Chronik/Welt

Indonesien: Hunderte Mediziner trotz Impfung infiziert

In Indonesien haben sich den Behörden zufolge mehr als 350 Mediziner angesteckt, obwohl sie mit dem chinesischen Impfstoff Sinovac geimpft worden waren.

Die meisten der Betroffenen hätten keine Symptome, dutzende Mediziner müssten allerdings im Krankenhaus behandelt werden, sagt ein Vertreter der Gesundheitsbehörden auf Java.

Dort gibt es in einem Bezirk einen Corona-Ausbruch, der von der ansteckenderen Virus-Variante Delta dominiert wird.

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Indonesien hat den Sinovac-Impfstoff als erstes Land außerhalb Chinas zugelassen. Dort sollten zuerst die fast 1,5 Millionen Beschäftigten im Gesundheitswesen geimpft werden. Das Vakzin wurde via Notfallgenehmigung freigegeben - Daten bescheinigten dem Impfstoff eine Wirksamkeit von 65,3 Prozent.

Die indonesische Firma Bio Farma, die an den Studien beteiligt war, wies darauf hin, dass die Daten oberhalb der Mindesteffektivität von 50 Prozent liegen, die die Weltgesundheitsorganisation WHO gefordert hatte. Die indonesische Ärztekammer rief zur Nutzung des Mittels auf. "Wir könnten die hohe Zahl der Todesfälle bei Ärzten und Medizinern reduzieren", sagte ihr Leiter, Daeng M. Faqih.

Zweifel an Wirksamkeit

Im Jänner wurden Studienergebnisse aus Brasilien publik, die Zweifel an der Wirksamkeit des Impfstoffs des chinesischen Unternehmens Sinovac äußerten. In klinischen Studien erzielte das Präparat eine Schutzwirkung von nur rund 50 Prozent. Anfang April bescheinigte eine Studie der Universität von Chile dem chinesischen Impfstoff eine Wirksamkeit von 54 Prozent. 

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Für Verwirrung sorgte im April eine Äußerung des Leiters des chinesischen Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention, Gao Fu. Die Behörden müssten "über Wege nachdenken, wie das Problem gelöst werden kann, dass die Wirksamkeit der existierenden Impfstoffe nicht hoch ist", sagte Gao Fu bei einer Konferenz in Chengdu. Es war das erste Mal, dass ein ranghoher Vertreter Chinas eine geringe Wirksamkeit öffentlich eingeräumt hat.

Tags darauf ruderte Gao Fu jedoch zurück: "Es war ein komplettes Missverständnis."  Er wollte mit seinem Sager nicht ausdrücken, dass chinesische Vakzine einen niedrigen Schutz böten. Vielmehr habe er eine "wissenschaftliche Vision" vorgelegt, dass eine Anpassung der Impfabfolge oder die Vergabe verschiedener Vakzine nacheinander auch Optionen sein könnten, den Schutz zu verstärken. "Wie ihre Wirksamkeit verbessert werden kann, muss von allen Wissenschaftlern in der Welt in Erwägung gezogen werden", betonte Gao.

Kritiker beklagen mangelnde Transparenz bei chinesischen Impfstoffen, die in vielen europäischen Staaten auch noch nicht zugelassen sind. Vor allem werden mehr Daten aus der dritten Phase klinischer Versuche gesucht.

WHO erteilte Notfallzulassung

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte dem Sinovac-Präparat jedenfalls vor gut zwei Wochen eine Notfallzulassung erteilt. Nach der Beurteilung des unabhängigen WHO-Beraterstabs für Impfstoffe verhindert der Impfstoff bei 51 Prozent der Geimpften jegliche Krankheitssymptome. Bei 100 Prozent wurden eine schwere Covid-19-Erkrankung und ein Krankenhausaufenthalt verhindert.

Die Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hat im Mai ein Prüfverfahren gestartet - nach dem sogenannten Rolling Review-Verfahren. Danach werden alle Daten bewertet, noch vor dem Abschluss der Studien und bevor der formelle Antrag auf Marktzulassung gestellt wurde. Wie lange das Prüfverfahren dauern wird, ist unklar.

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