Chronik/Wien

Zwei-Millionen-Marke: Das kommt auf Wien zu

Wien wächst – aber nicht so stark wie früher. Mit Ende 2018 lebten laut vorläufigen Zahlen der zuständigen MA 23 rund 1,9 Millionen Personen in der Bundeshauptstadt. Das entspricht einem Anstieg von 11.000 Einwohnern (0,5 Prozent) gegenüber 2017. Der KURIER erklärt, welche Trends die Daten im Detail zeigen und was sie bedeuten.

Kindergärten und Schulen müssen weiter ausgebaut werden

In den vergangenen 15 Jahren beruhte das Wachstum sehr stark auf Zuzug aus dem Ausland: Bis zu 90 Prozent der Zuwächse waren auf Einwanderer zurückzuführen, lediglich zehn Prozent auf die Geburtenbilanz.

Seit etwa zwei Jahren nimmt die Bedeutung der Geburten wieder zu. 2018 waren sie für 36 Prozent des Wachstums verantwortlich. Die Anzahl der Neugeborenen war mit 19.900 so hoch wie zu Zeiten des Babybooms der Nachkriegszeit.

Die MA 23 rechnet damit, dass die Wienerinnen in Zukunft rund 1,4 Kinder zur Welt bringen werden – ein Wert, der seit den 1970ern stabil ist.

Die Integration bleibt zentral

Die starke Einwanderung von Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan, Iran und Irak war 2018 wieder auf dem Niveau von vor 2014. Dennoch gingen 64 Prozent des Bevölkerungswachstums auf den Zuzug aus dem Ausland zurück.

Serben, Rumänen und Deutsche sind die drei stärksten Zuwanderergruppen. Klemens Himpele, Leiter der MA 23, geht davon aus, dass es sich bei ihnen vor allem um Bildungs- und Arbeitsmigranten handelt. Generell sei es entscheidend, Zuwanderer beruflich zu integrieren. „Es geht darum, Qualifizierungsangebote zu machen und die Personen produktiv für den Arbeitsmarkt zu machen. Hier zu sparen, wäre fatal“, betont er.

Herausforderung für die Pflege

Wien bleibt mit einem Durchschnittsalter von 43,3 Jahren bis zum Ende des Prognosezeitraums 2048 das jüngste Bundesland.

Jedoch: Die Gruppe der Senioren wächst. Die Zahl der sogenannten Hochbetagten – das sind Menschen über 80 – steigt rasant: Sie wird sich in den kommenden zehn Jahren verdoppeln. Das ist die Auswirkung des Babybooms der 1930er.

Insgesamt wird der Anteil der Pensionisten rasch größer: Im Vorjahr waren 16,5 Prozent der Wiener über 65 Jahre alt. In 30 Jahren werden es 21,6 Prozent sein. „Man wird sich die Frage stellen müssen, wer die Pflege übernimmt“, sagt Himpele.

Mehr Bedeutung für Außenbezirke

Im langjährigen Vergleich wachsen zwar alle Bezirke. (Außer der erste Bezirk, der aber kein klassischer Wohnbezirk ist.) 2018 sank die Bevölkerungszahl aber in mehreren Innenstadt-Bezirken, während die Flächenbezirke wuchsen. Mitgrund: Die Wiener zogen in Stadtentwicklungsgebiete in der Peripherie.

Die Politik wird ihren Fokus stärker auf Außenbezirke legen müssen. Nicht selten fühlen sich Bewohner dort alleine gelassen – Stichwort: schlechte Öffis, massiver Wohnbau. Zu spüren bekam das etwa die SPÖ, die bei den jüngsten Wahlen in den Flächenbezirken besonders (mit der FPÖ) zu kämpfen hatte.