konzert am 28. März 1842 das erste professionelle Konzertorchester in Wien und rief damit die Wiener Philharmoniker ins Leben. Sein damaliger Wohnort? Genau hier.
Ihm ist auch ein eigener Raum gewidmet. Am Weg dorthin durchqueren wir die eindrucksvolle Ausstellung der Wiener Philharmoniker und frischen zunächst unser Musikwissen ein wenig auf. Wir lesen uns zunächst in die Geschichten berühmter Dirigenten, Komponisten sowie des Balls der Wiener Philharmoniker ein.
Im Raum von Otto Nicolai erfahren wir dann mehr über die Entstehung des Orchesters und erkennen schnell, welch großen Einfluss der junge Künstler auf die Entwicklung der klassischen Musik hatte. Dabei kommen uns aus den Nebenräumen immer wieder verschiedene Melodien entgegen, die uns natürlich neugierig machen.
Aus diesem Grund begeben wir uns zum Walzer-Würfelspiel, bei welchem man anhand von Sensoren und virtuellen Würfeln sein ganz persönliches Stück komponieren kann. Wer mag, kann sein Meisterwerk am Ende sogar als Souvenir erwerben. Mit neuem Wissen und nach fleißigem Musizieren gönnen wir uns im Kinosaal zum Abschluss einen Ausschnitt des aktuellen Neujahrskonzertes – natürlich in bester Bild- und Tonqualität!
2. Obergeschoss: Sonotopia
Weiter geht’s zu unserem persönlichen Highlight. Im zweiten Obergeschoss dreht sich alles um die Sinneswahrnehmung und geheimnisvolle Welt der Klänge. Schnell müssen wir feststellen, welch hohem Ausmaß an Lärm, Geräuschen und Reizen wir tagtäglich ausgesetzt sind.
Mithilfe von interaktiven Elementen und Visualisierungen beginnen wir nach und nach den Hörsinn besser zu verstehen, zu schärfen und können diesen bis ins kleinste Detail unter die Lupe nehmen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Haben Sie zum Beispiel schon einmal Klänge „gesehen“? Mit dem Wellenrohr lassen sich Schallwellen – und somit Töne und Klänge – physisch darstellen. Ein absoluter Blickfang!
Doch nicht nur die Augen kommen hier zum Einsatz, auch alle weiteren Sinne werden beansprucht. Im Instrumentarium werden etwa die grundlegenden Prinzipien der Klangerzeugung durch das Angreifen, Tasten und Fühlen von Rieseninstrumenten anschaulich gemacht.
Auf die Kleinen wartet dann eine musikalische Abenteuerreise. Mit dem Zookonzert von Marko Simsa dürfen sich Kinder auf ein spannendes Mitmach-Märchen freuen und die Geschichte aktiv mitgestalten. Uns zieht es hingegen weiter zum Sonotopia Universe & Lab.
Beim Betreten des Raums schwirren mystische Wesen und Formen gepaart mit einzigartigen Klängen über unsere Köpfe hinweg. Schnell verstehen wir, dass es zwischen den beiden Komponenten eine Verbindung gibt. Im angrenzenden Sonotopia Lab können BesucherInnen mithilfe von VR-Brillen sogenannte „Clongs“ erstellen. Diese Klanggestalten werden dann im Sonotopia Universe gezeigt.
Auch wir erstellen natürlich fleißig ein paar davon und genießen im Klang-Universum nochmal die unvergleichliche Atmosphäre, bevor wir uns auf den Weg zur dritten Etappe begeben.
3. Obergeschoss: Die großen Meister
Wer kennt sie nicht, die großen Meister der klassischen Musik. Von Haydn, Mozart, Beethoven über Schubert und Strauss bis hin zu Mahler. Sie alle haben die Musikwelt grundlegend geprägt und in Wien eine Vielzahl an Meisterwerken geschaffen. Das dritte Obergeschoss widmet sich deshalb genau diesen Musiklegenden und ihrer Lebenswelt.
Die gesamte Etage wird dabei vom „Klangteppich“ durchzogen, der zwar keine Klänge von sich gibt, aber musikalisch inspiriert wurde. Gestaltet wurde das Werk vom österreichischen Multimediakünstler Johannes Deutsch.
