Notre-Dame: Hunderte Mio. Euro für Wiederaufbau zugesagt
"Wir werden Notre Dame wieder aufbauen." Das sagte der französische Staatschef Emmanuel Macron am späten Montagabend. "Denn das ist es, was die Franzosen erwarten."
Die Pariser Bürgermeisterin verkündete via Twitter, eine internationale Geberkonferenz soll nach dem verheerenden Brand Geld für den angestrebten Wiederaufbau sammeln. Sie werde zu diesem Zweck eine Spendengala im Rathaus von Paris veranstalten, um die notwendigen Mittel für den Wiederaufbau der Kathedrale zusammenzubekommen.
In der Zwischenzeit haben zahlreiche Privatpersonen, Unternehmer und Vereine bereits finanzielle Unterstützung zugesichert; erste Großspender können Hidalgo und Macron bereits auf der Haben-Seite buchen: Die Familie des französischen Unternehmers und Milliardärs Bernard Arnault kündigte über Arnaults Luxuslabel LVMH (Moet Hennessy - Louis Vuitton) an, sich nach "dieser nationalen Tragödie" mit 200 Millionen Euro an der Rekonstruktion beteiligen zu wollen. Notre Dame sei ein Symbol Frankreichs, seines kulturellen Erbes und seiner Einigkeit.
Zuvor hatte bereits die französische Milliardärsfamilie Pinault 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau versprochen. "Diese Tragödie trifft alle Franzosen", erklärte die Familie. In solch einer Situation wolle jeder mithelfen, "schnellstmöglich diesem Juwel unseres nationalen Kulturerbes wieder Leben einzuhauchen".
Die Region Ile-de-France, die größtenteils dem Großraum Paris entspricht, kündigte eine Soforthilfe von zehn Millionen Euro an.
Auch die französische Profifußball-Vereinigung (LFP) hat ihre Unterstützung für den Wiederaufbau zugesagt. Das betonte LFP-Chefin Nathalie Boy de la Tour am Dienstag. "Die Fußballwelt wird aktiv werden, um finanziell beim Wiederaufbau dieser Kathedrale helfen zu können", sagte Boy de la Tour. "Wir werden in diesem Drama, das uns alle betrifft, solidarisch sein."
Eine konkrete Summe, die von der LFP zur Verfügung gestellt werden soll, wollte Boy de la Tour vorerst nicht nennen. "Das ist eine Hilfe, die wir mit allen Akteuren im französischen Fußball koordinieren werden", erklärte sie. Die Vereinigung organisiert unter anderem den Betrieb der beiden obersten Spielklassen in Frankreich sowie des Liga-Cups.
EU-Ratspräsident Donald Tusk hat nach dem Feuer in der Pariser Kathedrale alle anderen EU-Mitgliedstaaten zur Hilfe beim Wiederaufbau aufgerufen. "Ich weiß, dass Frankreich das alleine machen könnte, aber hier geht es um mehr als nur materielle Hilfe", sagte Tusk Dienstag früh im Europaparlament.
Der Brand der Kathedrale habe vor Augen geführt, dass man in der EU durch etwas bedeutenderes und tiefergreifendes verbunden sei als durch Verträge. "Heute verstehen wir besser, was die Grundlage der Gemeinsamkeiten ist, wir wissen besser, wie viel wir verlieren können - und dass wir das zusammen verteidigen wollen", sagte er.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sprach mit Blick auf den Brand von einem "schrecklichen Tag für alle, die Frankreich und Paris lieben" und kündigte an, dass die EU-Kommission alle Unterstützung leisten werde, die Frankreich möglicherweise benötigen könnte. "Gestern ist ein bedeutender Teil Frankreichs schwer verwundet worden und wir sind alle ein bisschen Witwer und Witwen", sagte Juncker.
Unterdessen hat Kremlchef Wladimir Putin nach dem verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame Frankreich Hilfe von russischen Spezialisten beim Wiederaufbau angeboten. "Er schlug vor, die besten Experten nach Frankreich zu schicken. Sie haben große Erfahrung in der Restaurierung von Weltkulturerbe", teilte der Kreml am Dienstag in Moskau mit.
Die Kathedrale sei ein unschätzbarer kultureller Wert für Europa und die ganze Welt, sagte der russische Präsident in einem Schreiben an seinen französischen Kollegen Emmanuel Macron. "Das Unglück, das in dieser Nacht geschehen ist, schmerzt auch in den Herzen der Russen."
Für Wiederaufbau "Geld und Können" notwendig
Europas Dombauhütten werden mithelfen, um die Brandkatastrophe in der Pariser Kathedrale zu bewältigen. Wie der Dombaumeister am Wiener Stephansdom und Vorsitzende der Europäischen Vereinigung der Dombaumeister, Wolfgang Zehetner, am Dienstag im Gespräch mit Kathpress erklärte, sei für die Rekonstruktion und den Wiederaufbau der am Montagabend von einem verheerenden Brand schwer in Mitleidenschaft gezogenen Pariser Kirche "Geld und Können" erforderlich. Hochqualifizierte Steinmetze und Bildhauer gebe es nicht im Übermaß. Nach Rücksprache mit Kollegen in Deutschland könne er sich gut vorstellen, dass die Dombauhütte in Wien und jener in Paris Fachleute zur Verfügung stellt. Es werde aber jedenfalls Jahre dauern, bis die Schäden behoben sind, so der Dombaumeister.
Nach den Worten Zehetners ist Notre-Dame wie auch andere Großkirchen bestens vermessen und dokumentiert. Das heißt man könne die Pariser Hauptkirche architektonisch gut rekonstruieren, auch wenn angesichts eines 800 Jahre alten Baus gelte: "Es wird nicht mehr das Gleiche sein." Wie lange der Wiederaufbau dauern wird, hänge nicht zuletzt vom politischen Willen ab - die gotische Kathedrale ist wie alle französischen Kirchen im Besitz des Staates. Dass Notre-Dame eine "Prestigesache" für Frankreich ist, wird nach Zehetners Einschätzung bei einem ambitionierten Wiederaufbau helfen. Doch auch beim 1945 abgebrannten Stephansdom habe es Jahrzehnte gedauert, bis die Folgen beseitigt waren, erinnerte der Dombaumeister.