Chronik/Wien/WOHNKURIER

Wie eine Wohnung in der Wohnung

Die Entscheidung ist gefallen. Die Vorhänge mit den Tiermotiven müssen weg. Einfärbige sollen es werden. Alissa (11) und Tiana (10) gestalten ihr gemeinsames Zimmer um. Dieses hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder gewandelt: zwei Einzelbetten ersetzten das gemeinsame Stockbett, die Puppen wurden verschenkt und zwei Schreibtische angeschafft. „Am liebsten hätten wir aber gerne vier Zimmer. Ein Zimmer nur zum Klettern, ein Spielzimmer und eines jeder für sich“, so Alissa. Pure Gestaltungsfreiheit sagen die einen. Mama Katharina sagt: „Träum weiter.“

Kleinwohnung

Die Wohnung in der Wohnung, das ist das Jugendzimmer. Denn es muss allerhand Bedürfnisse erfüllen. Schlafen, lernen, entspannen, Freunde treffen, kreativ sein, für sich sein. „Je älter man wird, desto mehr sperrt man sich im Zimmer ein und desto mehr Funktionen muss der eigene Raum abdecken“, weiß Architektin Alexandra Schnögass-Mück von den Raumelfen.

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Ihrer Erfahrung nach haben die angehenden Erwachsenen ganz genaue Vorstellung darüber, wie sie ihr Traumzimmer gestalten möchten: „Mädchen wissen schon mit drei Jahren, was sie wollen. Die Buben lassen sich mehr führen.“ Grundsätzlich gibt es zwei Herangehensweisen, wie man zu einem für sich passenden Jugendzimmer kommt. Entweder man sucht in Möbelhäusern beziehungsweise direkt beim Hersteller nach einem Set und kauft so Bett, Kleiderkasten und Schreibtisch im selben Stil. Die zweite Variante: Man besorgt alles einzeln. „Es liegt im Trend, dass sich Jugendliche ihr Zimmer laufend selbst zusammenstellen“, sagt Schnögass-Mück.

Dass das allerdings eine Kostenfrage ist, gibt Interior Designerin Jutta Wallner von den Wohnfeen zu bedenken: „Fertige Sets sind in den meisten Fällen einfach günstiger. Wobei man bedenken muss, dass mit dem Alter die Forderung nach mehr Individualität wächst und dann liegen Möbel, die leicht auszutauschen oder erweiterbar sind, im Vorteil.“

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Derzeit angesagt ist das, was auch den Großen gefällt: warme Farben und Naturmaterialien wie Rattan, Wolle und Bambus. „Die ganz Coolen bevorzugen den Industrial Style“, sagt Wallner. Laut Schnögass-Mück sind auch Grauschattierungen und Pastelltöne sehr beliebt: „Es wird weniger knallig.“ Sanfte Grün- oder Blautöne bei Burschen, Beige und Weiß bei Mädchen.

„Beliebt sind auch Wandtattoos und Tapeten – vor allem mit außergewöhnlichen Mustern. Ebenfalls unterschiedliche Teppiche, die man frei nach Laune übereinanderlegt“, sagt Wallner. Mädchen mögen es verspielter und achten mehr auf die Details: eine hübsche Lampe oder ein außergewöhnliches Bild. „Für Jungs steht die Funktionalität im Vordergrund“, weiß Schnögass-Mück. Darum gilt: Die Wünsche der Jugendlichen bei der Planung bedenken und das Zimmer (soweit möglich) danach ausrichten.

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Zentrales Element

Steht das Knotzen, Lesen und Chillen im Vordergrund, ist ein großes Bett ideal. Falls Platz besteht, wird die Chillzone mit einem Sitzsack oder gar einem Sofa erweitert. Sind Malen, Schreiben, Gestalten im Vordergrund ist ein großer Tisch von Vorteil, den man ausziehen kann, wenn Freunde kommen – für gemeinsame Projekte.

„Mädchen haben zumeist mehr Kleinkram. Das heißt sie brauchen auch mehr Laden. Burschen hingegen müssen oft mehr Technik unterbringen. Da braucht der Bildschirm, die Konsole, der Server etc. seinen eigenen Platz“, sagt Raumelfe Schnögass-Mück und fügt hinzu: „Eltern wollen immer viel Stauraum. Aber man muss aufpassen, dass der ganze verstaute Kram einen dann nicht erdrückt.“

Begehbare Schränke würden Platz schaffen und zusätzliche Wandflächen zum Gestalten bieten. Wichtig sei vor allem, dass der Raum gut strukturiert ist. So hat jedes Bedürfnis sein Plätzchen: Der Schlafbereich beispielsweise wird abgegrenzt durch einen Teppich und die Wand hinter dem Schreibtisch bekommt eine eigene Farbe. „Auch mit der Beleuchtung kann man Akzente setzen“, sagt Schnögass-Mück.

Gemeinsam

Und was tun, wenn Geschwister in einem Zimmer wohnen? „Raumtrenner wie große Bücherregale oder ein eingezogener Vorhang können helfen. Manchmal kommt man auch nicht um ein Hochbett drumherum, sodass die räumliche Trennung in der Höhe stattfindet“, sagt Schnögass-Mück. Wichtig ist dabei: Auch nach der Abtrennung muss auf beiden Seiten genug Licht vorhanden sein, damit sich die Geschwister wohlfühlen.

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