Die etwas andere Frühstückstafel für Obdachlose im Esterhazypark
Auf den Parkbänken liegen Decken, der Tisch ist reich gedeckt. Es gibt Schinken, Käse, Kaffee, Tee und Joghurt. Aber auch selbstgemachte Marmeladen, einen Nusskuchen, Tofu-Mandel-Ei-Soufflé, Papaya-Limetten-Smoothie und Birne-Banane-Ingwer-Smoothie und Lachs. Jeden Mittwoch veranstaltet eine private Initiative im Esterhazypark in Wien-Mariahilf das „Frühstück im Park“ – für Obdachlose.
Im Oktober des Vorjahres hat Fiona Rukschcio die Aktion gestartet. Bei einer Ideenwerkstatt des Bezirks zu Nachbarschaftsprojekten wurde es als eines der förderungswürdigen Projekte erachtet, seitdem wird es mit 300 Euro unterstützt. Damit hat Rukschcio zwei Leiterwagen gekauft, mit denen sie die Lebensmittel zum Park transportiert. Gemeinsam mit anderen hat sie schon davor die gespendeten Lebensmittel von Supermärkten in der Umgebung und vom Verband der Wiener Tafel geholt.
Um vier Uhr Früh sind manche der Helferinnen an diesem Mittwoch aufgestanden, um Tee und Kaffee zu kochen und die Smoothies vorzubereiten. Um 7.30 Uhr wird der Frühstückstisch im Esterhazypark gedeckt - auch bei Minusgraden. Etwa zehn Leute sind an diesem Mittwoch gekommen. Stanislaw (68) nimmt sich ein Stück vom Nusskuchen und eine heiße afghanische Suppe, die Sharif, ein Asylwerber aus Afghanistan, für die Gäste gekocht hat.
Der 68-jährige Stanislaw kommt jeden Mittwoch vorbei. "Mit meiner Pension kann ich mir so ein frisches, gutes Frühstück nicht leisten", sagt Stanislaw. Seit seine Frau gestorben ist, lebt er allein in einer kleiner Wohnung, erzählt er. An diesem Tag ist er mit seinem Freund Wieslaw gekommen.
Das Frühstück, das mache wohl als "bobo" beschreiben würden, ist absichtlich frisch und gesund: "Uns geht es nicht um die Versorgung von Obdachlosen. Versorgt werden sie ohnehin in all den Einrichtungen. "Wir bereiten Speisen zu, die wir selber gerne essen. Unsere Gäste können dann wenigstens ein Mal in der Woche wählen", sagt Rukschcio. Nachsatz: "Und das sollte man ihnen auch gönnen." Den Lachs etwa haben die beiden vom FoodPoint, einem Sozialmarkt, das Obst für die Smoothies hat Spar zur Verfügung gestellt. Kuchen, Marmeladen, Tee und Gerichte mit Ei bereiten die Helferinnen selbst zu.
Stanislaw und Wosliaw nehmen noch ein paar Sandwiches mit Wurst und Käse für Freunde, die auf der Straße leben, mit. Manche von ihnen treffen sie dann im "Stern", dem Tageszentrum für Obdachlose des Wiener Roten Kreuzes nahe des Pratersterns. Auch die Helferinnen gehen nach dem Frühstück noch eine Runde auf der Mariahilfer Straße und rund um den Esterhazypark, um Obdachlose mit Essen zu versorgen. Manche haben die Nacht auf dem Gehsteig verbracht.
Mittagessen und Kaffee aufs Haus
Aber nicht nur Private setzen sich für Obdachlose ein, auch Wirte. Seit vergangener Woche bietet das orientalische Restaurant Pharoo auf der Mariahilfer Straße 186 in Wien-Rudolfsheim diesen kostenlosen Service an. „Bei uns bekommt man Suppe, Hauptspeise und Tee“, sagt Chef Alaa El Habashy. Sieben bis zehn Obdachlose finden jeden Tag zwischen 14.30 und 15.30 Uhr Platz. „Neben orientalischer Küche bieten wir auch österreichische an. Bei uns gibt es zum Beispiel auch Paprika Rahmschnitzel“, sagt El Habashy. Den Service gibt es quasi seit Anfang an, denn das Lokal hat erst seit wenigen Wochen geöffnet.
Berührungspunkte mit Hilfsbedürftigen hatte der Chef schon vorher. „Ich habe während der Flüchtlingswelle mit Freunden an der Grenze geholfen“, schildert er. Der Unternehmer beschäftigt selbst Mitarbeiter, die Asylberechtigte sind. „Unsere Köchin ist auch über die Flüchtlingsroute vor Jahren nach Österreich gekommen“, sagt der 41-Jährige.
Und auch der Gastronom musste vor Jahren in Österreich als Einwanderer Fuß fassen. Denn El Habashy ist gebürtiger Ägypter. „Ich kenne die Situation und der Service ist mir eine Herzensangelegenheit“, schildert er.
Auch im Dresdnerhof in Wien-Brigittenau wird heuer wieder gratis Mittagessen an Menschen ohne feste Bleibe ausgegeben. Mit der Aktion "Together" begann Wirt Paul Schmidt im Jahr 2017. Der KURIER war damals dabei, als Marojanfleisch mit Erdäpfeln serviert wurde:
Und in manchen Wiener Cafes gibt es die Möglichkeit, einen sogenannte "Caffe sospeso" zu bestellen. Dabei bestellt man zwei Kaffees, zahlt auch zwei, konsumiert aber nur einen davon. Der andere ist reserviert für jemanden, der sich keinen Kaffee im Lokal leisten kann. Seit Jahren bietet das Tachles in Wien-Leopoldstadt Caffee sospeso an. Auch das Dellago im 16. Bezirk macht das.