Der Klimawandel verschärft die Hunger-Situation in Niger
Von Walter Friedl
Weltweit stirbt alle zehn Sekunden ein Kind an den Folgen von Hunger und Unterernährung. Zwar hat sich die Situation in den vergangenen Jahren vielerorts verbessert, was auch am 16. Oktober, dem Welternährungstag, konstatiert wird, allerdings haben global mehr als 820 Millionen Menschen zu wenig zu essen. Besonders prekär ist die Lage in Niger. Dort wirkt sich der Klimawandel dramatisch auf die Ernährungssicherheit aus.
Erträge um 90 Prozent zurückgegangen
„Zuletzt gab es zwar ausreichend Regen, doch die vergangenen Jahre war der Niederschlag viel zu gering, die Wüste breitet sich aus. Folge: Ernteten Bauern früher rund 2500 kg Getreide pro Hektar, ist es jetzt gerade einmal ein Zehntel dessen“, sagt Rakietou Mossi im KURIER-Gespräch, die in ihrer Heimat für die Hilfsorganisation CARE die notleidende Bevölkerung beim Überlebenskampf unterstützt. Zwei Millionen Menschen seien in Niger auf Lebensmittelhilfe angewiesen, das seien zehn Prozent der Bevölkerung.
Erschwert werde die Situation durch eine kleinteilige Landwirtschaft durch stete Erbteilung, wodurch die Flächen oft nicht größer als 0,5 Hektar seien, sagt Mossi, die sich jüngst in Wien aufhielt. Andererseits durch die Konflikte in den Nachbarländern Nigeria und Mali (wo Islamisten am Werk sind), die Menschen in die Flucht nach Niger trieben.
CARE setze aber nicht nur auf Nothilfe, sondern auch auf Prävention. „Da geht es um effizientere Anbautechniken, hitzeresistentere Aussaaten, Samenbanken, eine diversifizierte Landwirtschaft und vieles mehr. Zudem bauen wir auf Mädchenbildung. Die sind immer noch benachteiligt und werden weniger oft als ihre Brüder in die Schule geschickt.“ Zum Aufgabenbereich zähle auch der Kampf gegen Kinder-Ehen, denn oft würden schon 13-Jährige verheiratet werden. Neben einer Kampagne im Land, diesen Missstand zu beenden, setzt die CARE-Mitarbeiterin auch auf die beiden First Ladys (der muslimische Präsident hat zwei Ehefrauen), die sich dieser Agenda verschrieben hätten.
Forderung: Fokus Hilfe statt Migration
Von der EU erwartet sich Mossi, dass das Hauptaugenmerk weniger auf Migration gelegt werde, sondern auf die Entwicklung von Perspektiven für Frauen und Jugendliche in Niger, „dann würden sie sich erst gar nicht auf den Weg nach Europa machen“.