Wiener Kindergarten: "Kinder erzählen, dass sie eingesperrt wurden"
Von Bernhard Ichner
Empört zeigt sich eine betroffene Mutter über die Darstellung des Vereins "Kinder in Wien" (Kiwi) im Bezug auf den Vorwurf, in einem Meidlinger Betriebskindergarten seien kleine Kinder in einen Waschraum gesperrt worden. Wie berichtet, erklärte Geschäftsführer Thomas-Peter Siegl, die Kleinen wären nicht "eingesperrt" worden.
Die beiden mittlerweile entlassenen Pädagoginnen hätten sie "in emotionalen Ausnahmesituationen" vielmehr in einen Waschraum "geschickt" und die Tür offen gelassen, um Blickkontakt zu halten. Ein pädagogisches Fehlverhalten sei freilich auch das gewesen - was zu den arbeitsrechtlichen Konsequenzen und einem Ermittlungsverfahren der zuständigen MA11 führte.
Man versuche, die Causa zu bagatellisieren, meint nun eine Mutter im Gespräch mit dem KURIER. Laut den Aussagen von Betroffenen bzw. kleinen Augenzeugen hätte eine der beiden Pädagoginnen Kinder, die weinten oder ihnen auf die Nerven gingen, sehr wohl eingesperrt. In einen zwei Quadratmeter großen Waschraum ohne Fenster, sagt die Mutter. "Mit verschlossener Tür." Das hätten Kinder erzählt.
Kiwi-Chef Siegl erklärt dazu auf KURIER-Anfrage: "Da die Waschraumtüren keine Schlösser haben, wurde sicher niemand eingesperrt." Dass die Türen aber zugemacht wurden, könne er weder bestätigen noch dementieren. "Ich habe dazu unterschiedliche Schilderungen von Eltern und Pädagoginnen, die wir 1:1 an die Behörde weitergeleitet haben."
Bereits drei Abmeldungen
Das Vertrauensverhältnis mit Kiwi sei erschüttert, sagt die Frau - auch wenn solche Vorfälle von anderen Standorten nicht bekannt seien. Etliche Eltern würden ihre Kinder nicht mehr in den Meidlinger Betriebskindergarten schicken wollen. Inmitten des Kindergartenjahres seien Alternativen aber beschränkt. Laut Siegl haben bis Mittwochnachmittag drei Familien ihre Kinder vom Standort abgemeldet.
Wie berichtet, sollen ein- bis sechsjährige Kinder aus acht Familien betroffen sein. Sechs davon sollen sich bei Kiwi gemeldet haben, fünf nahmen die von Kiwi zur Verfügung gestellte psychologische Hilfe in Anspruch.
Nachdem der Kindergartenbetreiber die Causa selbst der Behörde gemeldet hatte, nahm die zuständige MA11 Ermittlungen auf, bestätigt deren Sprecherin, Herta Staffa. Bis Anfang Mai dauert noch die Beweisaufnahme, dann soll es ein Treffen mit Kiwi geben, bei dem Konsequenzen der Vorfälle erörtert werden.