Flugzeugabsturz: Boeing muss auf Druck die Software ändern
Der in die Kritik geratene US-Flugzeughersteller Boeing hat in der Nacht auf Dienstag erstmals ein Softwareproblem bei Maschinen des Typs 737 MAX eingeräumt, nachdem am Sonntag zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Monaten eine wenige Monate alte Maschine dieser Art in Äthiopien abgestürzt ist. Man arbeite derzeit an einer "Verbesserung der Software", teilte Boeing am Montagabend (Ortszeit) mit. Allerdings gab es zuvor entsprechenden Druck der US-Luftfahrtbehörde FAA, die Änderungen einforderte. Es ist das erste Ergbenis der Gespräche über ein mögliches Grounding der kompletten Flotte über die der KURIER bereits am Sonntag berichtet hat. Außerdem haben nun weitere Airlines Startverbote für baugleiche Maschinen erteilt.
Das Software-Update solle "in den nächsten Wochen" in der 737-MAX-Flotte erfolgen. Boeing verwies darauf, dass die FAA die Änderung des Computerprogramms bis April erwarte. Konkret geht es um ein Programm zur Fluglagestabilisierung (MCAS), bei dem es durch falsche Sensordaten zu Problemen kommen kann (mehr dazu hier). Boeing betonte, dass die Piloten "immer in der Lage sind, die Flugkontrolle manuell außer Kraft zu setzen". Die 737 Max sei "ein sicheres Flugzeug".
Die FAA ordnete aber nicht an, dass alle Boeing 737 Max 8 vorerst am Boden bleiben müssen und teilte sie als weiterhin flugtüchtig ein. Die FAA teilte weiters mit, eigenes Personal und Mitarbeiter der US-Transportsicherheitsbehörde NTSB seien nach Äthiopien entsandt worden, um die äthiopischen Behörden bei der Suche nach der Unglücksursache zu unterstützen. "Alle Daten werden während dieser Untersuchung sorgfältig geprüft und die FAA wird geeignete Maßnahmen ergreifen, wenn die Daten darauf hindeuten, dass dies erforderlich ist."
Wie vom KURIER berichtet, steht das Softwaresystem MCAS im Verdacht, bei dem Absturz eine wesentliche Rolle gespielt zu haben. In den MAX8 wurde eine zusätzliche Software eingebaut, die dafür sorgt, dass die Flugzeugnase nicht zu hoch genommen wird. Diese soll in Äthiopien die Nase vier Mal hoch und zwei Mal hinuter gedrückt haben, so der bisherige Stand der Ermittlungen. Möglicher Auslöser dafür könnte aber auch ein Vogelschlag gewesen sein, wie derzeit geprüft wird. Die von Boeing zugegebenen Softwareprobleme beziehen sich bisher auch nur auf den Lion-Air-Absturz im vergangenen Oktober. Die Piloten von Ethopian Airlines hatten "nur" Probleme mit der Geschwindigkeit vor dem Absturz angezeigt - einen entsprechenden KURIER-Bericht dazu bestätigten am Dienstag auch mehrere Fachmedien unter Bezug auf zwei Zuhörer des Funkverkehrs.
Nach dem Unglück mit 157 Todesopfern, darunter drei Österreicher, beschlossen China, Indonesien, Südkorea und Äthiopiens nationale Fluggesellschaft sowie eine Reihe weiterer Airlines wie die mexikanische Aeromexico oder die brasilianische Gol, Boeings modernisierten Mittelstreckenjet vorerst am Boden zu lassen. Eine klare Reaktion der Luftfahrtbranche gibt es bisher allerdings nicht. Andere Airlines, darunter die großen US-Gesellschaften American und Southwest sowie die norwegische Norwegian oder die Iceland Air fliegen die Maschinen weiterhin. Auch die deutsche TUIfly, die heute einen weiteren dieser Flieger geliefert bekommt, will den Typ vorerst unverändert im Einsatz halten.
Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) erteilte vorerst jedenfalls kein Startverbot. Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) verwies, wie berichtet, auf die Zuständigkeit der EASA, diese müsse für Österreich ein Start- und Landeverbot verfügen. Allerdings sei in Österreich bisher noch kein Flugzeug dieses Typs gelandet, die betroffenen Fluglinien steuern damit Wien-Schwechat oder andere heimische Flughäfen nicht an.
Kurseinbruch
Die Aktien von Boeing büßten am Montag zum Börsenstart über zehn Prozent ein. Das bedeutete laut der Nachrichtenagentur Bloomberg den größten Tagesverlust im Handelsverlauf seit den Terroranschlägen in New York am 11. September 2001. Im Verlauf erholte sich die Aktie aber bereits und schloss 5,4 Prozent im Minus. Experten rechnen damit, dass sich das bald erholt, denn manche Fluglinien werden gerade jetzt bestellen, weil der Preis für die MAX-Serie nun günstiger werden könnte.
Mitgrund für die ganzen Probleme und den Einbau des MCAS-Sytsmes ist der Wettkampf um immer sparsamere Maschinen, mehr dazu lesen Sie hier: