Chronik/Wien

"Krone"-Bericht zu angeblicher Burka: Schule schaltet Polizei ein

Es sind erschreckende Nachrichten, die eine Schulleiterin in Wien derzeit erhält. Teilweise anonyme Absender richten E-Mails mit üblen Beschimpfungen und Drohungen an sie und die Volksschule Felbigergasse in Penzing, wie die Direktorin, Petra Revay-Schwarz, dem KURIER schildert.

Auslöser sind zwei Berichte der Kronen Zeitung. Eine Lehrerin der Schule, die anonym bleiben wolle, soll von einer Mutter eine Burka geschenkt bekommen haben. Bei einem anderen Vorfall habe ein "Familienclan" vor dem Lehrerzimmer auf sie gewartet, um sie einzuschüchtern.

Mehr lesen: "Rassistischer Natur": Kritik an Muslime-Studie in Schulen

Die Schule sowie die Bildungsdirektion wiesen den Bericht bereits als "unwahr" zurück. Die Geschichte entbehre jeder Grundlage, nichts davon habe sich tatsächlich zugetragen. Das selbe gilt für einen angeblichen Sitzkreis, in dem ein Schüler aus dem Koran gelesen haben soll.

In diesem Bericht lesen Sie:

  • Wie die Volksschule mit den Medienberichten umgeht
  • Über die Drohungen gegen die Direktorin
  • Was die Kronen Zeitung zu den Vorwürfen der Schule sagt

An der Schule selbst habe man inzwischen mit allen 24 Pädagoginnen und Pädagogen Einzelgespräche geführt. "Ich wollte der Sache nachgehen, aber niemand konnte die Vorfälle bestätigen", sagt Revay-Schwarz. Am Donnerstag sah sich die Direktorin auch gezwungen, die Polizei einzuschalten.

Staatsanwaltschaft prüft E-Mails

Seit Erscheinen des Krone-Artikels erhalte sie Droh-E-Mails. Manche richten sich gegen die Schule, andere direkt gegen die Schulleiterin. Was Revay-Schwarz anschließend vorliest, ist nur teilweise zitierfähig, darunter frauenfeindliche Beschimpfungen.

Mehr lesen: Wie man verhindert, dass Gewalt Schule macht

Die Absender schreiben von "Verrat an unseren Kindern". Der Tag werde kommen, an dem die Direktorin dafür bezahlen werde, denn: "Wir vergessen nicht." Polizeibeamte haben die Nachrichten am Donnerstag gesichert. In weiterer Folge ergeht ein Bericht an die Staatsanwaltschaft, um zu klären, ob die E-Mails eine gefährlichen Drohung darstellen. Erst dann werden Ermittlungen eingeleitet.

Da ich es niemandem bei uns zutraue, sich derartige Geschichten auszudenken, gehen wir nicht davon aus, dass es diese Lehrerin wirklich gibt

Petra Revay-Schwarz
Direktorin Volksschule Felbigergasse

An der Schule sei man fassungslos über den "Hass und die Hetze", die man in der kurzen Zeit seit Erscheinen der Zeitungsberichte erlebe. "Da ich es niemandem bei uns zutraue, sich derartige Geschichten auszudenken, gehen wir nicht davon aus, dass es diese Lehrerin wirklich gibt", sagt Revay-Scharz. 

"Kronen Zeitung" bezieht Stellung

Fraglich ist nicht nur, wer die "mutige Frau", wie die Kronen Zeitung sie mehrmals nennt, sein soll. Bei den Berichten ist auch kein Autor angeführt.

 Mehr lesen: Schwarze laut Studie in Österreich besonders von Rassismus betroffen

Gab es ein persönliches Treffen mit der angeblichen Lehrerin? Wie wurde die Anstellung der Frau bei der Schule verifiziert? Gibt es Belege für die Vorfälle? Auf eine KURIER-Anfrage erklärt Michael Pommer, Leiter des Wien-Ressorts: "Die betroffene Lehrerin ist uns persönlich bekannt, Belege liegen uns vor. Ein Foto der Burka haben wir zudem veröffentlicht. Der Vorwurf einiger, die Geschichte sei erfunden, ist lächerlich. Der Rest ergibt sich aus unserer Berichterstattung."

Gemeint ist damit ein Foto von einem uneindeutigen schwarzen Stück Stoff, das eine Burka auf einem Kleiderhaken zeigen soll.

Die Schule wirft der Kronen Zeitung jedenfalls fehlende journalistische Sorgfalt vor. Weder die Schule noch die Bildungsdirektion seien zu den Vorwürfen kontaktiert worden. Nur ein Gutes habe die ganze Sache: "An der Schule gibt es ein gutes Klima, jetzt um so mehr. Das ganze Team wächst noch mehr zusammen. Wir wollen wieder unserer Aufgabe nachkommen: Uns um die Schülerinnen und Schüler zu kümmern."