Anschlag in Wien: Zwei weitere Verdächtige in U-Haft
Von Konstantin Auer
Rundum die Seitenstettengasse, wo vor einer Woche ein Attentäter vier Menschen tötete, haben mittlerweile zahlreiche Menschen Kerzen und Blumen niedergelegt. Immer mehr Menschen kommen zum Tatort, um ihre Trauer und ihr Mitgefühl auszudrücken. Es gibt viel aufzuarbeiten nach dieser Tat, die ausgerechnet das Wiener Vergnügungsviertel, wo sich auch der Tempel der Israelitischen Kultusgemeinde befindet, traf.
Auch die Arbeit der Ermittler ist noch lange nicht abgeschlossen. Erst am Sonntag wurde bekannt, dass zwei weitere Verdächtige in U-Haft genommen wurden. Festgenommen wurden die beiden Verdächtigen vermutlich bereits am Freitag. Was den beiden Männern im Alter von 21 und 23 Jahren genau vorgeworfen wird, darüber halten sich die Behörden bedeckt. Fest steht nur, dass sie aus dem Umfeld des Attentäters stammen.
Damit befinden sich inzwischen zehn Männer im Alter zwischen 16 und 24 Jahren in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob jemand von den Verdächtigen in Vorbereitungshandlungen des 20-jährigen Attentäters verwickelt oder eingeweiht gewesen ist.
Was sie alle gemein haben, ist, dass sie den Attentäter näher kannten. Manche von ihnen sollen auch die radikalislamistische Gesinnung des sogenannten Islamischen Staats (IS) mit ihm teilen. Unter den Verdächtigen in U-Haft befindet sich auch jener 22-Jährige, der den Attentäter im Herbst 2018 auf seiner Reise in Richtung Syrien begleitet hat.
Serbische Tatwaffe
Die Wiener Polizei veröffentlichte am Sonntag Fotos der Tatwaffe: Wie berichtet, war der Täter abgesehen von einer Pistole und einer Machete auch mit einem Gewehr bewaffnet.
Dabei handelte es sich um das Sturmgewehr „Zastava M70“, das in Serbien hergestellt wird und auf der Technik des Kalaschnikow-Sturmgewehrs (AK-47 und AKM) aufgebaut ist. Die Waffen müssen von den Ermittlern erst kriminaltechnisch untersucht werden. Auch woher der Täter die Waffen hatte, ist noch unklar.
Sturmgewehre desselben Typs sind allerdings vor allem in Osteuropa immer noch zahlreich im Umlauf. Dieses Modell wurde dort in diversen Kriegen eingesetzt. Registriert wurden danach nur wenige. So verwendete beispielsweise auch jener Amokläufer, der 2016 in Nenzing (Vorarlberg) zwei Menschen tötete, dasselbe Modell.
Der Weg zum Tatort
Ungeklärt ist nach dem Anschlag in Wien auch immer noch, wie der Täter mit so einem Gewehr und einer großen Menge an Munition zum Schwedenplatz gelangt ist. Ausschließen können die Ermittler nach der Sichtung von Überwachungsvideos bisher nur, dass der Attentäter mit den Öffis zum Tatort kam.
Auch sonst soll er auf dem Weg in die Innere Stadt von keinen Überwachungskameras gesichtet worden sein. Das legt die Vermutung nahe, dass der Täter von jemandem gefahren wurde.
Auch deshalb setzt die Polizei in Wien eine Woche nach dem Anschlag noch auf erhöhte Präsenz im öffentlichen Raum. Die Ermittlungen laufen jedenfalls „auf Hochtouren“, teilte die Polizei am Sonntag mit.
Dschihadisten-Treffen in Wien
Der Anschlag in Wien beschäftigt auch die Behörden in den Nachbarländern: In der Schweiz übernimmt die Bundesanwaltschaft diese Woche das Verfahren gegen die zwei im Zusammenhang mit dem Attentat verhafteten Verdächtigen aus Winterthur. Sie sollen an einem Treffen von Dschihadisten im Juli in Wien teilgenommen haben. Das Treffen dürfte vom Attentäter organisiert worden sein – kurz danach soll er in die Slowakei gefahren sein, wo er versuchte, Munition zu kaufen.
Auch Deutsche sollen an dem Treffen teilgenommen haben, es gab Hausdurchsuchungen. Festgenommen wurde dort aber niemand.