Chronik/Wien

Missbrauch im Kindergarten - Kommission traf sich zur ersten Sitzung

Im Auftrag der Stadt Wien untersucht eine Kommission die Vorwürfe rund um mögliche Missbrauchsfälle in einem städtischen Kindergarten in Penzing. Das Gremium traf sich am gestrigen Mittwochnachmittag erstmals zu einer längeren Sitzung. "Wir haben die zentrale Fragestellung definiert und festgehalten, dass wir vom Verdachtsfall bis zu heutigen Tag den Ablaufprozess prüfen werden", berichtete der Kinder- und Jugendanwalt der Stadt, Ercan Nik Nafs der APA am Donnerstag.Weitere Details zum Sitzungsinhalt und zum weiteren Prozedere wurden nicht bekannt gegeben. Plan ist, Anfang Juli einen Bericht mit den Ergebnissen zu präsentieren.

Das Gremium umfasst drei Personen. Dabei handelt es sich um jeweils einen Vertreter der Kinder- und Jugendanwaltschaft, des Kinderschutzzentrums Möwe und der Kinder- und Jugendhilfe Wien.

Nik Nafs versicherte im APA-Gespräch die Unabhängigkeit der Kommission: "Die Unabhängigkeit und Weisungsfreiheit der Kinder- und Jugendanwaltschaft und der Kommission ist gesichert, zu 100 Prozent." Johannes Bügler, Rechtsvertreter von mehreren Eltern, hatte jüngst Zweifel dazu geäußert.

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Anfang der Woche wurde bekannt, dass in einem städtischen Kindergarten vor 13 Monaten ein Pädagoge ein Kind mutmaßlich missbraucht haben soll, mittlerweile soll es zwei weitere mögliche Fälle geben. Nach Bekanntwerden wurde die Staatsanwaltschaft eingesetzt und der Mann versetzt. Die Eltern der anderen Kinder erhielten jedoch keine Information, das geschah erst kürzlich.

Dies führte auch zu scharfer Kritik an der für die Kindergärten zuständigen Magistratsabteilung 10 (MA 10). Einerseits geht es um den Umstand, dass die Eltern erst jetzt, so viele Monate später, über den Missbrauchsverdacht informiert wurden, andererseits fühlen sich Eltern nun offenbar mit der Situation allein gelassen.

Massive Kritik von Eltern

"Es bräuchte jetzt in erster Linie Hilfe für die Kinder, aber es geschieht nichts", sagte eine Mutter, die anonym bleiben möchte und deren Kind zeitweise vom verdächtigten Pädagogen betreut worden sein soll, der Tageszeitung "Presse" (Donnerstag). Die MA 10 sei nicht erreichbar und wenn, dann werde man nur auf allgemeine Telefonnummern vertröstet. Aktiv gemeldet habe sich bei ihr niemand. "Wir haben nur einen Flyer von einem auf sexuelle Gewalt spezialisierten Verein erhalten, wo steht, wie wir jetzt mit unseren Kindern umgehen sollen", ärgerte sie sich in der "Presse".

Die Leiterin der MA 10, Daniela Cochlar, wies in den vergangenen Tagen Vertuschungsvorwürfe zurück. So sagte sie Medienberichten zufolge, es werde von Fall zu Fall entschieden, wie informiert werde. Im Gespräch mit der APA betonte Cochlar, dass man das Beste tue, um Licht in die Sache zu bringen: "Wir nehmen das wirklich ernst." Für heute, Donnerstag, Abend ist ein Elternabend für die Familien vom betroffenen Standort organisiert. Dieser soll auf Bitte der Eltern unter Ausschluss der (Medien-)Öffentlichkeit stattfinden.

Inzwischen hat sich mit Johannes Bügler auch ein Rechtsanwalt eingeschaltet. Er vertritt fünf Elternpaare, deren Kinder in der betroffenen Einrichtung betreut würden. Den Schilderungen der Eltern zufolge würden die Kinder Symptome eines möglichen Missbrauchs zeigen. Ob unter seinen Mandaten jene drei mutmaßlichen und bisher bekannten Fälle seien, wisse er noch nicht, wie er der APA sagte, da er noch keine diesbezüglichen Akten einsehen hätte können. Er kündigte an, die Stadt klagen zu wollen.

Am Donnerstag meldeten sich auch die Österreichischen Kinderschutzzentren und die Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung (ECPAT Österreich) zu Wort. Sie forderten in einer Aussendung verpflichtende Standards für den Kinderschutz. Derartige Konzepte würden etwa die Sicherheit erhöhen, ein klar geregeltes Vorgehen bei Verdachtsfällen ermöglichen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer Organisation Handlungssicherheit geben.