Seilbahn-Direktor: "Wusste nichts über Ausschalten des Sicherheitssystems"
Der wegen des Seilbahnunglücks am Lago Maggiore festgenommene Direktor der Seilbahn-Betreibergesellschaft "Ferrovie del Mottarone" bestreitet die Vorwürfe der Staatsanwälte. Er dementierte, über die absichtliche Abschaltung eines Sicherheitssystems informiert gewesen zu sein, die das Unglück mit 14 Todesopfern verursacht haben soll. Der Direktor sei "ein äußerst gewissenhafter Ingenieur", betonte sein Anwalt.
Der 51-jährige Ingenieur habe die verschiedenen Eingriffe der vergangenen Monate rekonstruiert und könne sich den Seilriss nicht erklären, auch weil alle Prüfungsberichte immer positiv ausgefallen seien, berichtete der Anwalt laut Medienangaben. Das Abschalten der Notbremse sei bei besonderen Eingriffen vorgesehen, aber natürlich nie bei einem Personenbetrieb.
"Absolut absichtlich"
Der Seilbahn-Einsatzleiter, der in der Nacht auf Mittwoch mit dem Direktor und dem Eigentümer der Seilbahnanlage festgenommen wurde, gestand, dass die Notbremse absichtlich ausgeschaltet wurde. "Es gab eine Störung an der Seilbahn, das Beförderungsteam hat das Problem nicht oder nur teilweise gelöst. Um die Verbindung nicht zu unterbrechen, entschieden sie sich, die 'Gabel', die verhindert, dass die Notbremse in Kraft tritt, an Ort und Stelle zu lassen", berichtete Albert Cicognani, der Carabinieri-Offizier, der die Ermittlungen führte.
Die ermittelnde Staatsanwältin Olimpia Bossi, sagte, es habe sich um eine "absolut absichtliche" Entscheidung gehandelt, um den Betrieb der Seilbahn aufrecht zu erhalten. Die Gabel zum Außerkraftsetzen der Notbremse sei am Sonntag sicherlich nicht zum ersten Mal eingesetzt worden. Die Seilbahn hatte schon seit eineinhalb Monaten Probleme.
Fünfjähriger bei Bewusstsein
Inzwischen hat sich der Zustand des einzigen Überlebenden gebessert, einem fünfjährigen Buben, der mit mehreren Frakturen in einem Krankenhaus in Turin liegt. Der Israeli, der bei dem Unglück seine Eltern, seinen zweijährigen Bruder und zwei Urgroßeltern verlor, komme schrittweise zu sich und sei nicht mehr intubiert, teilte Klinik-Chef Giovanni La Valle mit. Seine Tante und ein Psychologe seien bei ihm.
Die Leichen der verstorbenen Angehörigen des Buben wurden am Mittwoch zum Mailänder Flughafen gebracht, um nach Israel überführt zu werden. Dort sollen die Opfer beigesetzt werden.