Chronik/Wien

Kein Geld: Umbau des Gersthofer Platzls verzögert sich erneut

Die Autos sind zu schnell unterwegs. Wer von einem Öffi auf ein anderes umsteigt oder seine Einkäufe erledigen will, hat zu wenig Platz. Und die Querungen sind lang und unsicher. – So, mit drastischen Bildern, beschreibt die grüne Bezirksvorsteherin Silvia Nossek die Situation am Gersthofer Platzl.

Deshalb soll der Verkehrsknotenpunkt zwischen der Währinger Straße und der Gentzgasse umgestaltet werden.

Diskutiert wird darüber schon lange, die Pläne liegen auf dem Tisch. (Der KURIER hat berichtet.) Und dennoch droht das Projekt zur unendlichen Geschichte zu werden.

In der Bezirksvertretungssitzung gestern, Donnerstag, haben ÖVP, SPÖ und FPÖ dem grünen Prestigeprojekt erneut eine Abfuhr erteilt. (Nur die Neos sind dafür.)

Dass sich die Haltung von Türkis, Rot und Blau bis zum entscheidenden Finanzausschuss am 15. Jänner ändert, ist nicht zu erwarten.

Finanzierungszusage verfällt

Das Problem: Wenn es im Ausschuss im Jänner keine Freigabe für das benötigte Budget gibt, kann 2020 gar nicht mehr gebaut werden.

Damit wäre nicht zuletzt eine bestehende Finanzierungszusage der Stadt hinfällig, sagt Nossek im Gespräch mit dem KURIER.

Der Umbau kostet 700.000 Euro, die Stadt würde 60 Prozent davon tragen.

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„Mir fehlt die Fantasie, was man die Menschen noch fragen sollte. Sie wollen die Umgestaltung. Die gewählten Politiker sind an der Reihe, zu entscheiden.“

Silvia Nossek
Bezirksvorsteherin Währing (Grüne)

Der Umbau sieht mehr Bäume, breitere Gehsteige und den Wegfall einer Fahrspur (stadtauswärts auf der Gersthofer Straße) zugunsten eines Radfahrstreifens vor. Im Gegenzug soll der Platz diesen Namen auch verdienen – und sich vielleicht sogar zu einem Bezirkszentrum entwickeln.

So zumindest die Vision von Nossek, der Bürgerinitiative „Lebenswertes Gersthof“ und all jenen Bürgern, die ihre Ideen einbrachten.

Angst vor Staus

Andere Parteien fürchten ein Verkehrschaos und fordern eine Bürgerbefragung. Diese Forderung ist nicht zuletzt ein symbolischer Akt, denn Nosseks Gegner treffen damit ihren wunden Punkt: Seit die Bezirkschefin das Parkpickerl durchgesetzt hat, obwohl zuvor zwei Befragungen ein gegenteiliges Ergebnis brachten, lassen sich Bürgerbefragungen noch besser als taktisches Kampfmittel gegen Nossek verwenden.

Nossek selbst sieht viele Gründe, die gegen eine Befragung sprechen: „Die anderen Fraktionen verstecken sich nur hinter dieser Forderung. Der Großteil ihrer Kritikpunkte hat keine reale Grundlage“, so Nossek zum KURIER.

Und weiter: „Mir fehlt die Fantasie, was man die Menschen noch fragen sollte. Sie wollen die Umgestaltung. Die gewählten Politiker sind an der Reihe, zu entscheiden.“

Befragung kostet 40.000 Euro

Eine Befragung, sagt Nossek, würde zudem rund 40.000 Euro kosten und könnte frühestens im April über die Bühne gehen. Wiederum zu spät für einen Baustart 2020.

Außerdem fände die Befragung dann mitten im Wahlkampf für die Wien-Wahl statt: „Spätestens seit dem Brexit wissen wir, dass Befragungen zur falschen Zeit nicht gerade das beste Ergebnis bringen.“