Vorbei an den eindrucksvollen Hologrammen von Mozart und Co., tauchen wir zunächst ein in die Welt der Wiener Klassik. Der erste Raum ist dabei natürlich keinem Geringeren als dem Wegbereiter dieses musikalischen Stils gewidmet: Joseph Haydn. Wir erfahren mehr über sein Leben, seine Werke und bekommen natürlich auch ein paar Hörproben von „Papa Haydn“.
Im Mozart-Raum erwartet uns das nächste interaktive Highlight: „Namadeus“. Mithilfe eines Terminals können wir unseren eigenen Namen in ein Musikstück umwandeln, denn Mozart vertonte zu Lebzeiten auch das Alphabet. Spaß kommt hier also definitiv nicht zu kurz.
Anschließend geht es weiter zu den Räumlichkeiten von Beethoven, Schubert und der Familie Strauss. Wussten Sie zum Beispiel, dass Beethoven 68 Mal innerhalb von Wien und Umgebung umgezogen ist? Oder, dass Schubert mehr als 600 Lieder komponierte? Mit dem Donauwalzer im Ohr wird es dann ein wenig ruhiger. Im Raum von Gustav Mahler steht alles im Zeichen des Waldes, denn der berühmte Musiker zog sich gerne in seine „Komponierhäuschen“ zurück, die sich inmitten der Natur befanden.
Am Ende begeben wir uns auch wieder in Richtung Gegenwart und hin zur Moderne. Wir erfahren mehr über die Zweite Wiener Schule rund um Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern, bevor wir dann im letzten Raum nochmal kurz innehalten. Hier herrscht völlige Ruhe, denn im Exodus Raum gedenkt man den vertriebenen und ermordeten KomponistInnen und DirigentInnen des 2. Weltkriegs.
4. Obergeschoss: Der Virtuelle Dirigent
Einen würdigen und einzigartigen Abschluss findet unsere Tour dann im vierten Obergeschoss. Mit dem „Virtuellen Dirigenten“ erhalten wir nun die Chance, unser gelerntes Wissen in die Praxis umzusetzen. Dank einer eigens entwickelten Technik trete ich, durchaus nervös, vor das virtuelle Orchester der Wiener Philharmoniker. Gespannt werde ich von den MusikerInnen, die sich im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins befinden, beäugt.
Natürlich zögere ich nicht lange und greife direkt zum elektronischen Taktstock. Ich entscheide mich für den Donauwalzer, bekomme ein paar wertvolle Tipps von Maestro Zubin Mehta und dann geht es los.
Voller Elan fange ich an, die heimliche Hymne der ÖsterreicherInnen zu dirigieren und werde nach ein paar hastigen Bewegungen vom virtuellen Orchester unterbrochen. Offenbar war ich ihm zu schnell. Mit erhöhter Konzentration beginne ich also nochmal von vorne.
Nach ein paar Takten habe ich den Dreh endlich raus und fühle mich wie in eine Traumwelt versetzt. Belohnt wird meine Mühe zum Schluss durch tosenden Applaus des Orchesters. Bevor die Tour endet, gönnen wir unseren Ohren im Raum der Stille noch etwas Ruhe und lassen den Besuch Revue passieren.
Fazit
Eine Reise durch die Welt der Musik und Klänge ist ganz klar eine Erfahrung, die jeder einmal gemacht haben sollte. Selten habe ich ein Museum so begeistert, beflügelt und fasziniert verlassen. Hier können BesucherInnen nicht nur einiges dazulernen, sondern sich auch aktiv mit einbringen und jede Menge Spaß haben. Egal, ob Jung oder Alt, MusikexpertIn oder nicht – das Haus der Musik hat für jeden Geschmack etwas zu bieten und sollte definitiv als nächste Wochenendbeschäftigung in Betracht gezogen werden. Ich komme mit Sicherheit wieder.
Abschlusstipp: Wer von Musik nicht genug bekommen kann, für den bietet das Haus der Musik eine Reihe an unterschiedlichen Konzerten und Veranstaltungen an. Früh genug buchen lohnt sich!
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