Chronik/Wien

Wien-Wahl: Wiederkehr kennt keiner? "Man wird ihn kennenlernen"

"Kennt keiner. Kann viel."

Mit diesem Slogan hat Christoph Wiederkehr schon 2018 für sich geworben - damals als designierter Klubchef der Neos in Wien. Jetzt ist er ihr Spitzenkandidat bei der Wahl im Oktober. Und der Slogan dürfte noch immer aktuell sein. Wiederkehr ist in der Bundeshauptstadt weitgehend unbekannt.

Ist er der falsche Kandidat? "Nein, überhaupt nicht", sagt seine Bundesparteichefin Beate Meinl-Reisinger am Samstag im Ö1-Mittagsjournal.

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Sie sehe das "sehr entspannt". 2015, als sie Spitzenkandidatin in Wien war, sei es ihr ganz ähnlich gegangen - auch sie war neben Parteigründer Matthias Strolz kaum bekannt. "Da ist an dieser Stelle (im Ö1-Studio, Anm.) Matthias Strolz gesessen und wurde gefragt: Was soll das werden in Wien? Die Meinl-Reisinger kennt ja keiner."

Meinl-Reisinger, die 2018 den Bundesparteivorsitz von Strolz übernommen hat, ist sich bei ihrem Nachfolger in Wien sicher: "Man wird ihn kennenlernen im Wien-Wahlkampf, er wird das hervorragend machen." Wiederkehr habe in den vergangenen Jahren in Wien gezeigt, "was echte Kontrolle ist", die Stadtpartei habe sich aber nicht nur beim Transparenz-Thema, sondern auch bei Wirtschaft und Bildung als "zuverlässig" erwiesen.

Umfragewerte als "Zeichen von Stabilität"

Fakt ist aber, dass die Pinken in Wien auf der Stelle treten - in Umfragen stehen sie derzeit bei sieben bis acht Prozent, bei einer OGM-Umfrage im Auftrag des KURIER Anfang Juli sogar nur bei sechs Prozent. Dennoch ist Meinl-Reisinger "zuversichtlich, dass wir dazugewinnen werden".

Nicht nur in der Stadt, auch im Bund stagnieren die Umfragewerte: Die pinke Parteichefin wertet das aber eher positiv, und zwar als Zeichen von Stabilität. "Alle anderen Oppositionsparteien haben in der Krise verloren, nur wir nicht. Das zeigt, welche verlässliche, gute Arbeit wir machen."

Im Ö1-Journal kritisiert sie Finanzminister Gernot Blümel in Bezug auf die Corona-Wirtschaftshilfen hart. "Ich bin entsetzt, wie überfordert er als Finanzminister in vielen Situationen ist", sagt Meinl-Reisinger. Dass es sich da nebenbei noch ausgeht, als Spitzenkandidat für die ÖVP in Wien anzutreten, "wundert" sie. Es sei daher die Frage, wie ernst man seine Kandidatur nehmen könne. Denn: "Nach Wien wechseln wird er ja nicht."

Blümel meinte zu dieser Frage jüngst: „Zuerst wird gewählt, dann gezählt, dann verhandelt." Fix sei aber: „Wer in Wien kandidiert, will in Wien regieren.“