Chronik/Welt

Handgepäck wichtiger als Leben: Starben deshalb 41 Flugpassagiere?

Ein Flugzeug steht in Flammen – und es gibt für mehr als 78 Insassen nur mehr die beiden vorderen Notausgänge. Dazu nehmen viele Passagiere auch noch ihr Handgepäck mit und verzögern so die Evakuierung.

Die Folge dieses Irrsinns waren 41 Tote, darunter zwei Kinder. Sie starben nach einer folgenschweren Rücklandung eines „Superjet“ der russischen Aeroflot in Moskau. Nach derzeitigem Stand dürfte ein Blitzschlag die Katastrophe ausgelöst haben. Dadurch soll es in der Folge zu einem Elektronikproblem gekommen sein.

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Trimmungsprobleme

Die Trimmung musste danach manuell eingestellt werden. Trimmung bedeutet, wie schräg das Flugzeug in der Luft ist, also ob die Nase hoch oder tiefer liegt. Da die elektronische Hilfe offenbar ausfiel, mussten die beiden Piloten mit einem Trimmrad manuell die Fluglage bestimmen. Um dabei Reserven zu haben, landen manche Piloten mit etwas höherer Geschwindigkeit als eigentlich vorgeschrieben.

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In diesem Fall kam der Jet jedenfalls so schnell herein, dass er drei Mal auf der Landebahn aufschlug und wieder abhob. Beim letzten Mal brach offenbar das Fahrwerk und das Heck radierte über den Boden. Dabei soll einer der Tanks Feuer gefangen haben.

Feuerwehr stand nicht bereit

Erschwert wurde alles dadurch, dass keine Feuerwehr bei der Landung bereit stande. Am Ende dauerte es deshalb fast 45 Minuten, bis diese alles unter Kontrolle hatte. Eine genaue Untersuchung des Unglücksfliegers wird nun erfolgen. Da es keine Hinweise auf ein prinzipielles technisches Problem gibt, ist ein Grounding (Flugverbot) derzeit kein Thema.

In den kommenden Tagen wird nun der Flugschreiber ausgewertet. Die seit 2017 eingesetzte Maschine soll erst im April technisch gewartet worden sein. Sie sollte von Moskau in die nordrussische Stadt Murmansk fliegen.

Der Suchoi Superjet 100 wird seit 2011 von Russland verkauft. Er ist ein Regionaljet, der innen größer ist als die konkurrierenden Maschinen (wie die Embraer der AUA) sind. Russland wollte damit Boeing und Airbus Kunden abspenstig machen. Doch bisher lief das Geschäft nicht wie gewünscht, der Flieger wird vor allem in Asien eingesetzt. Zahlreiche westliche Firmen liefern dazu Komponenten für den Jet.

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Jedes Flugzeug kann in 80 Sekunden evakuiert werden

Wie bekommt man 873 Insassen innerhalb von 80 Sekunden aus einem zweistöckigen Airbus A-380? Ganz einfach: Es muss alles klappen. Denn diese Zeit muss jedes Flugzeug im Ernstfall erfüllen können.

Damit ein Jet rasch geräumt werden kann, müssen aber alle Gänge frei sein. Deshalb sind die Flugbegleiter nervig, wenn es darum geht, dass der Notausgang nicht mit Handepäck vollgestellt wird. Dieses sollte bei einer Räumung vor Ort gelassen werden, da in engen Flugzeugen eine Evakuierung verzögert wird. Außerdem werden  aufblasbare Notrutschen eingesetzt – diese können beschädigt werden.

Übrigens haben Untersuchungen gezeigt, dass bei einer Evakuierung jene Menschen höhere Überlebenschancen haben, die ihre Schuhe anhaben.