Chronik/Wien

Spezialeinheit des Bundesheeres soll im Erdbebengebiet helfen

Um die Mittagszeit bebte die Erde in der türkisch-syrischen Grenzregion erneut. 2.300 Menschen sollen gestorben sein, Tausende sind verletzt und obdachlos. Der Bund und mehrere Organisationen sind nun dabei, Hilfe zu organisieren. 

Seitens des Innenministeriums (BMI) heißt es, dass sich derzeit eine Hilfseinheit aus Vorarlberg vorbereitet und bald in das Erdbebengebiet reisen wird. Das Hilfsangebot wurde von der Türkei bereits angenommen, wie BMI-Sprecher Patrick Mayerhofer dem KURIER sagt. Zusätzlich machen sich mehr als 80 Soldaten des Bundesheeres bereit, um zu helfen. Eine offizielle Annahme dieses Angebotes liegt noch nicht vor, es dürfte auch aber nur um eine Formalität handeln. Die Soldaten sammeln sich in den Abendstunden im niederösterreichischen Korneuburg.

Spezialeinheit des Bundesheeres

Es handelt sich dabei um einen sogenannten AFDRU-Einsatz. Die Abkürzung steht für "Austrian Forces Disaster Relief Unit". Das Team war bisher bei zwölf Einsätzen auf drei Kontinenten im Einsatz. Zu den Spezialgebieten zählt etwa die Suche und Bergung mit Suchhunden und Spezialgerät oder die Wasseraufbereitung – aber eben auch Desinfektion- und Dekontaminierungsmaßnahmen durch ABC-Spezialisten

"Situation dramatisch"

Caritas Auslandshilfe-Generalsekretär Andreas Knapp sagte: „Bereits jetzt ist die Situation aber absolut dramatisch. Kolleginnen und Kollegen vor Ort berichten uns, dass Menschen trotz Temperaturen unter Null Grad auf Straßen vor angezündeten Feuern und in Fahrzeugen warten.“ Es gehe im Moment um Grundbedürfnisse wie Nahrungsmittel, Wasser und Schlafsäcke und auch psychologische Betreuung. 

„Dramatisch“ nannte auch Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, die Lage vor Ort. Derzeit werde noch  „Der Türkische Rote Halbmond hat sofort nach dem Erdbeben seine Teams mobilisiert, um den betroffenen Menschen so rasch wie möglich zu helfen. Nach Berichten unserer Kolleginnen im Einsatzgebiet müssen sich die Hilfstransporte den Weg durch verschneites Gebiet machen, um diejenigen zu retten, die noch unter den Trümmern begraben sind“, sagte Opriesnig. Auch in Österreich laufe die Hilfe für die Türkei und Syrien an.

Caritas Österreich

Erste Bank: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560; BIC GIBAATWWXXX; Kennwort: Erdbeben Syrien und Türkei; www.caritas.at/erdbeben-syrien-tuerkei

Österreichisches Rotes Kreuz

Erste Bank: IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144; BIC: GIBAATWWXXX; BLZ 20111; Kennwort: Katastrophenhilfe; oder online unter www.roteskreuz.at/erdbebenhilfe

Diakonie Katastrophenhilfe

IBAN: AT85 2011 1287 1196 6333; BIC: GIBAATWWXXX; Spenden-Kennwort: Erdbeben-Nothilfe Syrien; Online Spenden: http://diakonie.at/erdbeben-hilfe-syrien

Ärzte ohne Grenzen Online unter www.aerzte-ohne-grenzen.at

World Vision Österreich - Katastrophenhilfe

Erste Bank; IBAN: AT22 2011 1800 8008 1800

Arbeiter Samariterbund Österreichs

Online: www.samariterbund.net/spende-katastrophenhilfe ; Spendenkonto:

Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs

IBAN: AT04 1200 0513 8891 4144; BIC: BKAUATWW; Kennwort: Türkei/Syrien

Die Diakonie Katastrophenhilfe bat ebenfalls um Spenden. In der betroffenen Region in Syrien leben viele vom Bürgerkrieg bereits aus ihren Heimatorten vertriebene Menschen, hieß es in einer Aussendung. „Sie sind besonders verletzlich und haben nichts mehr, worauf sie in der Notsituation zurückgreifen können, da sie das Nötigste bereits einmal verloren haben“, konstatierte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser. „Aktuell sind wir im Austausch mit unseren Partnern vor Ort. Sie haben uns mitgeteilt, dass keine Mitarbeiterinnen zu Tode gekommen sind. Erste Nothilfe läuft an“, betonte Moser.

Ärzte ohne Grenzen ist nach eigenen Angaben vor allem in Nordsyrien im Einsatz: „In Idlib behandeln wir Patientinnen in den von uns bereits unterstützten Krankenhäusern. Zudem haben wir medizinische Hilfsgüter für den Noteinsatz an andere Einrichtungen in der Region gespendet. Wir sind in engem Kontakt mit den Behörden im Nordwesten Syriens und in der Südtürkei, um den Bedarf laufend zu erheben und die vom Erdbeben betroffenen Menschen bestmöglich zu unterstützen“, teilte die Organisation mit.

Zeugenberichte

World Vision lieferte erste Zeugenberichte von Mitarbeitern in der Katastrophenregion: „Mitten im Schlaf begann das ganze Haus zu wanken. Ich rannte sofort zu meinen Kindern, konnte aber nicht alle tragen. Ich konnte die Tür nicht mehr erreichen, sie war zu weit entfernt. Eine Minute fühlte sich wie Jahre in Angst und Hilflosigkeit an. Die Nachbeben machten weiter Angst. Die meisten Menschen waren mitten in Schnee und Regen auf der Straße, viele Gebäude sind zerstört, viele Verschüttete sind noch unter den Trümmern“, schilderte ein World Vision-Mitarbeiter das Beben in Nordsyrien.

Ein Hilfeaufruf kam auch von Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs: „Es geht darum, Verletzte rasch medizinisch zu versorgen, provisorische Unterkünfte aufzustellen und Menschen mit Nahrungsmitteln zu beliefern. Die Lage ist katastrophal.“