Chronik/Welt

Juan Carlos darf zu Weihnachten nicht heim

Für den ehemaligen König von Spanien läuft es nicht gut im Exil in Abu Dhabi. Angeblich ist der 82-jährige Juan Carlos tief deprimiert. Er vermisse seine acht Enkelkinder und seine Segelfreunde, außerdem habe er große Angst davor, ganz alleine im Ausland zu sterben. In seinem goldenen Käfig im Luxushotel Emirates Palace vertreibt er sich die Zeit mit Physiotherapie und träumt davon, nach Madrid und in den Palast zurückkehren zu dürfen. Am liebsten schon vor dem Heiligen Abend.

Das ist jedenfalls die geschönte und rührselige Version der ziemlich unschönen Geschichte um den Skandalkönig. Doch bei den meisten Spaniern geht sie nicht rein. Der alte König, so die allgemeine Meinung, verdiene kein Mitleid.

Diese Woche überwies der Monarch 678.000 Euro zur Abwendung eines Strafverfahrens wegen Steuerhinterziehung an den spanischen Fiskus. Es geht um die jahrelange Nutzung von Kreditkarten, die der mexikanische Unternehmer Allen Sanginés-Krause dem König zur Verfügung gestellt hatte. Mit einer dieser Kreditkarten soll Juan Carlos seiner Enkelin Victoria Federica ein Springpferd im Wert von über 10.000 Euro gekauft haben.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob nicht auch Königin Sofia und ihre Töchter Elena und Cristina Kreditkarten benutzt haben, die von dubiosen Geldquellen finanziert wurden. Die Besitzverhältnisse der Konten sollen über Strohmänner verschleiert worden sein. Zwischen 2016 und 2018 seien sie mit hohen Summen aus dem Ausland gespeist worden.

"Rattern der Geldzählmaschine"

Spaniens Generalstaatsanwältin Dolores Delgado bestätigte, dass der Oberste Gerichtshof in Madrid die Untersuchungen in dieser Sache an sich gezogen habe. Einzelheiten nannte sie aber nicht. Auch in anderen Fällen laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Geldwäsche. Dabei geht es um geheime ausländische Millionenkonten, die nach Informationen der Zeitung El País auf der britischen Jersey-Insel angesiedelt sind. Ein Millionenkonto in der Schweiz wurde 2012 aufgelöst.

Von dort könnten die 100 Millionen Dollar weitergewandert sein, die Juan Carlos 2008 von den Saudis erhalten haben soll. Und zwar für die Vermittlung zwischen Saudi-Arabien und einem spanischen Baukonsortium für den Bau eines Hochgeschwindigkeitszuges. Eine der Kronzeuginnen in dieser Affäre ist die in Unfrieden von Juan Carlos gegangene Corinna zu Sayn-Wittgenstein (56).

Die Geliebte des Königs beschrieb einen Raum im Palast, in dem sich die Geldscheine verschiedener Währungen in Regalen getürmt hätten. Auch spanische Zeitungen berichteten von einem Lieblingsgeräusch des Königs: dem Rattern seiner Geldzählmaschine.

Königin Sofia sei ihrem Ehemann auf Distanz verbunden. Die beiden, die seit 1962 verheiratet sind, führen seit Jahrzehnten privat vollkommen getrennte Leben. Sofia, die Prinzessin von Griechenland aus dem deutschen Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und Hannover wäre als junge Frau lieber mit dem damaligen norwegischen Kronprinzen Harald verheiratet worden, der allerdings seine bürgerliche Sonja der standesgemäßen Hochzeit vorzog.

Juan Carlos lebt heute wieder mit seiner Langzeitlieben Marta Gayá zusammen, die ihn auch ins Exil nach Abu Dhabi begleitet haben soll. Nur König Felipe dürfte seinen Vater mit Einverständnis der Regierung nach Hause zurückholen. Doch der macht keinerlei Anstalten dazu.