Zwölfjährige in Deutschland erstochen: Zwei Mädchen geständig
Von Johannes Arends
Der Mord an einer Zwölfjährigen erschüttert Deutschland. Das Mädchen aus Freudenberg in Nordrhein-Westfalen war am Samstag vermisst gemeldet worden, nachdem sie vom Haus einer Freundin nach Hause gehen wollte. Am Sonntag fand die Polizei ihre Leiche jedoch in gegensätzlicher Richtung in der Nähe eines Waldwegs knapp über der Grenze des benachbarten Bundeslands Rheinland-Pfalz. Das Kind war nach mehreren Messerstichen durch Blutverlust gestorben.
Bei einer Pressekonferenz bestätigten die deshalb zuständigen Ermittler aus Rheinland-Pfalz am Dienstag Medienberichte, wonach zwei andere Mädchen, eines zwölf, das andere 13 Jahre alt, die Tat am Montag gestanden hatten. Beide gehörten zum Bekanntenkreis des Opfers. Es gebe keine Hinweise darauf, das weitere Personen an der Tat beteiligt waren.
Tathergang unklar, keine Tatwaffe
Weil die mutmaßlichen Täterinnen damit noch im Kindesalter sind, konnten Polizei und Staatsanwaltschaft nur wenige Informationen zum Fall bekanntgeben. "Dieser Fall ist... besonders", erklärte der leitende Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler sichtlich bewegt. Auch Polizeipräsident Jürgen Süs erklärte: "Es gibt auch nach Jahrzehnten der Polizeiarbeit noch Taten, die einen sprachlos zurücklassen."
Bei einer ersten Einvernahme hatten die beiden verdächtigten Mädchen die Tat noch geleugnet, allerdings belasteten Indizien am Tatort die beiden schwer. Bei einer zweiten Einvernahme, diesmal in Anwesenheit der Erziehungsberechtigten sowie einer Jugendpsychiaterin, gestanden sie die Tat schließlich.
Keine Auskunft gaben die Ermittler jedoch zum möglichen Tathergang. Das Kind war zuletzt am Samstag gegen 17.30 Uhr in Freudenberg gesehen worden, als es nach dem Besuch einer Freundin zu Fuß den Heimweg antrat. Als die Zwölfjährige nicht nach Hause kam, hatte noch am Abend die Suche mit Hilfe von Polizei und Feuerwehr begonnen.
Rätselhaft ist weiterhin, wieso das tote Mädchen nicht auf dem Heimweg von der Freundin in Richtung Freudenberger Innenstadt, sondern in entgegengesetzter Richtung und damit auf rheinland-pfälzischem Gebiet gefunden wurde. Man gehe jedoch davon aus, dass der Fundort auch der Tatort sei, sagte Süs.
Eine Tatwaffe, wahrscheinlich ein Messer, habe man dagegen noch nicht gefunden. Der Wald an der Bundesländergrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wird daher weiterhin abgesucht.
Zu jung: Keine strafrechtlichen Konsequenzen
Zu einem möglichen Motiv machten die Ermittler am Dienstag auch auf Nachfrage keine genauen Angaben. "Die Motivfrage ist in diesem Fall höchst komplex", so Mannweiler. "Was für Kinder in diesem Alter möglicherweise ein Motiv darstellt, würde sich einem Erwachsenen nicht erschließen." In diesem Spektrum würden sich die Erklärungen der beiden mutmaßlichen Täterinnen bewegen.
Wegen ihres Alters drohen den geständigen Mädchen aus strafrechtlicher Sicht jedenfalls keine Konsequenzen. Das Mindestalter für Strafmündigkeit beträgt in Deutschland, ebenso wie in Österreich, 14 Jahre. Allerdings seien beide bereits in die Obhut des Jugendamts übergeben worden, das nun über weitere Konsequenzen entscheidet. "Als Strafverfolgungsbehörde sind wir rechtlich aber außen vor", so Mannweiler.