Bei der Sopherl am Naschmarkt ist jetzt aber wirklich Sperrstund’
Von Barbara Beer
So schnell kann es gehen: Eben noch kultige Anlaufstelle für Nachtschwärmer – und plötzlich ist nicht einmal mehr eine Homepage da.
Das legendäre Beisl „Sopherl am Naschmarkt“ ist Geschichte. Der Betreiber, die Alfred Carda G.m.g.H, hat Insolvenz angemeldet. Die Tagsatzung wurde auf den 19. Dezember anberaumt.
Vor wenigen Tagen noch genossen die Touristen vor dem Lokal ihr Bier in der Oktobersonne. Von außen sah das Wirtshaus bei schönem Wetter immer gut besucht aus. Die dunkle Resopalholz-Atmosphäre im Lokalinneren, die das letzte Mal wohl in den 1980er Jahren aufgefrischt worden war, begeisterte jedoch immer weniger Gäste.
"Ungepflegtes Interieur"
Der Raucherbereich, der die „Sopherl“ über viele Jahre hinweg dominierte und durch den man sich in den Nichtraucherraum erst durchkämpfen musste, war offenbar auch kein Publikumsmagnet. „Große Portionen“ war das größtmögliche Lob, das den meisten Gästen zur „Sopherl“ einfiel, Touristen dokumentierten in einschlägigen Foren, dass es über das „Preis-Leistungsverhältnis nichts zu meckern“ gäbe. Ruppiges Personal und ungepflegtes Interieur fielen allerdings auch genügsamen Gästen auf.
Zu den hippen Lokalen, die in dieser Gegend derzeit wie die Schwammerln aus dem Boden zu sprießen scheinen, passte das Beisl gegenüber dem Naschmarkt an der Ecke zur Laimgrubengasse ganz und gar nicht.
Schnitzel, Cevapcici, Gulasch? Kann man machen, aber hier fehlten neben der Qualität sowohl Kultfaktor als auch Originalität – all das findet, wer bodenständige Küche sucht, ein paar Gassen weiter etwa im Anzengruber oder in der „Eisernen Zeit“.
Traditionsbeisl
Auch mit der Tradition des „Traditionsbeisel“ genanten Lokals war es nicht weit her: Diese war gerade einmal 47 Jahre alt, die Firmenbucheintragung stammt von 1972. Tatsächlich Tradition hat die Namensgeberin des Beisels: Die „Frau Sopherl vom Naschmarkt“ war eine legendäre Alt-Wiener-Figur des Dichters Vinzenz Chiavacci, der der „Sopherl“ in seiner Wochenzeitschrift Wiener Bilder einst eine Kolumne widmete.
Die Wäscherei: Wer für 2 Uhr Früh einen Tisch reservieren kann, kann auch um 2 Uhr Früh etwas essen. Info: 8., Albertgasse 49.
Motto: Nicht nur den Klassiker – Schinkenfleckerl – gibt es bis lange nach Mitternacht. Schließlich will auch „auch der späte Vogel“ sein Steak“. Info: 5., Schönbrunner Straße, Eingang Rüdigergasse.
Goodmann: Zu Afterhour geht man ins Goodmann. Ab 2 Uhr ist geöffnet, zu essen gibt es Club Sandwich, Flammkuchen, Burger, Kaiserschmarren und sogar Frühstück. Info: 4., Rechte Wienzeile 23.
Café Europa: Legendär ist das Beef Tatar. Bis 4 Uhr Früh gibt’s auch Gulasch, Würstel und Burger. Info: 6., Zollergasse 8.
Café Falk: Kein Ruhetag, keine Sperrstunde, Essen rund um die Uhr. Info: 22., Wagramer Straße 137.